40 Ukrainer sind in der Nacht auf heute mit dem Car von YB in die Schweiz gekommen. Nach dem Kafi und Gipfeli werden die Menschen in Frutigen BE untergebracht.
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Die Flüchtenden aus der Ukraine sind in Frutigen BE mit Kafi und Gipfeli herzlich empfangen worden. - zVg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Zwei YB-Chauffeure fuhren insgesamt über 3000 Kilometer an die ukrainische Grenze.
  • In Przemyśl und Krakau stiegen 40 Ukrainer in Not in den Bus ein.
  • Nun sind die Menschen in der Schweiz angekommen – und werden in Frutigen BE untergebracht.
  • Der Präsident von «Helpnet Frutigland» erzählt Nau.ch, wie es weitergeht.

«Ich bin kaputt», sagt Claude Blatter. Zusammen mit seinem Kollegen Istvan Müller legte er mit dem YB-Car in den letzten zwei Tagen 3350 Kilometer zurück. Die beiden fahren sonst eigentlich die erste Mannschaft der Young Boys an die Heim- und Auswärtsspiele.
(Anmerkung der Redaktion: YB hat mit der Reise nichts zu tun, der Car wurde von «edelline» zur Verfügung gestellt)

Vom Berner Oberland aus gestartet, ging es in der Nacht auf Montag los in Richtung ukrainische Grenze. Der gelb-schwarze Bus vollgepackt mit Hilfsgütern, die gestern in Polen abgeladen und an Ukrainer in Not übergeben wurden.

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Claude Blatter, einer der beiden YB-Chauffeure, trinkt nach 11 Stunden Fahrt ein Kafi in Frutigen BE.
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Istvan Müller (l.) und Claude Blatter (r.) stehen vor dem YB-Car in Polen.

In Przemyśl und Krakau stiegen 40 Frauen und Kinder auf der Flucht in den YB-Car ein.

Heute Morgen um halb acht Uhr sind die Menschen nun in Frutigen BE angekommen. «Ich und Istvan sind zusammen elf Stunden lang fast nonstop gefahren», so Chauffeur Blatter zu Nau.ch.

YB-Car mit Gipfeli und Weggli empfangen

Vor Ort empfangen Lina Schmid, sie organisierte den Transport, und Etienne Josi, Präsident von «Helpnet Frutigland», den YB-Bus. Für alle gibt es erst einmal Kafi, Gipfeli und Weggli. Natürlich auch für die beiden Chauffeure.

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Nach dem Empfang geht es darum, die Ukrainer in Unterkünften unterzubringen.
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40 Ukrainer reisten im YB-Car von Polen in die Schweiz. Heute morgen um halb acht ist der Bus in Frutigen BE angekommen.

«Die Leute gönnen sich zuerst ein bisschen Ruhe. Dann ist am Freitag ein Treffen geplant, um sie richtig willkommen zu heissen», so Josi, zu Nau.ch. Er spricht als Präsident stellvertretend für die zahlreichen Personen, die bei «Helpnet Frutigland» mithelfen.

Es gehe darum, den gerade angekommenen Menschen Sicherheit zu geben, «wie es nun abläuft». Beim Empfang sind auch die Gastgeber vor Ort, bei denen die ukrainischen Flüchtenden am Vormittag einziehen.

Bekannte Privatunterkünfte, damit «keine fragwürdigen Personen dahinterstecken»

Erst seit gestern Mittag sei klargewesen, wer im Bus sitzt. «Einige waren uns schon bekannt, andere kamen erst im Auffangzentrum in Polen dazu. Am Nachmittag liefen dann die Drähte heiss und unsere Koordinatorinnen haben für alle Unterkünfte gesucht.»

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Der Bus von YB wurde am Sonntag vollgepackt mit Medikamenten, Desinfektionsmitteln, Baby-Nahrung.
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Die Hilfsgüter wurden in Przemyśl und Krakau abgeladen. Anschliessend werden die Sachen an die Ukrainer in Not verteilt.
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40 Ukrainer stiegen insgesamt in den YB-Car ein.

Bei den Lokalitäten handle es sich um Privatunterkünfte (Studios, Ferienwohnungen, Zimmer bei Familien). «Dank unseren engen lokalen Beziehungen kennen wir eigentlich alle Anbieter und wissen, dass keine fragwürdigen Personen dahinterstecken. Was ja gerade bei jungen Frauen und Kindern sehr heikel ist», erklärt Josi.

Traumatische Erlebnisse und Ängste loswerden

Man habe bewusst nicht nur Wohnungen gesucht. «Wir gehen davon aus, dass dies ein längerfristiges Engagement mit sich bringt.» Mit den Behörden sei «Helpnet Frutigland» in Kontakt, um zu schauen, wie es mit den Kindern bezüglich Schule weitergehen könnte. Auch mit Asyl Berner Oberland sei man eng vernetzt.

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«Es sind unglaublich viele Menschen hier», berichtete Chauffeur Claude Blatter gestern vom Flüchtlings-Lager in Polen. - zVg

Erst einmal sei wichtig, dass die Menschen ein Dach über dem Kopf und etwas zu essen haben. «Danach aber vor allem heilsame Beziehungen, wo man ihnen helfen kann, die traumatischen Erlebnisse und Ängste loszuwerden.»

Frutiger organisieren Wohnungen und Hilfsgüter in Regio-Chat

Vor dem YB-Car seien weitere Kleinbusse mit Ukrainern angekommen. «Wir haben schnell festgestellt, dass die vielen Privataktionen auch viel Chaos mit sich bringen. Wir hatten in den ersten Tagen hunderte Telefonate von Menschen, die helfen wollten. Und wir konnten das nicht alles selber aufschreiben.»

Das Hilfswerk versuchte, die verschiedenen Parteien zu vernetzen.

Man habe ein «Padlet» fürs Frutigland erstellt. «Darüber versuchen wir Wohnungsangebote, Transporte und Hilfsgüter zu koordinieren.»

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Über ein «Padlet» können Wohnungen und Hilfsgüter angeboten werden. - https://padlet.com/ejosi/4l7gy3gd8fngebor

Mit der «Börse» funktioniere es jetzt besser. «Aus den Angeboten können unsere Koordinatoren, welche in Kontakt mit den Flüchtenden sind, Wohnungen auswählen. Und auf Angebote zurückgreifen.»

Haben Sie auch schon Geld oder materielle Güter für die Ukraine gespendet?

Aktuell seien in diesem Helferchat 200 Personen. «Heute haben wir zum Beispiel das Angebot einer leerstehenden Wohnung erhalten. So suchen wir über diesen Chat Leute zum Putzen, Möbel zum Einrichten und so weiter. Die Leute sind unglaublich hilfsbereit.»

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Hier kann für die Betroffenen im Ukraine-Krieg gespendet werden. - Helpnet Frutigland
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