Auch in der französischen Schweiz gibt es eine Vielzahl von Mundart-Ausdrücken. Diese sind neuerdings auch online im einem Wörterbuch abrufbar.
Eine Lehrerin unterrichtet Patois und schreibt damit mit Kreide auf die Wandtafel.
Eine Lehrerin unterrichtet Patois und schreibt damit mit Kreide auf die Wandtafel. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Wörterbuch der französischen Mundart ist nun auch online verfügbar.
  • Die Universität Neuenburg sammelte dafür bisher 37'000 Einträge des Patois.

Das Wörterbuch der Dialekte der französischen Schweiz ist neu online zugänglich. Auf dem Portal der Universität Neuenburg sind bisher 37'000 Einträge zu finden. Im Kanton Freiburg ist das Interesse am Patois vor allem bei den Jungen stark gestiegen.

Mehrere Bände in digitalisierter Form

Das Online-Wörterbuch der verschiedenen regionalen Dialekte der französischen Schweiz kann über die Internet-Adresse «portail-gpsr.unine.ch» abgerufen und gratis genutzt werden. Die Universität Neuenburg und die Schweizerische Akademie der Geistes- und Sozialwissenschaften haben das Projekt in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule für Verwaltungsmanagement und Betriebswirtschaft der Kantone des Arc jurassien entwickelt und finanziert.

Es handelt sich um die digitalisierte Form eines seit 1924 erscheinenden mehrbändigen Wörterbuchs, des «Glossaires des patois de la Suisse romande» (GPSR). Dieses erfasst den Wortschatz der westschweizerischen Dialekte, die zum Teil vom Aussterben bedroht sind. Das gleichnamige Institut mit Sitz in Neuenburg gibt das Wörterbuch heraus.

Yan Greub, Direktor des GPSR, verspricht sich von der digitalen Version des Wörterbuchs, dass sich damit das Kulturgut der regionalen Dialekte der frankophonen Schweiz sowohl den Wissenschaftlern als auch der breiten Öffentlichkeit erschliesst. Für den Gelegenheitsnutzer könnte sich die Benützung der Papierversion als kompliziert erweisen, während die Online-Ausgabe ganz einfach über Computer, Mobil-Telefon oder Tablet abrufbar sei.

Sprache der Landbevölkerung

In der Romandie wird neben dem Standardfranzösisch auch Patois gesprochen, allerdings ist die Mundart in der Romandie lange nicht so stark wie in der Deutschschweiz. Das Patois sprechen und beherrschen heute vor allem die älteren Leute auf dem Land.

Es gibt seit einiger Zeit aber wieder ein gestiegenes Interesse an der frankophonen Mundart, wie Marcel Thürler, Präsident des Vereins zur Förderung des Patois im Kanton Freiburg, im Gespräch mit der Agentur Keystone-SDA erzählt. Zum Wiederaufschwung beigetragen habe auch die Herausgabe eines Lexikons patois-französisch, das sich bisher über 5000 Mal verkauft habe.

Begehrte Sprachkurse

Einen kleinen Boom ausgelöst hat laut Thürler auch das internationale Fest des Patois, das im Jahr 2013 in Bulle FR stattfand. Seither wollten vermehrt junge Menschen Patois erlernen.

Diese profitieren davon, dass an den Orientierungsschulen viele Lehrer freiwillig Patois unterrichten. Die Zahl der Kurse stieg so von 278 im Schuljahr 2015/2016 auf 293 im darauffolgenden Schuljahr.

«Die Jungen wollen die Sprache ihrer Vorfahren lernen und verstehen, und sei es nur um die traditionellen Volkslieder zu singen», stellte Thürler fest. Er zeigt sich zuversichtlich für die Zukunft des Patois. Nicht einzig bei der Landbevölkerung sei die Faszination für dieses Idiom gross, sondern auch in den Städten. Das beste Beispiel dafür sei, dass die im Patois ausgestrahlte Sendung von Radio Fribourg am Sonntagmorgen die meist gehörte des ganzen Senders sei.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Universität Neuenburg