Mandarinli-Esser im ÖV machen Pendler sauer

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Zürich,

Manche Pendlerinnen und Pendler schnabulieren im ÖV gerne ein Mandarinli. Das passt nicht allen. Eine Knigge-Expertin gibt Rat.

ÖV
Solche Szenen trifft man im ÖV oft an: Für die einen ist das Mandarinli im Zug ein Genuss, für die anderen ein Ärger. - Nau.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Mandarine ist in der Adventszeit ein beliebter Snack im ÖV.
  • «Hört auf, überall Mandarinen zu fressen», regt sich ein Deutscher auf Social Media auf.
  • Das Mandarinen-Essen im Zug ist laut einer Knigge-Expertin nur in einem Fall in Ordnung.

Besinnlich soll es in der Adventszeit sein. Nur: Ausgerechnet die klassische Adventsfrucht sorgt regelmässig für saure Gesichter – das Mandarinli.

Gerne packen Pendlerinnen und Pendler die orange Frucht im Zug aus. Sie schälen sie und schieben sich Schnitz für Schnitz in den Mund. Der Duft verteilt sich im gesamten Abteil.

Und wohin mit den Schalen? Wie im Fall einer Zürcher Pendlerin kürzlich landen diese zum Beispiel auf dem Tischchen im Abteil.

Der Mandarinli-Schmaus im ÖV geht einigen Menschen mächtig auf den Wecker. In Deutschland macht ein User seinem Unmut auf der Plattform Reddit Luft.

Pendler wettert über Mandarinli-«Fresser»

«Hört auf, überall Mandarinen zu fressen», lautet der Titel seines Posts. Kaum werde es kalt, scheine «jeder Deutsche permanent ein Säckchen Mandarinen mit sich zu tragen».

Sein Lamento geht weiter: «Im Bus? Jemand isst die Teile. Im Zug? Jupp, der halbe Wagen.»

Auch erwähnt er die Uni-Vorlesung als Hotspot für die Frucht. Dort scheine die Mandarine «das einzig verfügbare Nahrungsmittel zu sein».

Nerven dich Mandarinli-Esser im ÖV?

Der User gibt an, allergisch gegen die Frucht zu sein. Den Konsum von Mandarinen in seiner Nähe vergleicht er mit einem «Tränengasangriff» auf seine Augen.

«Ich will doch einfach nur den Tag rumbringen, ohne auszusehen, als hätte ich seit Wochen durchgeheult.» Er fordert: «Stopft euch euer Vitamin C zu Hause rein, oder in der Mensa, oder draussen.»

«Schlägt ein wie eine Bombe»

Die Mandarinli-Pendler lassen sich den süssen Schmaus nicht verderben. Sie gehören tatsächlich auch zur Mandarinen-Fress-Fraktion und lieben den Geruch dazu noch absolut, antwortet eine Userin. «Mein Büro wäre für dich in den Wintermonaten also tabu.»

Eine Userin zeigt Verständnis für beide Seiten. Sie verstehe die Liebe für Mandarinen, aber auch sein Leid.

Mehr Zurückhaltung beim öffentlichen Mandarinli-Schnabulieren steht für sie dennoch nicht zur Diskussion. Stattdessen fragt sie, ob er keine Möglichkeit habe, sich jeweils umzuplatzieren.

Auch eine deutsche Autorin hat nichts für Mandarinen übrig. In einem Kommentar auf dem fränkischen Portal «inFranken.de» schildert sie, warum.

«Der Duft schlägt ein wie eine Bombe», schreibt sie. Wobei Duft in ihren Augen der falsche Ausdruck für die Frucht sei. «Penetranter Gestank» treffe es aus ihrer Sicht besser.

Verunsicherung

Bis jetzt ist nicht geklärt, wer im Mandarinen-Zoff im Recht ist. Bereits vor sechs Jahren fragte eine Userin auf Reddit, ob es unsozial sei, eine Mandarine im Zug zu essen. Anlass dazu gab ihr die Reaktion ihrer Freundin.

«Das wirst du doch nicht hier essen, das ganze Abteil stinkt nach Mandarine!», habe ihre Freundin gesagt, als sie im Zug eine Mandarine zu schälen begonnen habe.

Die Reaktion der Freundin verunsicherte die Userin. Sie findet den Geruch von Mandarinen selbst nicht unangenehm, wie sie schreibt.

«Aber ich würde es weniger schätzen, wenn jemand einen Hering mit Zwiebeln im Zug (oder in der U-Bahn/Strassenbahn/Bus) vertilgen würde.»

Mandarinli-Essen geht nur, «wenn man Zugabteil für sich hat»

Linda Hunziker, Knigge-Trainerin und Teamcoach bei H+S Knigge, bringt Licht ins Dunkel.

Das Essen von Mandarinen im Zug ist laut Hunziker nur in einem Fall in Ordnung. «Wenn man ein Zugabteil für sich hat und die Schalen sofort verschlossen entsorgt», sagt sie zu Nau.ch.

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Linda Hunziker ist Knigge-Trainerin und Teamcoach bei H+S Knigge. - zVg.

Es werde jedoch empfohlen, alternativ andere Snacks mitzubringen, sagt die Knigge-Expertin.

«Snacks, die weniger stark riechen, wie zum Beispiel vorbereitete Stücke Äpfel oder Birnen oder Beeren.» Aber auch hier sollte darauf geachtet werden, beispielsweise die Apfelstücke nicht laut knirschend zu verspeisen.

Schalen auf Zug-Tisch? Ein No-Go

Der allgemein als angenehm geltende Duft von Mandarinen ist noch kein Freipass für einen Mandarinen-Schmaus im ÖV.

«Der Geruch von Mandarinen ist sehr stark und die Schalen können einen noch intensiveren Geruch verbreiten», sagt Linda Hunziker.

Zudem sei das Schälen von Mandarinen eine klebrige Angelegenheit. «Weshalb die Schalen auch nicht auf dem Tischchen deponiert werden dürfen.» Damit der Mandarinen-Duft nicht im gesamten Zug verteilt werde, sollten die Schalen sofort verschlossen entsorgt werden.

In einer Sache ist aber auch die Knigge-Expertin überfragt. Weshalb es so populär sei, im Zug Mandarinli zu essen, könne sie nicht beantworten, sagt sie.

«Vielleicht weil sie praktisch sind zum Mitnehmen», rätselt sie. Oder: «Vielleicht, weil sie ein kleiner und erfrischender Snack ist oder weil sie eine weihnachtliche Stimmung verbreitet?»

Kommentare

User #4697 (nicht angemeldet)

ich hasse das geraschel von bäckertüten,dann der gestank und wie die leute immer wieder abbeissen,dann wieder geraschel,für mich sehr unangenehm

User #3846 (nicht angemeldet)

Ich bin zum Glück nicht auf den ÖV angewiesen. Denn was man alles von diesem ÖV hört ist bedenklich. Es nicht erleben zu müssen ist ein Glück.

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