Cannabis

Deshalb droht Kiffer-Paradies Thailand das Ende!

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Thailand,

Mit der weitgehenden Legalisierung von Cannabis-Anbau, -Verkauf und -Konsum preschte Thailand 2022 vor. Jetzt will die Regierung zurückrudern.

Thailand
In Ferienorten wie Patong auf Phuket sind viele Cannabis-Kioske, Läden und Coffee Shops auszumachen. - Travelnews

Das Wichtigste in Kürze

  • In Asien droht in vielen Ländern wegen Drogenvergehen die Todesstrafe.
  • Anders Thailand: Dort ist Handel und Konsum von Cannabis erlaubt.
  • Neue Regulierungen und Gesetze könnten dies jedoch bald ändern.

Auf Drogenhandel und Drogenkonsum steht in vielen südostasiatischen Ländern langjährige Haft oder sogar die Todesstrafe – in der Theorie.

Die Praxis ist differenzierter. Ein Beispiel aus Laos: Zwei Frauen betreten die Jadee Bar in Vang Vieng, einem malerischen Ort 130 Kilometer nördlich der Hauptstadt Vientiane. Beliebt bei Rucksacktouristen.

«Eine Cola, ein Bier, zwei Joints» bestellt die eine. «Augenblick bitte», antwortet der Barmann, der selber gerade am Stummel einer Marihuana-Zigarette saugt. «Wir müssen sie erst drehen.»

Todesstrafe für Drogenvergehen

Theoretisch werden in Laos schon für den Besitz geringer Mengen Drogen mehrjährige Haftstrafen angedroht. Sogar das Rauchen eines Joints kann zu einer substanziellen Busse führen.

Auf schwere Drogenvergehen steht lebenslange Haft oder sogar die Todesstrafe (wobei seit 1989 keine Hinrichtungen mehr vollstreckt worden sind).

Warst du schon einmal in Asien?

Noch strenger sind die Indonesier: Seit 2015 werden Drogenkriminelle wieder hingerichtet, auch Ausländer. In Singapur ist die Todesstrafe für den Besitz bestimmter Mengen von Drogen sogar obligatorisch.

In Malaysia ist sie bei schweren Drogendelikten zwingend vorgeschrieben; in Vietnam droht sie ab dem Besitz von 20 Kilo Opium oder 600 Gramm Heroin.

Haschisch, Pilze, Lachgas

Doch in Vang Vieng scheinen die Behörden beide Augen zuzudrücken. In den Bars wird nicht nur Haschisch verkauft und konsumiert; man kann auch Getränke ordern, in die halluzinogene Pilze verarbeitet worden sind.

Wechseln wir ins Viva Pub an der Hauptstrasse von Vang Vieng. Eine beliebte Diskothek für all jene, denen die mitternächtliche Schliessung der Bars zu früh kommt.

Im Viva Pub werden der Partygemeinde über den Tresen hinweg schwarze Ballone mit Lachgas gereicht. Preis: 100'000 Kip oder viereinhalb Franken pro Ladung.

Gekifft wird selbstverständlich auch hier, und auch hier wird die berauschende Pilzmischung genossen.

Viva Pub Thailand
Im Viva Pub in Vang Vieng gibt es Lachgas-Ballone für viereinhalb Franken. - Travelnews

«Offensichtlich gibt es eine Vereinbarung zwischen den Behörden und den Barbetreibern», sagt Álvaro. Ein junger Anwalt aus Madrid, der als Blogger unterwegs ist.

Aber der rechtsfreie Raum, geschaffen, um die meist jungen Touristen nicht abzuschrecken, gelte nur für die Bar, sagt der Spanier: «Ich habe drei Italienerinnen getroffen, die das Marihuana nach draussen mitnahmen. Sie wurden von der Polizei erwischt und mussten je 250 Dollar Busse bezahlen.»

Cannabis-Laden an jeder Ecke

Auch Thailand kennt drakonische Sanktionen für Drogenvergehen; die Möglichkeit der Todesstrafe bei bestimmten Delikten besteht ebenfalls.

Doch für Cannabis gilt das seit drei Jahren nicht mehr. In Ferienorten wie Pattaya und in Stadtteilen Bangkoks und anderer Grossstädte sind an jeder Ecke Cannabis-Kioske, Läden und Coffee-Shops installiert. Im ganzen Land inzwischen weit mehr als 10'000.

Sie tragen Namen wie «Let’s Roll», «All Time High» oder «Happy Cannabis». Ihre Ware preisen sie mit grellen Schildern an. Auf denen ist stets ein Cannabisblatt und des Öfteren Bob Marley zu sehen, der Reggae-König und Gott des Kiffens.

Bars müssen Cannabis-Shops Platz machen

An der Bangla Road im Badeort Patong auf Phuket zum Beispiel, einer beliebten Flaniermeile, haben Cannabis-Shops Bars und Läden verdrängt. In Bangkoks Stadtviertel Sukumvit gibt es sogar einen sehr gut sortierten Cannabis-Supermarkt.

Konsumenten bekommen alles: Marihuana kostet umgerechnet 25 Franken für zehn Gramm oder für drei fertige Joints.

Haschisch (das Harz der Cannabis-Pflanze) zum Rauchen oder zum Verdampfen wird ebenfalls angeboten. Dazu diverse Cannabis-Öle, Tees, Kekse, Lutschbonbons und Getränke, Salben und Tinkturen.

Kiffen Thailand
Auch in Apotheken gibt es Cannabis-Produkte. - Travelnews

Daneben gibt es «Dispensaries», also Apotheken, in denen Cannabis-Produkte mit einem niedrigen TBC-Wert für medizinische Anwendungen verkauft werden.

Wie ist Thailand zum neuen Kiffer-Mekka geworden? Ein Berufskollege in Bangkok erklärt es so: Die damalige Regierung legalisierte den Anbau, Verkauf und Besitz von Cannabis 2022 als erstes Land in Südostasien weitgehend.

Der Anbau muss angemeldet werden. Der Verkauf ist erlaubt, solange die Produkte einen THC-Gehalt von maximal 0,2 Prozent haben. Das Rauchen von Cannabis in der Öffentlichkeit ist weiterhin verboten.

Über 3000 Häftlinge freigelassen

Mit der Legalisierung verfolgte die Regierung mehrere Ziele: Erstens wollte man die Justiz entlasten. Tatsächlich wurden im Juni 2022 mehr als 3000 wegen Cannabis-Konsums oder Handels verurteilte Häftlinge freigelassen.

Zweitens wollte man der Landwirtschaft neue Einnahmequellen verschaffen und einen neuen ländlichen Wirtschaftszweig mit Wachstumspotenzial schaffen.

Drittens sollte der Medizintourismus angekurbelt werden, ein wichtiger wirtschaftlicher Faktor in Thailand: «Global Market Insight» schätzt Thailands Einnahmen aus dem Gesundheits- und Wellnesstourismus im Jahr 2024 auf mehr als 31 Milliarden US-Dollar.

Kiffer statt Medizintouristen

Doch was passierte, übertraf alle Vorstellungen: Innert kürzester Zeit wurde Cannabis zur Milliardenindustrie. Statt Medizintouristen kamen Kiffer. An die gesetzlichen Vorgaben hält sich niemand.

Der TBC-Gehalt der verkauften Ware ist viel höher als erlaubt. Eine junge Deutsche, die teilweise in Hua Hin lebt und regelmässig Cannabis konsumiert, kauft dieses nur im Dispensary. «Was in normalen Läden angeboten wird, ist mir viel zu stark und haut mich um», sagt sie.

Inzwischen sind so viele Anbieter auf dem Markt, dass es nicht mehr für alle reicht. Im Preiskampf leiden zuerst die Bauern: Die Preise für legal angebautes Cannabis sind in drei Jahren um bis zu 90 Prozent eingebrochen.

Die Kundschaft fehlt in vielen Shops

Und bereits findet man geschlossene, zum Verkauf oder zur Vermietung ausgeschriebene Verkaufslokale. Eine Verkäuferin in einem Shop an der Hauptstrasse in Hua Hins Altstadt, beklagt sich, dass sie tagelang keine Kundschaft habe.

Die Regierung hingegen ist besorgt, weil die Entwicklung aus dem Ruder gelaufen ist, und will die Liberalisierung weitgehend zurücknehmen.

Schon Mitte Juli soll Cannabis nur noch kaufen dürfen, wer mit einem Arztzeugnis einen medizinischen Grund dafür vorlegen kann.

Sollte Cannabis überall legalisiert werden?

«Ich glaube nicht, dass es zu echten Einschränkungen kommt», mutmasst der Kollege in Bangkok. «Zu viele Leute profitieren davon.»

Ein anderer thailändischer Gesprächspartner meint, die Thais würden pragmatisch auf die Einschränkungen reagieren: «Dann wird einfach die Zahl gekaufter oder gefälschter Arztzeugnisse explodieren.» Schon bald werden wir mehr wissen.

Hinweis: Dieser Artikel wurde zuerst auf «Travelnews.ch» publiziert.

Kommentare

User #2541 (nicht angemeldet)

Je mehr Drogen legalisiert werden, um so mehr nimmt dabei die Drogenkriminalität ab.

User #5174 (nicht angemeldet)

Auch das ein Land wo ich niemals hinreisen werde... Wie auch Indien.

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