Ein richtungsweisendes Urteil hat das Sport-Schiedsgericht CAS gefällt: Caster Semenya muss ihre Testosteronwerte senken, die IAAF-Richtlinie bleibt bestehen.
Caster Semenya
Caster Semenya hat ihre Klage gegen den Leichtathletik-Weltverband verloren. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der CAS hat im Fall um die Testosteronwerte von Caster Semenya der IAAF Recht gegeben.
  • Semenya muss ihre Testosteronwerte reduzieren, um weiter Wettkämpfe zu bestreiten.

Es ist der mit Spannung erwartete Schlusspunkt in einem Streitfall, der die Leichtathletik-Welt seit Jahren beschäftigt. Das Sportschiedsgericht CAS hat am Mittwoch sein Urteil im Fall Caster Semenya gefällt. Der CAS gibt dem Leichtathletikweltverband IAAF Recht und stärkt damit dessen umstrittene Testosteron-Regelung.

Der Hintergrund: Caster Semenya hat durch eine genetische Fehlentwicklung einen erheblich höheren Testosteronwert als viele Mitbewerberinnen. Dadurch ist ein Wettbewerbsvorteil gegenüber Frauen ohne diese Fehlentwicklung nicht auszuschliessen.

Der IAAF war der Fall Semenya schon lange ein Dorn im Auge. Deshalb wollte der Weltverband im vergangenen November eine Obergrenze für Testosteronwerte erlassen. Dem kam Semenya allerdings zuvor, indem sie die Richtlinie beim CAS anfechten liess.

Caster Semenya droht das Karriereende

Die Entscheidung des CAS räumt der neuen IAAF-Richtlinie nun den Weg frei. Für Semenya bedeutet dies, dass sie durch Medikamente ihren Testosteronwert erheblich senken muss. Laut Sportwissenschaftler Ross Tucker kostet die Senkung Semenya über die Distanz von 800 Metern rund sieben Sekunden. Tucker war Teil von Semenyas Expertenteam vor dem CAS.

Stéphane Bermon, Chef der Gesundheits- und Wissenschaftsabteilung der IAAF, glaubt, dass die neue Regel die Fairness fördert. «Historisch gesehen gibt es einen Grund, warum Frauen und Männer in getrennten Kategorien antreten. Sonst würden Frauen nie eine Medaille gewinnen. Testosteron ist hier der wichtigste Faktor.»

Vor wenigen Wochen hatte die britische Ex-Schwimmerin Sharron Davies massive Kritik einstecken müssen. Sie hatte die Hoffnung geäussert, der CAS werde der Ansicht der IAAF folgen. Sie äusserte sich vor der Entscheidung des CAS erneut auf Twitter.

Zum Vergleich: Über eine von Semenyas Kerndistanzen, die 800 Meter, liegt die Bestleistung bei den Männern bei 1:40,91 (Freiluft). Die Frauenbestleistung ist mit 1:53,28 erheblich langsamer. Semenya liegt in der Frauen-Rekordliste über die 800 Meter mit 1:54,25 aktuell an vierter Stelle.

Gemäss der Einschätzung von Tucker wäre Semenya mit gesenkten Testosteronwerten rund sieben Sekunden langsamer. Mit einer Zeit von etwa 2:01,25 wäre sie in der Vorsaison von Rang 1 auf Rang 74 zurückgefallen.

Für die Südafrikanerin könnte das Urteil das Karriereende bedeuten. Aber: Das Urteil gilt vorerst nur über die 800 Meter. Der CAS ersucht die IAAF in seiner Urteilsschrift, mit einem Limit für die 1500 Meter auf weitere Untersuchungen zu warten.

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