Kommt die VAR-Revolution? In England sollen Fussballfans bei Video-Entscheiden bald mitlauschen dürfen. Urs Meier würde das auch in der Schweiz begrüssen.
VAR Urs Meier
Heute müssen Fans ahnungslos zuschauen, bis der Schiedsrichter die VAR-Bilder betrachtet hat und eine Entscheidung fällt. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Fussballfans in der Premier League sollen künftig bei VAR-Entscheiden mithören dürfen.
  • Nach Abpfiff werden gemäss «Times»-Bericht Mitschnitte auf Youtube veröffentlicht.
  • Die Schweizer Schiri-Legende Urs Meier würde noch weiter gehen – es gibt aber ein Problem.

Man liebt ihn, oder man hasst ihn. Der VAR sorgt fast Woche für Woche für hitzige Diskussionen nach Fussballspielen. Zuletzt etwa im EM-Final der Frauen zwischen Deutschland und England.

Der DFB-Elf wird ein klarer Hands-Penalty nicht gegeben – die Video-Schiris bleiben stumm. Begründung gibt es keine.

Nun bahnt sich eine kleine Revolution an – zumindest in der englischen Premier League. Fussballfans sollen künftig Gespräche, die rund um Entscheidungen per Videobeweis stattfinden, mithören können. Nach Abpfiff sollen Mitschnitte der Diskussionen auf Youtube veröffentlicht werden.

Einer, der den Ansatz sofort durchwinken würde, ist Schiedsrichter-Legende Urs Meier. «Ich bin immer für Offenheit und finde das eine gute Idee», sagt er zu Nau.ch.

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England-Kickerin Williamson springt der Ball an die Hand, Penalty gibt es nicht.
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Bei vielen Fans fällt der VAR durch.
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Nun will man in England handeln.
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Nach Abpfiff sollen Fans Zugriff auf Mitschnitte der VAR-Diskussionen haben.

Schon jetzt üblich ist das Prozedere in der amerikanischen Major League Soccer. Die Idee biete auch Potenzial für mehr Transparenz in der Schweizer Liga, glaubt Meier.

Live-Begründung wäre noch besser, aber ...

«Eigentlich wäre es noch besser, wenn man die Entscheide live auf der Grossleinwand erklärt bekäme. Wie im Rugby oder American Football.» Aber: «Das Problem ist, dass es im Fussball nicht nur Schwarz-Weiss-Entscheide gibt.»

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Urs Meier möchte, dass auch Schweizer Fans bei VAR-Entscheiden mithören dürfen. - Keystone

Das beste Beispiel sei der EM-Final: «Wie soll ein Schiedsrichter etwa ein Handspiel erklären? Wenn dann noch jedes Wort, das in der ganzen Hektik ausgesprochen wird, auf die Waage gelegt wird, dann viel Spass.»

Urs Meier: «Was wir am Bildschirm sehen, ist nicht die Wahrheit»

Ein Problem werde es mit dem VAR immer geben – ob mit oder ohne Mithören. «Was wir am Bildschirm sehen, ist nicht die Wahrheit. Wir erfahren weder die Absicht noch Abstände oder Geschwindigkeit.»

Urs Meier
Urs Meier leitete 2002 den Champions-League-Final zwischen Real Madrid und Bayer Leverkusen. - Keystone

So werte man ein hartes Foulspiel beim ersten Betrachten der Video-Bilder vielleicht noch als Gelb. «Bei der zweiten, noch langsameren Wiederholung ist es aber plötzlich Rot. Und bei der dritten ist der Spieler dann schon fast ein Mörder», sagt Meier überspitzt.

Deshalb fordert der ehemalige Spitzenschiedsrichter: «Der Ref auf dem Platz bekommt das am besten mit. Wir sollten wieder viel mehr dem Schiedsrichter vertrauen und weniger der Technik. Der VAR hat den Fussball nicht attraktiver gemacht, im Gegenteil. Wir reden viel zu viel über ihn.»

Sollen die Fans mithören dürfen, was zwischen Schiri und VAR besprochen wird?

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