France Télécom: Urteile im Prozess um Suizidserie
Gut zehn Jahre ist es her, dass zahlreiche Suizide bei France Télécom Frankreich entsetzten. Über den Fall hat nun ein Gericht entschieden.

Das Wichtigste in Kürze
- Nach einer Suizidserie bei France Télécom sind mehrere Manager verurteilt worden.
- Unter ihnen auch Didier Lombard, welcher zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt wurde.
- Vor Gericht stand das Führungspersonal wegen Mitarbeiter-Mobbings.
Ein Gericht in Paris verurteilte den ehemaligen CEO der France Télécom, Didier Lombard, zu einem Jahr Gefängnis. Davon verbringt Lombard acht Monate auf Bewährung, wie französische Medien am Freitag berichteten. Lombard soll ausserdem eine Geldstrafe von 15'000 Euro zahlen. In Frankreich standen zum ersten Mal ein Konzern dieser Grössenordnung und dessen Führungspersonal wegen Mobbings vor Gericht.
«Management durch Terror»
Die Suizide hatten Frankreich vor Jahren erschüttert. Bei dem Unternehmen habe ein «Management durch Terror» geherrscht, schrieb ein Mitarbeiter in seinem Abschiedsbrief. Ein Angestellter warf sich vor den Zug, eine Frau stürzte sich aus ihrem Bürofenster. Ein Techniker rammte sich ein Messer in den Bauch.

Diese und weitere schreckliche Geschichten waren damals bekannt geworden. Gut zehn Jahre später hat nun erstmals ein Gericht darüber geurteilt.
Zwei weitere Ex-Manager der France Télécom, das sich 2013 in Orange umbenannte, wurden ebenfalls zu Gefängnisstrafen verurteilt. Ausserdem wurden vier ehemalige Führungskräfte der Mittäterschaft für schuldig befunden.
Lombard legte Berufung ein
Das Unternehmen soll die Höchststrafe von 75'000 zahlen. Lombard hat nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP Berufung eingelegt. Orange hingegen akzeptierte die Entscheidung des Gerichts.
Lombard stritt die Vorwürfe vor und während der Verhandlung ab. Französischen Medien zufolge soll er 2006 gesagt haben, dass er die Angestellten dazu bewegen werde, den Konzern zu verlassen.
«Entweder durch das Fenster oder die Tür.» Auch das streitet er ab. Verteidiger argumentieren, dass die Suizidrate im Unternehmen etwa derjenigen der gesamten Bevölkerung entspricht.
Kommission für die Entschädigung Betroffener
Orange betonte nach der Urteilsverkündung, eine Reihe von Massnahmen ergriffen zu haben, um Leiden am Arbeitsplatz zu verhindern. Im Juli 2019 wurde beschlossen, eine Kommission für die Entschädigung von einzelnen Betroffenen zu schaffen. Sie solle «gütliche (...) Lösungen finden, um lange, kostspielige und sozial schmerzhafte Rechtsstreitigkeiten für die Betroffenen zu vermeiden», hiess es weiter.
Die Gewerkschaft CGT begrüsste die Entscheidung. «Es ist ein wichtiges Urteil für die Opfer dieser Zeit bei France Télécom. Ihr Leiden, ihre Verzweiflung wird anerkannt und einige der Schuldigen verurteilt.»