Schweizer Schiris sollen in der Super League Vereine aus dem gleichen Sprachgebiet bevorteilen. Studien bringen den Röstigraben ans Licht. Ein Kommentar.
Super League
Luca Piccolo ist in der Super League der einzige Schiri aus dem Tessin. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Sport-Ökonomen haben das Verhalten von Schiedsrichtern untersucht.
  • Die Forscher vermuten «primitive menschliche Instinkte» hinter gewissen Entscheidungen.
  • Auch zur Champions League und dem Schweizer Fussball gibt es spannende Studien.

«Ist ja klar, die Welschen halten halt zusammen!» So tönte es bei uns YB-Junioren schon vor rund 25 Jahren nach Auswärtsspielen in der Romandie.

Schon damals war es schwierig bis unmöglich, gegen Xamax, Lausanne und in Genf gegen Servette ein neutrales Junioren-Spitzenspiel zu erleben.

Es pfiff jeweils ein Französisch sprechender Schiedsrichter aus der Romandie. Neutralität war meist ein Fremdwort.

Das Muster war immer dasselbe. Bereits vor dem Spiel tuschelte und schäkerte der Schiri mit den Betreuern des Gegners. Beim Einlaufen gab es Sprüche, bei der Platzwahl zwinkerte man sich zu.

Welsche Schiris liessen in Romandie alles laufen

«Allez les gars!» Die Partien begannen hart, der Ref liess alles laufen, was dazu führte, dass es noch ruppiger wurde. Beim ersten Reklamieren eines Berners gab es Gelb – und noch vor der Pause flog ein Deutsch-Schweizer vom Platz.

Zum Programm gehörte auch ein fragwürdig gepfiffener und vehement geforderter Penalty. Meistens gegen Ende des Spiels.

Es kam sogar vor, dass U16-Partien total aus dem Ruder liefen und ausarteten. «Wildwest-Szenen im YB-Juniorenspiel in Neuenburg» titelte einmal die Berner Zeitung. Das Spiel stand nach zahlreichen Platzverweisen kurz vor dem Abbruch, weil sich wütende Väter am Spielfeldrand prügelten.

Der Frust sass jeweils tief im Car auf der langen Rückreise nach Bern und es wurde diskutiert. «Ist ja klar, die Welschen halten halt zusammen!»

Was jetzt schwer nach Röstigraben tönt, ist wissenschaftlich bewiesen.

Skispringen Super League
Im Skispringen soll bei der Noten-Vergabe die Herkunft der Juroren eine Rolle spielen. - Keystone

Sportökonomen vom Molde University-College aus Norwegen, sowie ein Forscher der Uni Tübingen nahmen laut «Spiegel» das Skispringen unter die Lupe. Das Ergebnis: Punktrichter bevorzugen Athleten aus dem eigenen Land, indem sie ihnen bessere Haltungsnoten geben.

Das renommierte deutsche Magazin berichtet aber auch von Studien aus anderen Sportarten. Und jetzt kommt der Schweizer Fussball ins Spiel!

Die Erkenntnis bestätigt den längst vermuteten Röstigraben, nicht nur in der Super League. «Im Schweizer Fussball geben Schiedsrichter den Teams aus anderen Sprachgebieten deutlich mehr Karten, als denen aus dem eigenen.» Das schreibt der «Spiegel».

Was halten Sie von der Studie?

«Primitive menschliche Instinkte»

Aus den Untersuchungen der Champions League gehe hervor, dass Schiris ihre Landsleute bevorzugen, indem sie weniger Fouls gegen sie pfeifen. Oder ihnen mehr Freistösse zusprechen würden.

Die Forscher vermuten hinter den Schiri-Entscheidungen «einen primitiven menschlichen Instinkt», der noch nicht verschwunden sei.

Nur ein Schiri aus der Romandie in der Super League

In der Super League pfeift mit dem Neuenburger Lionel Tschudi lediglich ein Schiri aus der Westschweiz. Und mit dem jungen Luca Piccolo (27) gibt es nur einen einzigen Ref aus dem Tessin.

Super League Tschudi
Lionel Tschudi ist der einzige Romand unter den Schiedsrichtern der Super League. - Keystone

Eine Auswirkung auf die Super League hat die Schiri-Erkenntnis für die Vereine aus der Deutsch-Schweiz also nur bedingt. Gut möglich aber, dass sich die Westschweizer Vereine benachteiligt sehen. Der Röstigraben eben.

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