Weil er nach der überragenden Quali-Leistung im Rennen nur Zweiter wird, tobt Jungstar Charles Leclerc am Sonntag in Singapur.
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Formel 1 Ferrari: Charles Leclerc zürnt mit der Scuderia – allen voran mit Strategie-Chef Inaki Rueda (Mitte). - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Charles Leclerc tobte nach dem Singapur-GP über seinen verlorenen Sieg.
  • Vor allem mit der Boxenstrategie von Taktik-Chef Inaki Rueda war er unzufrieden.
  • Nach einer Abkühlphase zeigt sich der Monegasse mittlerweile aber einsichtig.

Eigentlich müsste in Maranello Feierstimmung herrschen. Drei Siege in Folge – das gelang Ferrari zuletzt im Weltmeisterjahr 2007. Und gerade der Sieg auf den Strassen von Singapur schmeckt der Scuderia besonders gut. Auf Downforce-lastigen Strecken war das «springende Pferd» 2019 bisher eher ein lahmes Pony.

Aber der erste Ferrari-Doppelsieg seit mehr als einem Jahr sorgt für Zoff bei den Roten. Denn Jungstar Charles Leclerc ist nicht glücklich damit, dass er den Sieg seinem Teamkollegen überlassen muss.

Charles Leclerc schiesst gegen Strategie-Chef Rueda

«Es ist nicht fair», tobt der Monegasse noch während des Rennens. Als er nach dem Boxenstopp hinter Sebastian Vettel landet, funkt er genervt: «Ich konzentriere mich jetzt auf das Rennen. Ich wollte nur, dass ihr wisst, wie ich mich fühle.» Eine Spitze in Richtung des Chefstrategen Inaki Rueda, dessen Entscheidung zur Rochade führt.

Charles Leclerc Sebastian Vettel
Ferrari, aber «falsch herum» – nach dem Boxenstopp kommt Charles Leclerc hinter Sebastian Vettel auf die Strecke zurück. - dpa

Leclerc ist aber wohl der einzige bei Ferrari, der mit dem Rennergebnis unglücklich ist. Denn die Teamführung und vor allem Sebastian Vettel profitieren vom ungeplanten Positionstausch. Vettel holt sich vor dem Saisonfinale eine dringend benötigte Dosis Selbstvertrauen. Und die Teamführung verhindert, dass Leclerc mit einem Sieg-Hattrick abhebt – und die Konzentration verliert.

Dabei sind es gleich zwei (für Ferrari glückliche) Fehler, die Vettel in Singapur den Sieg bescheren. Zum einen ist es die Ferrari-Box, die unterschätzt, wie mächtig der Undercut des Deutschen ausfällt. Und hier muss sich Charles Leclerc selbst einen Vorwurf machen. Weil er an der Spitze ein langsames Tempo fährt, muss Ferrari die Strategie umstellen.

Auch ein Mercedes-Fehler hilft Ferrari

Deshalb ist es Vettel, der zuerst zum Reifenwechsel geholt wird – und dann freie Fahrt und frische Gummis hat. Damit (und mit einer fantastischen Outlap nach dem Boxenstopp) macht Vettel mehr als drei Sekunden auf Leclerc gut. Der Monegasse hat an der Spitze zwar ebenfalls keinen Verkehr, aber alte Reifen. Die Rundenzeiten sind zu langsam, nach dem Boxenstopp liegt er hinter Vettel.

Lewis Hamilton Mercedes
Strategischer Fehler bei Mercedes: Lewis Hamilton blieb zu lange auf der Strecke. - keystone

Den zweiten Fehler macht nicht Ferrari, sondern Mercedes – auch hier wird der Undercut unterschätzt. Statt Lewis Hamilton vor Leclerc an die Box zu holen, lässt man den Briten lange auf der Strecke. Wie Leclerc verliert auch er auf diese Weise viel Zeit. Am Ende muss Mercedes sogar Valtteri Bottas einbremsen, damit Hamilton nicht sogar hinter den Finnen zurückfällt.

Nach dem Debrief zeigte sich Charles Leclerc dann schon deutlich verständnisvoller für die Ferrari-Strategie. Vettels Undercut sei in der Strategie vor dem Rennen nicht besprochen oder geplant worden. «In Zukunft werde ich mich ein bisschen besser über die Strategie rund um mich herum erkundigen», so Leclerc.

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