Mercedes: Aktuelles Auto weiterentwickeln – oder Fokus auf F1 2022?
Beim Saisonstart der Formel 1 wirkt Mercedes weniger dominant als zuletzt. Den Silberpfeilen steht in den kommenden Wochen eine schwierige Entscheidung bevor.

Das Wichtigste in Kürze
- Mercedes lag beim Formel-1-Saisonstart für einmal nicht überlegen in Führung.
- Ob Red Bull wirklich schneller ist, dürfte sich beim Imola-GP am Sonntag (15 Uhr) zeigen.
- Davon hängt auch ab, ob sich Mercedes frühzeitig auf die nächste Saison konzentriert.
Auf dem Papier war der Saisonstart der Formel 1 in Bahrain für Mercedes ein voller Erfolg. Lewis Hamilton bescherte dem Weltmeister-Team einen Auftaktsieg, Valtteri Bottas sorgte als Dritter gar für ein Doppelpodest. Eigentlich also alles bestens – oder?
Allerdings weiss man bei Mercedes genau, dass der Sieg beim Saisonstart hart erarbeitet und ein wenig glücklich war. Dauerrivale Red Bull Racing hatte das ganze Wochenende über die bessere Pace. Den Rennsieg errangen die Silberpfeile dank aggressiver Boxenstrategie.
Imola als Gradmesser für Mercedes
Hinzu kommt: Auf dem Power-Kurs in Bahrain bringt der Mercedes-Motor als leistungsstärkstes Formel-1-Triebwerk einen Vorteil. Die grosse Schwäche des neuen W12 – die Aerodynamik – spielt auf dem Wüstenkurs von Sakhir eine untergeordnete Rolle.
Auch deshalb wird das wahre Kräfteverhältnis in der Königsklasse des Motorsports erst in an diesem Wochenende klar erkennbar. Auf dem Traditionskurs in Imola mit vielen schnellen Kurven spielt die Aerodynamik eine erheblich grössere Rolle als in Bahrain.

Recht bald nach dem Imola-GP dürfte daher bei Mercedes die Entscheidung fallen, wie man die Saison 2021 angeht. Entwickelt man den nur mässig gelungenen 2021er-Boliden weiter? Oder richtet man die Aufmerksamkeit voll und ganz auf die Saison 2022?
Die umfassenden Regeländerungen für 2022 machen eine delikate Balance erforderlich. Nach dem zweiten Saisonrennen weiss Mercedes, ob – und wenn ja, wie weit – man hinter Red Bull zurückgefallen ist.

Ist die Lücke klein – und die Chance, sie zu schliessen, realistisch – wird man lange am aktuellen Renner arbeiten. Denn dann besteht die Möglichkeit, den achten WM-Doppelpack hintereinander zu feiern.
2022 ein Defizit aufholen «wird schwierig»
Dabei ginge man allerdings das Risiko ein, bei der Entwicklung der neuen Auto-Generation zurückzufallen. «Die neuen Regeln werden eine Weile lang gelten», sagt Mercedes-Teamchef Toto Wolff gegenüber «Motorsport.com».
«Wenn du mit einem Defizit startest, wird es schwierig, das wieder aufzuholen. Es wird eine Weile dauern, bis die Leistung sich wieder annähert», meint der Österreicher mit Blick auf die kommende Saison.

Deshalb ist nicht auszuschliessen, dass Mercedes bereits frühzeitig mit der Entwicklung des aktuellen Autos aufhört. Wenn Red Bull ausser Reichweite ist, geht der Fokus ganz auf die nächste Auto-Generation.