Sechs Wochen vor den Olympischen Spielen in Peking müsste das IOC im Fall Peng Shuai eigentlich Stärke zeigen. Stattdessen kuschelt man sich an den Drachen.
Peng Shuai IOC China
Thomas Bach, Präsident des IOC, geht vor den Olympischen Spielen in Peking nicht auf Konfrontationskurs mit China. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Tennis-Star Peng Shuai hat ihre Vorwürfe wegen sexuellen Missbrauchs dementiert.
  • In den Staatsmedien posiert die 35-Jährige mit Basketball-Ikone Yao Ming.
  • Dass sie wirklich frei ist, ist nur mit viel Blauäugigkeit zu glauben. Ein Kommentar.
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Anfang November sorgte das Verschwinden von Tennis-Star Peng Shuai für Aufsehen. Die Chinesin hatte dem Politiker Zhang Gaoli sexuellen Missbrauch vorgeworfen. Ihr Beitrag im chinesischen Facebook-Äquivalent Weibo verschwand rasch – und Peng ebenso.

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Nun hat die Chinesin ihre Vorwürfe gegen Zhang und seine Frau zurückgezogen. Sie habe nie von Missbrauch gesprochen, ihr Post sei missverstanden worden. «Ich bin sehr frei», sagt Peng – und Staatsmedien zeigen sie mit Basketball-Star Yao Ming.

China fühlt sich in der Opferrolle wohl

Man muss von besonderer Blauäugigkeit sein, um ernsthaft zu glauben, dass Peng Shuai wirklich frei ist. Dass sie ihre Vorwürfe löscht und nun dementiert, sie je gemacht zu haben, passt gut ins Bild von Chinas Medien-Diktatur.

China zeigt sich als unschuldiges Opfer westlicher Propaganda. Pengs öffentlicher Auftritt ist eine Botschaft an jene Länder, die die Winterspiele in China diplomatisch boykottieren wollen. Die USA, Kanada und Grossbritannien schicken keine Staatsvertreter an die Spiele.

Auf dem Papier eine nette Geste – mehr aber auch nicht, denn ihr fehlt jede Strahlkraft. Wollte der Westen wirklich ein Zeichen zur Menschenrechtslage in China setzen, dann bräuchte es einen sportlichen Boykott. Um Diplomaten scheren sich die Zuschauer nicht.

Jetzt wäre das IOC gefordert

Der Fall Peng Shuai müsste dem IOC eigentlich schlaflose Nächte bereiten. Präsident Thomas Bach müsste ein persönliches Treffen fordern, sich ihrer Sicherheit vergewissern. Stattdessen zeigte er sich nach einem Video-Telefonat «erleichtert».

Thomas Bach Peng Shuai
Ein Video-Telefonat muss genügen: IOC-Präsident Thomas Bach im Gespräch mit Peng Shuai. - keystone

China demonstriert am Beispiel der 35-Jährigen seine Kaltblütigkeit. Der Westen hingegen demonstriert mit diplomatischen Nebelkerzen und bequemen Versicherungen vor allem eines: Schwäche.

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