Seit Jahren wird Red Bull nachgesagt, an einem Einstieg in den englischen Fussball interessiert zu sein. Nun wird über Sunderland spekuliert.
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Spieler von Sunderland AFC laufen ins Stadion ein. - Netflix / Sunderland 'Til I Die
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Das Wichtigste in Kürze

  • Red Bull wird Interesse an einem Einstieg in den englischen Profifussball nachgesagt.
  • Der AFC Sunderland und die MK Dons sind mögliche Kandidaten für eine Übernahme.
  • Die zu erwartenden Probleme mit der Uefa scheinen Red Bull aber abzuschrecken.

Österreich, Deutschland, Brasilien, USA – das Red-Bull-Fussballimperium umspannt mittlerweile einen beachtlichen Teil des Erdballs. Glaubt man den Worten von Red-Bull-Sportchef Ralf Rangnick, könnte bald eine weitere Filiale dazukommen. Denn Red Bull hat seine Fühler in Richtung England ausgestreckt.

Im Leipziger Club International sprach Rangnick erstmals nach seinem Abschied als RB-Leipzig-Sportdirektor über die Zukunft. Nach sieben Jahren bei der deutschen Red-Bull-Filiale ist der 61-Jährige jetzt «Head of Sports and Development Soccer». In dieser Funktion ist er verantwortlich für das globale Fussball-Netzwerk des Energy-Drink-Giganten.

Erweiterung? Nur England macht Sinn für Red Bull

Erst im März hatte Red Bull sein Engagement in Brasilien auf den brasilianischen Zweitligisten CA Bragantino erweitert. Kein Wunder also, dass sich die Frage nach weiteren Ausdehnungen stellt – und Rangnick hat klare Ziele.

«Nur ein Club in England macht Sinn, wenn wir uns erweitern wollen», so Rangnick. Und er identifiziert auch potenzielle Ziele: «Ein Drittligist wie Sunderland oder Milton Keynes» komme in Frage.

Ralf Rangnick Red Bull
Ralf Rangnick ist bei Red Bull für die Weiterentwicklung des globalen Fussball-Netzwerks verantwortlich. - dpa

Rangnick weiss aber auch um die potenziellen Probleme, wenn eine britische Filiale ins europäische Geschäft vorstossen würde. «Dann hätten wir die gleiche Situation wie mit Salzburg und Leipzig, das würde aufgrund der Uefa-Regularien nicht gehen.»

Eine totale Übernahme eines englischen Clubs würde das Unternehmen mittelfristig wieder in die Bredouille bringen. Als Leipzig erstmals in den Europacup vorstiess, musste Salzburg ausgegliedert werden. Das könnte ähnlich dann auch mit einer englischen Filiale geschehen.

Für Red Bull geht es nicht um den Sport

Klar ist aber: Das grösste Stück vom Fussball-Kuchen ist in England zu haben. Die TV-Gelder, die in der Premier League einzustreichen sind, lassen alle anderen Ligen verblassen. Und der Marketing-Wert eines Premier-League-Clubs ist ungleich viel höher als der eines Bundesligisten.

Und genau darum geht es für Red Bull bei seinem Fussball-Projekt – Marketing für den Energy Drink. Die Investitionen, mit denen das weltweite Fussball-Netzwerk aufgebaut wurde, lassen sich anders nicht rechtfertigen. Ein Stück des Milliarden-Kuchens, den die Premier League verteilt, wäre die Investition aber durchaus wert.

Traditionsteam oder Kontroversen-Club?

Kandidaten gibt es im englischen Fussball einige, und kontroverse Clubs sind dem Inselvolk ebenfalls nicht fremd. Ein gutes Beispiel ist eben Milton Keynes. Die Dons übernahmen vor 15 Jahren den Platz des FC Wimbledon und sind einer der unbeliebtesten Clubs in England.

Und die Dons hätten noch eine andere Verbindung zu Red Bull. In Milton Keynes steht die Fabrik des Formel-1-Teams der Bullen. Eine gute Gelegenheit, hier von Synergien in der Vermarktung zu profitieren.

Milton Keynes Red Bull
Die Red-Bull-Fabrik in Milton Keynes. - Keystone

Das andere mögliche Ziel ist der AFC Sunderland. Die Black Cats existieren als Verein seit 1879 und spielten bis vor drei Jahren noch in der Premier League. Dann ging es rapide bergab, aktuell ist Sunderland nur drittklassig.

Der Preis des Red-Bull-Erfolgs

Leipzig beweist – mit einem Red-Bull-Engagement liesse sich das höchstwahrscheinlich ändern. Schliesslich marschierte man «beflügelt» von der fünften bis in die erste Liga, in nur sieben Jahren.

Aber der Preis dafür ist vor allem Salzburger Fans durchaus bewusst. Die Kontroverse um die Übernahme der Austria Salzburg flammte erst vor einigen Jahren wieder auf. Der zehnte Meistertitel der Clubgeschichte hätte zum Tragen eines Meistersterns berechtigt. Erst drei Jahre (und Titel) später entschied sich Salzburg für den Stern – nach dem zehnten Titel der Red-Bull-Ära.

Dass die Vereinsgeschichte mit Füssen getreten wird, ist der Preis, den der Red-Bull-Erfolg den Fans abverlangt. Für Leipzig war das kein Problem, schliesslich gab es den Verein gar nicht, ehe Red Bull auftrat. In Salzburg herrscht bis heute die Diskussion um die Vereinsgeschichte vor.

Die Lektionen aus diesen beiden so unterschiedlichen Konzepten sprächen eher für MK Dons als für Sunderland. Allerdings sind die zu erwartenden Probleme mit der Uefa wohl ein Abschreckungsgrund für Red Bull. Unüberlegte Investitionen tätigt das österreichische Unternehmen ohnehin nicht.

Deshalb wird es laut Ralf Rangnick keine Expansion nach China geben. «Einen Klub in China zu kaufen, kann ich mir nicht vorstellen», so Rangnick. «Das mag vielleicht wirtschaftlich gut sein, aber sportlich ist es das bestimmt nicht. Ich denke da nicht kapitalistisch.»

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