Eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe kostet Sebastian Vettel (32) und Ferrari in Kanada den ersten Saisonsieg. Aber die Entscheidung fällt erst am grünen Tisch.
Sebastian Vettel Ferrari
Sebastian Vettel und Ferrari lassen das Kanada-Urteil nicht auf sich sitzen. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sebastian Vettel erhielt während des Kanada-GP eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe auferlegt.
  • Wegen dieser Strafe verlor er den Rennsieg und fiel auf Platz zwei zurück.
  • Vettel und Ferrari lassen das Urteil nicht unangefochten und legen Rekurs ein.

Das Endergebnis des Grand Prix von Kanada 2019 wird wohl noch eine Zeit lang als «provisorisch» gelten. Denn noch am Sonntagabend (Ortszeit) teilte Ferrari der FIA mit, dass man gegen das Ergebnis berufen werde. Die Scuderia hat nun 96 Stunden Zeit, um neues Material vorzulegen. Dann entscheidet ein Berufungsgericht.

Was ist passiert? Ferrari-Star Sebastian Vettel rutschte in Runde 48 im Kampf mit Lewis Hamilton von der Strecke. Bei Vettels Rückkehr auf die Ideallinie musste Hamilton abrupt abbremsen und ausweichen. Die Rennleitung beurteilte Vettels Manöver als Verstoss gegen Artikel 38/1 des Formel-1-Reglements.

Für diesen Ausrutscher brummt die FIA Sebastian Vettel eine Fünf-Sekunden-Strafe auf. - SRF Sport

Gemäss Reglement ist dafür eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe zu verhängen – was die Rennkommissäre auch taten. Damit war das Rennen schon vor dem Fallen der Zielflagge entschieden. Allerdings kündigte Ferrari nach dem Rennen einen Protest an.

Was ist jetzt? Nach der Protestankündigung, die noch am Sonntagabend in Kanada erfolgte, hat Ferrari 96 Stunden Zeit. Innerhalb dieser Zeitspanne müssen neue Beweise vorgebracht werden, die eine Beschwerde rechtfertigen. Dann wird der Fall vor das Beschwerdegericht der FIA gebracht.

Kurios: Eigentlich kann gegen eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe keine Berufung eingelegt werden. Die Formel-1-Regeln verbieten das explizit. Ferrari beruft sich jedoch auf den International Sporting Code der FIA und will so das Beschwerdeverbot umgehen.

Was Sebastian Vettel und Ferrari jetzt machen

Was könnte passieren? Das wahrscheinlichste Ergebnis der Ferrari-Beschwerde ist – gar keines. Mit grosser Wahrscheinlichkeit wird das FIA-Beschwerdegericht den Antrag der Italiener abweisen. Eben, weil gegen eine Fünf-Sekunden-Strafe nicht berufen werden kann.

Allerdings ist die Formel 1 – und vor allem Ferrari – stets für eine Überraschung gut. 1999 setzte sich die Scuderia in der Windabweiser-Causa gegen den Motorsportweltverband durch. Damals waren die beiden Ferrari-Piloten Michael Schumacher und Eddie Irvine in Malaysia disqualifiziert worden.

Ferrari Michael Schumacher
Michael Schumacher vor Eddie Irvine und Mika Häkkinen: Die Ferrari wurden disqualifiziert, rekurrierten jedoch mit Erfolg. - Keystone

Grund dafür waren zu flexible «Bargeboards», die Windabweiser vor den Seitenkästen. Ferrari legte Rekurs ein und bekam Recht, Irvine und Schumacher erhielten die Plätze eins und zwei zurück. Dass Sebastian Vettel den Sieg in Kanada zurückerhält, ist also nicht ausgeschlossen.

Was macht Ferrari? Ferrari versucht, anhand von Telemetriedaten und Onboard-Aufnahmen zu belegen, dass Vettels Auto ausser Kontrolle war. Dann wird ihm kaum vorzuwerfen sein, dass er Hamilton absichtlich behindert hat.

Ausschlaggebend könnte dabei vor allem der zeitliche Ablauf von Kopfbewegungen und Lenkeinschlag sein. Kann Ferrari belegen, dass Sebastian Vettel erst lenkte und dann auf Hamilton achtete, könnte das entscheidend sein. Dann wäre denkbar, dass die Strafe aufgehoben wird.

Sebastian Vettel Lewis Hamilton
Die Entscheidung zwischen Sebastian Vettel und Lewis Hamilton ist womöglich noch nicht endgültig. - keystone

Was macht Mercedes? Sollte Ferrari mit der Beschwerde Erfolg haben, ist Mercedes unter Zugzwang. Denn dann lässt sich argumentieren, dass Hamilton nur wegen der Zeitstrafe nicht zu überholen versuchte. Das Argument: Hätte Vettel keine Strafe gehabt, hätte Hamilton versucht, vorbeizukommen und zu gewinnen.

Weil man bei Mercedes aber sowohl über steigende Bremstemperaturen als auch über den Reifenverschleiss besorgt war, pfiff man Hamilton zurück. So oder so – am Ende wird jemand unzufrieden übrig bleiben.

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