Hohe Geldstrafen in Australien für zwölf Medien im Fall George Pell

Trotz einer Unterlassungsanordnung berichteten australische Medien über einen pädophilen Vatikan-Mitarbeiter. Nun wurden sie gebüsst.

Kurienkardinal George Pell steigt in Melbourne aus einem Auto aus. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Mehrere Medien berichteten trotz einer Unterlassungsanordnung über den Fall George Pell.
  • In Australien wurden sie deshalb zu einer Busse verurteilt.
  • Der ehemalige Vatikan-Schatzmeister George Pell wurde wegen sexueller Nötigung verurteilt.

Ein australisches Gericht hat zwölf Medienunternehmen des Landes zu Geldstrafen von insgesamt 1,1 Millionen australischen Dollar (760'000 Franken) verurteilt. Die Medien hatten sich demnach nicht an eine Unterlassungsanordnung für die Berichterstattung über die Verurteilung des ehemaligen Vatikan-Schatzmeisters George Pell wegen sexueller Nötigung von Kindern gehalten.

Der Richter des Obersten Gerichtshofs im australischen Bundesstaat Victoria, John Dixon, verhängte laut Mitteilung vom Freitag die höchste Gesamtstrafe gegen Nine Entertainments «The Age» mit 450'000 Dollar für zwei Artikel und einen Leitartikel, während er die höchste Einzelstrafe gegen die Nachrichtenwebsite von News Corp mit 400'000 Dollar für einen Online-Artikel verhängte.

Keine Klage gegen einzelne Journalisten

Die Unternehmen, die grösstenteils Nine Entertainment und Rupert Murdochs News Corp gehören, hatten bereits im Februar eingeräumt, gegen die Unterlassungsanordnung bezüglich der Berichterstattung über den Prozess und die Verurteilung des Kardinals verstossen zu haben. Daraufhin hatte der Staat zugestimmt, alle Anklagen gegen einzelne Journalisten und Redakteure fallen zu lassen.

Der australische Kardinal George Pell war zunächst wegen des sexuellen Missbrauchs von Kindern zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Pell war früher Finanzchef des Vatikans und Berater von Papst Franziskus. Er war der bisher ranghöchste katholische Geistliche, der wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde.

Nach Überzeugung des Gerichts soll er 1996 und 1997 zwei 13-jährige Chorknaben missbraucht haben. Pell bestritt die Vorwürfe und ging gegen das Urteil vor. Nachdem er ein Jahr in Haft verbrachte, wurde das Urteil im April vergangenen Jahres dann aufgehoben.