Zehn Jahre nach ihrem letzten Triumph hat Viktoria Asarenka wieder die Chance auf den Sieg bei den Australian Open. Nach ihrem Halbfinaleinzug vermisst sie Kind und Hund – und teilt verbal aus.
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Steht in Melbourne im Halbfinale: Viktoria Asarenka. - Ng Han Guan/AP/dpa

Ihr kleiner Sohn Leo und der flauschige Hund Guapo müssen noch etwas auf Viktoria Asarenka warten. «Ein paar Tage noch und ich bin zurück», versprach die belarussische Tennisspielerin nach ihrem Halbfinaleinzug bei den Australian Open in die Kamera. Dann fiel ihr ein, dass ihr Hund «heute Geburtstag» habe: «Ich vermisse auch meinen Hund so sehr, ich bin auch eine Hunde-Mama. Ich habe jetzt zwei Kinder.»

Vor der Geburt ihres Sohnes hatte die frühere Weltranglistenerste das Grand-Slam-Turnier in Melbourne 2012 und 2013 gewonnen – ein Jahrzehnt später hat die inzwischen 33-Jährige die Chance auf einen dritten Triumph. «Ich sehe mich nicht als Aussenseiterin», sagte Asarenka nach dem 6:4, 6:1-Viertelfinalsieg gegen die favorisierte Jessica Pegula aus den USA: «Ich weiss, wozu ich in der Lage bin.»

Grosses Selbstvertrauen

Dass Asarenka nur so vor Selbstvertrauen strotzt, bewies sie auch anschliessend in der Pressekonferenz. Dort rechnete sie in teils derben Worten mit ihren Kritikern ab. «Es wurde gesagt, dass ich betrüge, dass ich falsch bin, dass ich andere aus dem Spiel nehme – das ist alles überhaupt nicht mein Charakter», sagte sie. Im Sport gebe es ein «unglaubliches Verlangen» nach der «Bösewicht-und-Helden-Geschichte», meine Asarenka, «aber wir sind keine Bösewichte, wir sind keine Helden. Wir sind normale Menschen, die viele Dinge durchmachen». Sie könne sich gut in Novak Djokovic hineinversetzen, der aktuell wegen seiner Oberschenkelverletzung beäugt wird.

Asarenka wurde auf ihren Halbfinalsieg 2013 in Melbourne gegen die US-Amerikanerin Sloane Stephens angesprochen, bei dem sie mit einer medizinischen Auszeit für Getuschel gesorgt hatte. Sie begründete es mit Atemproblemen, Beobachter berichteten damals von Nervenflattern. «Es hat zehn verdammte Jahre gebraucht, darüber hinwegzukommen», sagte sie: «Aber es kümmert mich überhaupt nicht mehr.»

So selbstbewusst wie Asarenka redet, so spielt sie auch. «Sie war klar in ihrer Spielweise, überzeugt von sich und hat Pegula keine Chance gelassen», lobe Eurosport-Experte Boris Becker. Letztes Jahr habe sie noch etwas ängstlich agiert und wurde von «Panikattacken» heimgesucht, doch davon habe sie sich inzwischen befreit, erklärte Asarenka. Sie versuche, weder positiv noch negativ ein Match zu bestreiten, «sondern nur neutral». Sie akzeptiere alle Ängste und Stimmungsschwankungen.

Im Halbfinale gegen Rybakina

Im Halbfinale trifft Asarenka auf Wimbledon-Gewinnerin Jelena Rybakina. Die 23-Jährige aus Kasachstan hatte zuvor gegen die Lettin Jelena Ostapenko mit 6:2, 6:4 gewonnen. Aufgrund des russischen Angriffskrieges in der Ukraine mit der Unterstützung von Belarus darf Asarenka in Melbourne nur unter neutraler Flagge starten.

Bei den Männern setzten sich der Grieche Stefanos Tsitsipas durch ein 6:3, 7:6 (7:2), 6:4 gegen den tschechischen Aussenseiter Jiri Lehecka und der Russe Karen Chatschanow durch. Chatschanow profitierte von der Aufgabe seines Viertelfinalgegners Sebastian Korda aus den USA beim Stand von 7:6 (7:5), 6:3, 3:0 wegen einer Handverletzung. Tsitsipas und Chatschanow kämpfen am Donnerstag im direkten Duell den ersten Finalplatz aus.

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