Ramadan: Italienische Schüler haben frei – weil niemand kommen würde

Frei wegen Ramadan: Das Vorgehen einer Schule löst in Italien eine heftige Kontroverse aus – sogar der Lega-Chef und der Staatspräsident schalten sich ein.

Muslime beten zum Ende des Fastenmonats in Mailand. (Archivbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In Italien erhalten Schüler fürs Fastenbrechen nach dem Ramadan frei.
  • Die Schulleitung befürchtet, dass viele sowieso nicht zum Unterricht erscheinen würden.
  • Einige sehen darin einen Angriff auf italienische Werte, andere begrüssen den Entscheid.

Weihnachten, Ostern oder Auffahrt: In Europa ist es gang und gäbe, dass Schüler an christlichen Feiertagen keinen Unterricht haben.

Gerade mit der Zuwanderung aus muslimischen Ländern stellt sich jedoch die Frage, wie man beispielsweise mit dem Ramadan umgeht.

Denn das Fastenbrechen am Ende des Fastenmonats, das dieses Jahr auf Mittwoch, den 10. April, fällt, gilt als wichtiger Feiertag im Islam. Es ist auch bekannt unter den Namen Eid al-Fitr oder Zuckerfest.

Wie italienische Medien berichten, hat die Schule «Iqbal Masih» in Mailand deshalb den 10. April zum Feiertag erklärt. Die Schüler haben somit keinen Unterricht. Der offizielle Grund für die Entscheidung: Selbst wenn sie nicht freihätten, würden viele Schüler wahrscheinlich trotzdem mit Abwesenheit glänzen.

An der Schule haben nämlich 43 Prozent ausländische Wurzeln – zahlreiche davon sind Muslime. So wollte die Schulleitung von Anfang an klare Verhältnisse schaffen und sagte den Unterricht ganz ab. Aus ihrer Sicht hätten Lektionen mit so vielen Abwesenden schlicht keinen Sinn.

Salvini: Frei an Ramadan ist «gegen die Werte unseres Landes»

Brisant: Es handelt sich um die erste Schliessung einer staatlichen italienischen Schule wegen eines Feiertags aus dem Islam. Entsprechend fallen die Reaktionen gemischt aus – auch hochrangige Politiker nehmen Stellung dazu.

So äusserte sich Matteo Salvini, Parteichef der rechten Lega, auf X (vormals Twitter) kritisch. Der Entscheid der Schule sei «inakzeptabel», sagt er. Sie verstosse damit «gegen die Werte, die Identität und die Traditionen unseres Landes».

Salvinis Fazit zur Ramadan-Schliessung: «Das ist nicht das Modell von Italien und Europa, das wir wollen.»

Umfrage

Sollten westliche Schulen ihren Schülern wegen des Ramadans freigeben?

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Nein.
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Etwas anders sieht es Staatspräsident Sergio Mattarella. Der Mitte-links-Politiker begrüsst den Entscheid der Schule. Gemäss «Fanpage.it» soll die Schule ihn wegen der vielen negativen Stimmen um Hilfe gebeten haben.

Und tatsächlich reagierte Mattarella positiv auf die Idee. «Ihr habt meine Unterstützung», liess er verlauten.

Der Ramadan sorgt nicht nur in Italien, sondern auch in anderen europäischen Ländern für Diskussionen. Frankfurt hat als erste deutsche Stadt eine Beleuchtung für den Fastenmonat aufgehängt. Das kam ebenfalls nicht überall gut an.