Übernimmt die SFL die mediale Vermarktung bald selber?

Die aktuellen TV-Verträge der SFL laufen noch bis 2030. Wie geht es danach weiter? CEO Claudius Schäfer spricht mit Nau.ch über diverse Überlegungen.

Super League
Spiele der Super League können bis 2030 bei Blue und SRF geschaut werden. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit dieser Saison bietet die Ligue 1 einen eigenen Streaming-Dienst an.
  • Wäre so ein Modell auch im Schweizer Fussball denkbar?
  • SFL-CEO Claudius Schäfer: «Wir prüfen stetig neue Möglichkeiten und Alternativen.»
  • Der Vertrag mit den langjährigen Partnern läuft noch bis 2030.

Im internationalen Fussball geht die Schere auch bei TV-Geldern weit auseinander. Das müssen auch der FC Basel und Club-Boss David Degen diesen Sommer erneut feststellen.

Während CL-Playoffgegner Kopenhagen rund 8,5 Millionen Franken aus dem dänischen TV-Pool erhält, sind es beim FCB nur rund 1,25 Millionen. Dabei sind Land und Liga von der Grösse her vergleichbar.

FC Basel
Der FC Basel scheitert in der CL-Quali am FC Kopenhagen. - keystone

Es stellt sich die Frage: Wie kann der Schweizer Fussball in diesem Bereich aufholen? Für eine spannende Variante hat sich die französische Ligue 1 auf diese Saison hin entschieden: Nach dem beendeten Deal mit dem Streaming-Dienst DAZN vermarktet sich die Liga nun selber.

Ligue 1
Die Ligue 1 hat einen eigenen Streaming-Dienst ins Leben gerufen. - keystone

Die Ligue 1 hat einen eigenen Streaming-Dienst ins Leben gerufen und erhofft sich so mehr finanzielle Unabhängigkeit.

Übernimmt auch die SFL die mediale Vermarktung bald selber?

Wie Nau.ch erfahren hat, denkt man auch bei der SFL darüber nach, die mediale Vermarktung mittelfristig selber zu organisieren. Darum fragten wir bei Claudius Schäfer nach. Kann der CEO der Swiss Football League diese Überlegungen bestätigen?

SFL
Claudius Schäfer ist der CEO der Swiss Football League. - keystone

«Es ist unser Job, uns auf künftige mögliche Veränderungen vorzubereiten», so Schäfer. «Darum prüfen wir stetig neue Möglichkeiten und Alternativen.»

Seit einem Jahr betreibt die SFL eine eigene Plattform für die internationalen Rechte. «Dort können wir Erfahrungen sammeln und uns weiterentwickeln. Doch wir schauen natürlich immer auch, was rund um die Schweiz passiert.»

Enger Austausch mit anderen Ligen

Die SFL befinde sich in einem engen Austausch mit Belgien, Dänemark und Österreich. Gerade der östliche Nachbar hat zuletzt daran gedacht, die TV-Rechte selber zu vermarkten.

«In Österreich wurden auf zwei Seiten Optionen ausgearbeitet, am Ende blieb es aber bei der Zusammenarbeit mit Sky», so Schäfer.

Super League
Die SRG und Blue sind bis 2030 die Rechtepartner der SFL. - keystone

Der SFL-CEO erklärt auch, wieso ein «Hau-Ruck-Wechsel» des Modells in der Schweiz kein Thema ist: «Wir haben einen Fünfjahresvertrag mit unseren langjährigen Partnern Blue und SRG, der läuft bis 2030. Wir sind mit diesem Setting sehr zufrieden», betont Schäfer.

Daher sei es auch zu früh, um über mögliche Vorteile einer eigenen medialen Vermarktung und/oder einer eigenen Produktion zu sprechen.

Würdest ein TV-Rechte-Modell à la Ligue 1 in der Schweiz begrüssen?

«Spannend wäre aber natürlich die direkte Kontrolle und die Unabhängigkeit des Produkts», so Schäfer. «Man wäre flexibler in der Ansetzung der Spiele, könnte neue Formate kreieren, etc. Zudem hätten wir die Fan-Daten bei uns, wüssten besser Bescheid über das Nutzungsverhalten. Das ist bisher vertraulich.»

«Ligue 1 wurde mangels Alternativen fast dazu gezwungen»

Wäre es aber überhaupt realistisch, mit eigener Vermarktung auf dem begrenzten Schweizer Markt mehr Erlöse zu erzielen?

«Es wäre am Anfang sicher eine Herausforderung, darum ist zum Beispiel Österreich letztendlich beim konservativen Modell geblieben. Für Frankreich, als grössere Liga mit mehr finanziellen Mitteln und Personal, war es realistischer, diesen Schritt zu gehen. Die Liga wurde dazu aber mangels Alternativen auch fast gezwungen», so Schäfer.

Super League
Der FC Basel beim Auswärtsspiel gegen YB (0:0). - keystone

Für eine Liga wie die Super League sei es ohnehin ein herausfordernder Case, so ein Projekt alleine anzugehen. Darum bestehe auch die Kooperation mit Österreich, Dänemark und Belgien. Schäfer: «Es gibt auch Überlegungen, Synergien zu schaffen, die Medien-Verträge in diesen Ligen laufen 2030 alle aus».

Ist es denn überhaupt denkbar, bis zum Ende des laufenden TV-Vertrages 2030 eine eigene Übertragung der Super League anzubieten?

SFL-CEO Schäfer: «Wollen unseren Partnern gerecht werden»

«Ein Modell schliesst das andere nicht aus», so Claudius Schäfer. «Wir wollen alle Varianten sauber prüfen und abklären, damit wir auf alle Möglichkeiten vorbereitet sind. Aber ob das realistisch ist oder nicht – das ist heute ein Blick in die Glaskugel», so der SFL-CEO.

Super League
Übernimmt die SFL die mediale Vermarktung der Super League dereinst selber? - keystone

Überhaupt gelte der Hauptfokus den aktuellen Partnern Blue und SRG, sagt Schäfer mit Nachdruck: «Wir haben viele Digitalisierungs-Massnahmen am Start und wollen in den nächsten fünf Jahren unseren Partnern gerecht werden.»

Schäfer weiter: «Sie sollen durch ein attraktives Produkt hohe Einschaltquoten generieren und viele Abos verkaufen können, das ist auch in unserem Interesse.»

«Pay-TV hat in Skandinavien eine ganz andere Tradition»

Zum Schluss der Blick zurück auf den Vergleich, den David Degen zwischen der Schweizer Super League und Dänemark zieht. Wie ist es möglich, dass die dänischen Clubs so viel mehr TV-Gelder erhalten?

FC Kopenhagen
Dänische Clubs wie der FC Kopenhagen erhalten deutlich höhere TV-Gelder. - keystone

Claudius Schäfer klärt auf: «Die dänische Liga verfügt über 12 Teams und hat zwei TV-Partner, die sich die Rechte teilen. Wer also die dänische Liga schauen will, braucht zwei Abos. Und bezahlt dafür mindestens 70 Euro im Monat, also rund doppelt so viel wie in der Schweiz.»

Hast du ein Pay-TV-Abo für die Super League?

Schäfer erklärt: «So kommen die höheren Erträge für die Teams zusammen. Das funktioniert unter anderem, weil Pay-TV in Skandinavien eine ganz andere Tradition hat, als bei uns.»

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