Aaro Astala: Zweitbester Spieler der Welt spielt bei Floorball Köniz

Sébastian Lavoyer
Sébastian Lavoyer

Köniz,

Weltmeister, finnischer Meister, zweitbester Spieler der Welt: Aaro Astala ist einer, der den Unterschied macht. Jetzt spielt er in Köniz.

Aaro Astala, Floorball Köniz
Der finnische Weltmeister Aaro Astala hat in Köniz Grosses vor. - Dan Zaugg

Ein Pass von rechts durch den Torraum, Miska Mäkinen rauscht heran, schlenzt den Ball ins weite Eck – 5:4 für Finnland gegen Schweden.

Die Entscheidung im Unihockey-WM-Final 2024. Aaro Astala steht keine drei Meter daneben, reisst die Arme in die Luft. «Ich konnte es kaum glauben und habe es bis heute nicht wirklich realisiert, was wir da geschafft haben. Ein Kindheitstraum ging in Erfüllung», sagt der finnische Stürmer heute.

Wir treffen Astala auf der Bundeshausterrasse in Bern. 1.93 Meter gross ist er, die Haare hellblond, die Augen blau. Er trägt Schnauz, ein rotes Poloshirt, kurze Jeans und weisse Birkenstock. Eine Erscheinung, ein Mann der auffällt.

Auch auf dem Platz: Technisch stark, physisch präsent, taktisch klug. Aber im grössten Moment seiner Karriere war Aaro Astala bloss Zuschauer.

Das ist er selten. In zehn Jahren in der höchsten Liga Finnlands hat Astala in 279 Spielen 215 Tore erzielt und 245 Assists verbucht. 1,6 Skorerpunkte pro Spiel – das ist Weltklasse.

Wenig überraschend wurde er beim Golden Floorball Award 2024 von Fachjournalisten und Nationaltrainern zum zweitbesten Spieler der Welt gewählt.

Aaro Astala, Floorball Köniz
Aaro Astala will in Bern durchstarten - Dan Zaugg

Von Espoo nach Köniz

Jetzt spielt dieser Ausnahmespieler in der Schweiz, bei Floorball Köniz Bern (FBK). Ein Transfer, als würde Cristiano Ronaldo für YB auflaufen – nur eben im Unihockey.

Im Gegensatz zum Fussball ist die Schweizer Unihockey-Meisterschaft Weltklasse. «Die Liga war nie besser. Fast jede Mannschaft hat mindestens einen Spieler auf Weltklasse-Niveau», sagt René Berliat, Trainer von Köniz und einer der erfahrensten Coaches des Landes.

Neben der spielerischen Klasse verdienen die internationalen Stars hier sicherlich gleich gut, wenn nicht besser als in ihren Heimatländern. Kommt hinzu, dass die Schweiz für ihre Schönheit geschätzt wird, die kurzen Reisedistanzen auch.

Wird Astala bei Floorball Köniz durchstarten?

Zeitpunkt hat gepasst

«Für mich hat der Zeitpunkt gepasst», sagt Astala. Im Winter 2023/24 schloss der 28-Jährige seinen Master in Wirtschaftswissenschaften an der Aalto-Universität in Espoo ab. Astala sehnte sich nach einer neuen Erfahrung.

FBK war in der Pole Position – von vorneweg. Denn hier spielte sein Cousin Otto Lehkosuo von 2022 bis 2024. «Er hat vom Verein geschwärmt», sagt Aaro.

Von der Professionalität, dem Umfeld, den Perspektiven. Auch mit in Bern spielenden Landsleuten, Rasmus Kainulainen und WM-Siegtorschütze Miska Mäkinen, hat er gesprochen. Es hat sein Bild gefestigt, die Entscheidung erleichtert.

Astala kommt nicht nur als Weltmeister, sondern auch als finnischer Meister nach Bern. «Natürlich ist es mein Ziel, Schweizer Meister zu werden», sagt er offen. Ein Ziel, das sein Trainer teilt – wenn auch vorsichtiger formuliert.

Aaaro Astala, finnischer Weltmeister, spielt neu für Floorball Köniz
Astala wurde 2024 zum zweitbesten Spieler der Welt gewählt. - Dan Zaugg

Zwischen Leaderrolle und Verletzungspech

Mit 28 Jahren ist Astala in seinem neuen Verein «fast schon ein Veteran», wie er sagt. Er wird eine Leaderposition einnehmen. «Ich war nie der Erste, der geschrien hat. Aber ich pushe mein Team immer.»

Trainer Berliat geht noch weiter: «Aaro ist nicht nur ein Weltklassespieler, sondern auch eine grossartige Persönlichkeit. Er kann die Jungs mitreissen.» Im Training sei er fordernd, im Spiel fokussiert, in der Kabine humorvoll. Dieser Mix macht ihn wertvoll.

Knieverletzung zum Start

Der Start in Bern war holprig. Eine Knieverletzung warf ihn zurück. Er verpasste die gesamte Vorbereitung; auch der Saisonstart findet ohne ihn statt. Wie lange er fehlt, ist offen.

Astala kennt die Situation. Er wuchs schnell, litt an Rückenproblemen, riss sich mehrfach die Bänder, musste sich am grossen Zeh operieren lassen, erlitt einen kompletten Hamstringriss.

«Das Studium hat mir in diesen Phasen enorm geholfen», sagt er. Lernen, sich ablenken, Ziele setzen – das half. Auch jetzt sucht er wieder nach geistiger Beschäftigung. Er möchte in Bern ein Praktikum finden, am liebsten im Datenmanagement.

Er lebt in Liebefeld

Privat lebt er mit seiner Freundin in Liebefeld. Sie arbeitet remote für eine finnische IT-Firma und pendelt regelmässig nach Helsinki. Im Alltag ist Golf sein Ausgleich, oft mit Teamkollegen im Emmental. «Ich habe wohl ADHS, ich kann einfach nicht stillsitzen», sagt er lachend.

Schon als Kind war das so. Wobei er anfänglich nur Fussball im Klub spielte. Unihockey, das war der Sport, den er mit seinem Cousin Otto im Innenhof ausübte. Erst mit 13 hörte er mit Kicken auf und setzte voll auf Unihockey.

Mit herausragenden Resultaten – und in Bern will er ein weiteres Kapitel dieser Erfolgsgeschichte schreiben.

FBK: Weltklasse in allen Reihen

René Berliat weiss, dass er einige herausragende Spieler im Team hat. Neben Neuzugang Astala ist auch Nati-Torhüter Lukas Genhart zurückgekehrt. «Er bringt uns Ruhe und Konstanz auf einer Schlüsselposition», so Berliat. Dazu kommen Weltklassespieler wie Mäkinen, Kainulainen oder Jan Zaugg – und eine Vielzahl junger Talente. Spieler mit grossem Potenzial, die aber noch nicht gefestigt sind.

Berliat sagt: «Wenn alle bereit sind, auch in schwierigen Phasen alles zu geben, haben wir eine sehr gute Mischung.» Bei der Formulierung der Saisonziele ist er zurückhaltend.

Solid unter die ersten Sechs will er. «Wenn wir dann auch noch von Verletzungen verschont bleiben, können wir ein Wort mitreden, wenn die Meisterschaft in die Entscheidung geht.»

Die Meisterschaft beginnt für den Halbfinalisten der letzten Saison am Samstag, 13. September, in St. Gallen. Das erste Heimspiel steigt am Freitag, 19. September, in der Sporthalle Weissenstein um 19.30 Uhr.

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