Virus vermasselt Neujahrsfest in China: «Die Stimmung ist schlecht»

Die Angst vor der Lungenkrankheit geht um. Das Ausmass der Ansteckung wird von Ärzten und Pflegern vertuscht. Mehrere Städte wurden abgeschottet.

Wegen des Coronavirus braucht es nun eine im Kanton Schwyz eine Genehmigung für Anlässe mit mehr als 150 Personen. (Symbolbild) - dpa

Das Wichtigste in Kürze

  • Das in Coronavirus vermasselt den Chinesen die Vorfreude auf das Neujahrsfest.
  • Zahlreiche Städte rund um Wuhan wurden abgeschottet.
  • Die Krankenhäuser sind überfüllt.

So ein trauriges Neujahrsfest hat es in China schon seit Jahrzehnten nicht mehr gegeben. Nach dem Ausbruch der Lungenkrankheit sind zig Millionen Menschen in der Metropole Wuhan und umliegenden Städten praktisch von der Aussenwelt abgeschottet.

Virus legt Verkehr lahm

Der Nahverkehr, Flüge und Züge wurden gestoppt, die Menschen trauen sich nicht vor die Tür. Die Angst vor dem Virus ist gross. «Die Stimmung in der Familie ist sehr schlecht», schildert Zhang Lin, Professorin an der Wuhan Universität, die ihre Eltern zu dem wichtigsten chinesischen Familienfest zu Besuch hat. «Die Gemütslage ist sehr gedrückt.»

Krankenhäuser überfüllt

Die Krankenhäuser können den Ansturm der Kranken nicht bewältigen. Viele Krankenpfleger und Ärzte sind selber erkrankt. Das wahre Ausmass wird offenbar vertuscht. Offiziell ist nur von 15 Infektionen bei Krankenhauspersonal die Rede.

Ein hoch ansteckender Patient hatte als eine Art «Super-Spreader» das Virus verbreitet. Er habe allein 14 Mitarbeiter angesteckt, wird berichtet.

Chinesen kaufen Dekoration für das Neujahrsfest. - dpa

Die Zahl der Erkrankten steigt täglich. Es fehlt an Betten und an Tests, um Infizierte zu diagnostizieren. «Jetzt sind viele Krankenhäuser nicht mehr in der Lage, so viele Patienten unterzubringen», berichtet ein Studienabsolvent in Wuhan.

«Die Zahl der Kranken muss höher sein als offiziell berichtet», ist der 21-Jährige überzeugt. Es sei traurig: «Die Auswirkungen sind schon heftig», sagte er. «Heute ist der Neujahrsabend. Ich werde zuhause mit meiner Familie zu Abend essen und Fernsehen schauen.»

Die Stimmung für das Neujahrsfest war dieses Jahr gedrückt. Trotzdem gibt es Feuerwerke. - dpa

Wie lange die Millionenmetropolen in Zentralchina jetzt praktisch in Quarantäne genommen werden, ist unklar. Ohnehin dauert das Fest zwei Wochen. Aber die Ferien können auch mal vier Wochen gehen.

Einige Hundert Millionen Menschen sind zu ihren Familien in die Heimatorte gefahren. Gerade diese «grösste jährliche Völkerwanderung» dürfte das Virus erst so richtig im Land verbreitet haben.

Menschenansammlungen sollten vermieden werden

Am Sonntag gab es in Wuhan sogar noch in alter Tradition ein grosses Essen zum Neujahrsfest, zu dem die Stadt rund 40'000 Menschen eingeladen hatte. Viele Ärzte schütteln heute den Kopf darüber. Zu dem Zeitpunkt sprach schon vieles dafür, das das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird.

Am Tag drauf wurde es offiziell bestätigt. Nur vier Tage später werden sogar Tempelfeste zum Neujahrsfest selbst im fernen Peking abgesagt oder Disneyland in Shanghai geschlossen, um solche Ansammlungen von Menschen zu vermeiden, damit sich das Virus nicht weiter verbreiten kann.