Bianca Andreescu gewinnt die US Open gegen Serena Williams

«Sorry! Ich weiss, ihr hättet lieber Serena als Siegerin gehabt», die erst 19-jährige Bianca Andreescu machte beim Platzinterview mit dieser Aussgage klar, dass ihr die Dimensionen des eben Gelungenen durchaus bewusst sind.

Vor 23'771 Zuschauern hatte die Kanadierin, Lokal-Matadorin Serena Williams nämlich nicht nur besiegt, sondern in zwei Sätzen und 1:40 Stunden regelrecht auseinandergenommen.

Mit ihrem ersten Triumph an einem Grand-Slam-Turnier schockt das Jungtalent damit nicht nur die Powerfrau selbst, sondern eine ganze Nation. Denn kaum jemand hätte damit gerechnet, dass zum Schluss nicht Williams den Pokal in die Höhe stemmen würde, sondern ihre 18 Jahre jüngere Gegnerin.

Serena Williams scheiterte an sich selbst und an ihrer Nervosität. Ungewohnt unsicher wirkte die routinierte Powerfrau, fand nie ihren Rhythmus.

«Das war leider mein schlechtestes Spiel während des Turniers», gab sie zu und fügte an: «Ich hätte mir gewünscht, dass ich etwas mehr Serena gewesen wäre».

Nun muss die US-Amerikanerin weiter auf ihren 24. Grand-Slam-Titel warten. Und auf den damit verbundenen Rekord der Australierin Margaret Court. Diesen hätte sie nämlich mit dem Titel in New York eingestellt.

Die Aussicht darauf schien die US-Amerikanerin jedoch mehr zu lähmen, als zu motivieren. Es ist nicht das erste Mal: Seit sie nach der Geburt ihrer Tochter auf die Tennis-Tour zurückgekehrt ist, hat sie alle vier Grand-Slam-Endspiele verloren, die sie erreicht hatte.

Serena Williams gratulierte ihrer Gegnerin zum Titel und lobte Andreescu in den höchsten Tönen. «Bianca war heute einfach unglaublich und hat sich den Sieg verdient», räumte Williams ein.

Andreescu zeigte sich unbekümmert. Das bewies sie auch beim Platzinterview. Die junge Kanadierin wirkte gelöst und sagte, dass sie sich genau gleich vorbereitet habe, wie vor jedem anderen Spiel auch.

Die Freude über das Erreichte war dem Jungtalent anzusehen. «Ich kann es gar nicht in Worte fassen, was es für mich bedeutet, hier zu stehen und gegen Serena, einen der grössten Champions in unserem Sport, gewonnen zu haben», sagte sie und fügte selbstbewusst an: «An das Gefühl kann ich mich definitiv gewöhnen.»

Andreescu ist die erste Kanadierin überhaupt, die ein Grand-Slam-Turnier gewinnen konnte. Vor ihr hatte lediglich Eugenie Bouchard 2014 in Wimbledon im Endspiel gestanden, dort aber gegen die Tschechin Petra Kvitova verloren.

Andreescu bleibt übrigens in diesem Jahr auch gegen Spielerinnen aus den Top Ten ungeschlagen. Nach dem Sieg an den US Open, für den sie 3,85 Millionen Dollar Preisgeld kassiert, wird sie selbst erstmals zu den besten zehn Spielerinnen der Welt gehören.

Wie hoch der Sieg an den US Open in ihrer Heimat gewichtet wird, machte sogleich Justin Trudeau klar. Der kanadische Premierminister schrieb bei Twitter: «Glückwunsch! Du hast Geschichte geschrieben und ein ganzes Land sehr stolz gemacht».