Schweizer Nati – Tami: «Wenige Talente an andere Länder verloren»
Zwei Zukunftshoffnungen geben der Schweizer Nati für andere Länder einen Korb. Direktor Pierluigi Tami bleibt dennoch gelassen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweizer Nati kämpft gegen die Abgänge von Doppelbürgern aus den U-Nationalteams.
- Mit Eman Kospo und Leon Avdullahu verlor man zuletzt zwei Top-Talente an andere Länder.
- Nati-Direktor Pierluigi Tami stellt aber klar: Es müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein.
Gleich zwei grosse Talente sind der Schweizer Nati in den vergangenen Wochen durch die Finger gerutscht: Eman Kospo läuft in Zukunft für Bosnien auf, Leon Avdullahu entschied sich für den Kosovo. Und auch um Albian Hajdari gibt es – trotz eines Länderspiel-Einsatzes für die A-Nationalmannschaft – Kosovo-Gerüchte.
Nati-Direktor Pierluigi Tami sieht den SFV aber nicht in einer Doppelbürger-Krise. «Wir haben das in der Vergangenheit erlebt, und werden solche Situationen auch in der Zukunft erleben. Wir können es immer besser machen. Aber 70 Prozent unserer Nationalspieler sind Doppelbürger – nicht alle können für die A-Nati spielen.»

Die SFV-Verantwortlichen, auch Nati-Trainer Murat Yakin, würden die Spieler regelmässig bei ihren Klubs besuchen. Man wolle den Spielern Vertrauen geben, ihnen die Chance auf Aufgebote geben. Und es gebe auch Einzelgespräche mit den Profis, so Tami. «Aber beim SFV gibt es Kriterien, die die Spieler erfüllen müssen», so der Nati-Boss.
Identifikation mit der Schweizer Nati als Kriterium
Dazu zähle nicht nur, dass ein Spieler überhaupt das Niveau für die Mannschaft mitbringen müsse. «Das zweite Kriterium sind unsere Werte: Wenn sich ein Spieler nicht mit dem Nationalteam identifiziert oder keine Freunde hat, ist es schon erledigt. Und der dritte Punkt ist das Bewusstsein beim Spieler, und die Geduld», so Tami.
«In der Schweiz gibt es vielleicht auf einer Position im Moment grosse Konkurrenz», so Tami, wohl mit Blick auf Avdullahu. «Das bedeutet vielleicht, dass du etwas länger brauchst. Wenn eines dieser Kriterien nicht passt, dann ist es besser, wenn man getrennte Wege geht. Wir respektieren das», so Tami.

Man wolle in der Schweizer Nati eben Spieler, die auch für die Schweiz spielen wollen. «Und wenn ich zurückblicke: In den letzten 20 Jahren, wie viele Spieler haben gewechselt, die für unsere A-Nationalmannschaft ein Mehrwert gewesen wären? Ich habe viele von ihnen trainiert, aber es waren ein oder zwei, vielleicht drei», so Tami.
Keine Hoffnung auf Rückendeckung der FIFA
«In 20 Jahren haben wir wirklich wenige Talente an andere Nationen verloren», so der Nati-Direktor weiter. Aber viele Doppelbürger in der aktuellen Schweizer Nati hätten sich eben für die Schweiz entschieden. Zudem arbeite man seit vier Jahren mit einem Talentmanager und dem Projekt Futuro aktiv an der Zukunft von jungen Nati-Hoffnungen.

Dass sich FIFA oder Uefa einschalten, um die Investitionen in Nachwuchs-Nationalspieler zu schützen, glaubt Tami nicht. «Grosse und wichtige Verbände wären mit uns froh, wenn wir die Regeln ändern könnten. Frankreich, England, Deutschland – sie wären dabei. Aber es gibt viele Länder, die keine solche Änderung wollen», gibt Tami zu.