Belinda Bencic fordert mehr Unterstützung für Tennis-Mamis
Beim Grand-Slam-Turnier in Wimbledon gibt es für Tennis-Profis mit Kindern eigene Betreuungs-Angebote. Belinda Bencic lobt das – sieht aber noch Luft nach oben.

Das Wichtigste in Kürze
- Tennis-Star Belinda Bencic hat den Umgang der WTA mit Müttern auf der Tour kritisiert.
- Der enge Zeitplan zwinge die Spielerinnen zu Kompromissen, so Bencic.
- Die WTA kontert: Es gebe umfassende Angebote für Tennis-Profis mit Kindern.
Belinda Bencic spricht offen über die Belastung als Mutter auf der Tour. Die Schweizerin steht in Wimbledon im Viertelfinal – als einzige Mama. Neun Mütter waren beim Grand-Slam-Turnier angetreten, nur Bencic hat es bis in die Achtelfinals geschafft.
Das ist kein Zufall, ist die Schweizerin überzeugt. «Die Tour ist extrem anstrengend, vor allem für Mütter», sagt Bencic gegenüber dem «Telegraph». Ihre Tochter Bella reist mit ihr und ihrem Mann zu den Turnieren. «Es hat keine Mutter geschafft, ein ganzes Jahr durchzuspielen.»

Die 28-Jährige lobt Wimbledon: «Die Kinderbetreuung hier ist super.» Doch andere Turniere seien «verbesserungswürdig». Und der volle Kalender zwinge Spielerinnen zu einem schwierigen Spagat zwischen Familie und Karriere.
«Die Tour zwingt einen zu vielen Turnieren»
«Der Zeitplan ist hart, man kann nicht jedes Turnier spielen», so Bencic. Sie fordert mehr Flexibilität. «Man muss sich an die Familie anpassen. Aber die Tour zwingt einen zu wahnsinnig vielen Turnieren.»
Zudem seien nicht nur weibliche Tour-Profis von der Thematik betroffen. Es gebe auch Väter auf der ATP-Tour, die ihre Kinder vermissen. Einer ist der Weltranglisten-Fünfte Taylor Fritz. «Ich würde mir aus vielen Gründen eine kürzere Saison wünschen», so der US-Amerikaner.

Die Zeit mit seiner Familie sei knapp bemessen und deshalb umso wertvoller. «Jedes Mal, wenn ich nach Hause komme, versuche ich, das Beste daraus zu machen. Ich bemühe mich, die Zeit, die ich mit meinem Sohn verbringen kann, optimal zu nutzen.»
WTA kontert Kritik von Belinda Bencic
Die WTA hat unterdessen auf die Kritik der Schweizer Olympiasiegerin von 2021 reagiert. Auf Anfrage teilt die WTA gegenüber dem «Telegraph» mit: «Wir bieten mit dem Family-Focus-Programm umfassende Unterstützung.»
Dazu gehören Mutterschaftsurlaub, Zuschüsse für Fruchtbarkeitsbehandlungen und psychologische Hilfe. Auch der Weltranglistenplatz wird drei Jahre lang geschützt. «Wir hören auf unsere Spielerinnen», so die WTA weiter. «Und passen unsere Angebote an, wenn sie es brauchen.»

Für Belinda Bencic ist aber klar – nur ihr privates Umfeld ermöglicht ihr die Fortsetzung der Karriere. «Ohne meinen Mann und meine Familie könnte ich das nicht machen», so Bencic. Trotzdem geniesse sie aber die Rolle als Mutter. «Es ist eine andere Perspektive, und wunderschön», so Bencic.