Macron ernennt Jean Castex zum neuen Premier

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Frankreich,

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat den 55 Jahre alten Jean Castex zum neuen Premierminister ernannt. Das teilte der Präsidentenpalast am Freitag mit.

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Jean Castex wurde von Emmanuel Macron zum neuen französischen Premierminister ernannt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am Freitagmorgen trat die gesamte französische Regierung zurück.
  • Am Mittag ernannte Emmanuel Macron Jean Castex zum neuen Premierminister.
  • Castex war bisher für die Corona-Krise zuständig.

In Frankreich geht es Schlag auf Schlag. Nur wenige Stunden nach dem Rücktritt der französischen Regierung ernennt Präsident Emmanuel Macron den 55 Jahre alten Jean Castex zum neuen Premierminister. Das teilte der Präsidentenpalast am Freitag mit. Zuvor waren Premier Édouard Philippe und die Mitte-Regierung geschlossen zurückgetreten.

Castex ist bisher in der Corona-Krise dafür zuständig, die Lockerungen zu koordinieren. Der Vertraute des früheren konservativen Präsidenten Nicolas Sarkozy ist Bürgermeister der Stadt Prades in Südwestfrankreich.

Er ist ein hochrangiger Politikfunktionär, kommt von den bürgerlichen Rechten und ist in der Öffentlichkeit nicht besonders bekannt. In der französischen Presse hat er den Spitznamen «Monsieur déconfinement» - das Wort «déconfinement» steht für die Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen in der Corona-Krise.

Macron plant nach Wahlschlappe Neuausrichtung seiner Politik

Der Rücktritt der Regierung war nicht überraschend gekommen. Macron will seine Politik neu ausrichten und deshalb mit einer anderen Regierungsmannschaft arbeiten. «Ökologischer Wiederaufbau» ist nun eines seiner Schlagworte. Der 42-Jährige betonte in Interviews mit Regionalzeitungen aber auch: «Ich glaube, dass der Kurs, den ich 2017 eingeschlagen habe, nach wie vor richtig ist.» Er wolle künftig aber noch viel mehr auf Dialog setzen.

emmanuel Macron
Emmanuel Macron, Präsident von Frankreich. - dpa

Macron strebt nach der Coronakrise einen Wiederaufbau des Landes an - das betrifft nach seinen Worten die Wirtschaft, das Soziale, den Umweltschutz und die Kultur. Der Herbst werde schwierig werden «und wir müssen uns darauf vorbereiten», sagte er in einem Interview von Regionalzeitungen. Grosse Sorgen macht ihm beispielsweise, dass im Herbst bis zu 900 000 junge Menschen auf den Arbeitsmarkt kommen und möglicherweise vor verschlossenen Pforten stehen werden.

Macron war nach der Endrunde der Kommunalwahlen Ende Juni erheblich unter Druck geraten, da sich sein Mitte-Lager bis auf wenige Ausnahmen nicht in grossen Städten durchsetzen konnte. Stattdessen gab es eine «Grüne Welle» - Grüne und ihre Verbündeten eroberten grosse Städte wie Lyon, Strassburg oder Bordeaux. In der südwestfranzösischen Stadt Perpignan setzte sich ein Kandidat der Rechtsaussenpartei Rassemblement National (RN - früher Front National) durch.

Schwieriger Stand der französischen Premierminister

Philippe hatte die Mitte-Regierung seit Mai 2017 geführt. Der ursprünglich aus dem Lager der bürgerlichen Rechten stammende Politiker hatte Ende Juni als Bürgermeisterkandidat die Kommunalwahl in der nordfranzösischen Hafenstadt Le Havre für sich entschieden - dort war er schon einmal Bürgermeister gewesen.

Frankreichs Premierminister Édouard Philippe gibt in Le Havre seine Stimme ab.
Frankreichs Premierminister Édouard Philippe gibt in Le Havre seine Stimme ab. - sda - KEYSTONE/EPA/SAMEER AL-DOUMY / POOL

Über die politische Zukunft Philippes wurde monatelang spekuliert. Während der schweren Corona-Krise hatte es Spannungen an der Spitze des Staates gegeben. So drückte Macron beim Lockern der strikten Ausgangsbeschränkungen aufs Tempo, während Philippe bremste. In Beliebtheitsumfragen schneidet der hünenhafte Politiker wesentlich besser ab als Macron. Philippe hatte in der Corona-Krise, die Frankreich mit rund 30 000 Toten schwer traf, als ruhig wirkender Krisenmanager deutlich an Statur gewonnen.

Premierminister haben in Frankreich einen schwierigen Stand, da üblicherweise der Staatspräsident im Rampenlicht steht und die grossen Linien vorgibt. So vertritt der Staatschef Frankreich bei EU-Gipfeln oder anderen internationalen Spitzentreffen. Der damalige konservative Präsident Nicolas Sarkozy, der von 2007 bis 2012 regierte, bezeichnete seinen Premier François Fillon einmal herablassend als seinen «Mitarbeiter».

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