Markus Neumayr stellt Aarau-Trainer Keller mieses Zeugnis aus
Seit seinem etwas unschönen Abgang beim FC Aarau ist Markus Neumayr vereinslos. Im Interview mit Nau.ch spricht der 34-Jährige über seine Gegenwart und Zukunft.

Das Wichtigste in Kürze
- Markus Neumayr verbrachte den Grossteil seiner Karriere in der Schweiz.
- Bei seinem Engagement in Aarau kam es zu einem unschönen Abgang.
- Neumayr spricht im Interview über FCA-Keller.
- Jetzt unterstützt Neumayr benachteiligte Kinder in einer schönen Aktion.
Im Sommer muss Markus Neumayr (34) den FC Aarau verlassen. Der ehemalige Junior von Manchester United ist mittlerweile Spielertrainer beim FC Linth in der 1. Liga.
Bei der Spendenaktion «Samichlaus-Drive-in» unterstützt Neumayr zusammen mit anderen Profis jetzt benachteiligte Kinder.
Im Interview mit Nau.ch erklärt der Deutsche die Aktion. Und er rechnet mit Aarau-Trainer Stephan Keller ab.
Nau.ch: Markus Neumayr, haben Sie die Fussballschuhe an den Nagel gehängt?
Markus Neumayr: Nein, noch nicht. Ich habe mir jetzt über längere Zeit verschiedene Projekte angeschaut und wurde von einigen Vereinen kontaktiert.
Jetzt habe ich nach mehrmonatiger Pause das Richtige gefunden – als Spielertrainer beim FC Linth (1. Liga). Für mich ist das ein fliessender Übergang ins Trainer-Geschäft.
Nau.ch: Ihr Abgang beim FC Aarau war bitter und unschön. Ihre Beziehung zu Trainer Stephan Keller nicht «die ganz grosse Liebe», oder?
Markus Neumayr: (lacht) Ganz sicher nicht! Wenn man gemeinsam in ein Boot steigt, sollten alle in dieselbe Richtung paddeln. Keller als Co-Trainer hat das nicht gemacht. Ich war mit seiner Art zu kommunizieren nicht einverstanden, und wie er sich innerhalb des Teams verhalten hat.

Dass Keller Trainer des FC Aarau wurde, nachdem er zuvor freigestellt war, hat mich sehr überrascht. Das hat mich auch gezwungen, einen Schlussstrich zu ziehen. Für meine Seite ist es sehr schade, weil der FC Aarau ein toller Klub mit grossartigen Fans ist.
Aber wenn ein Mann am Ruder ist, der die menschlichen Werte nicht vertreten kann, die wichtig sind, dann ist das für mich schwierig.
Nau.ch: Was meinen Sie genau damit?
Markus Neumayr: Ich erwarte von einem Co-Trainer, dass er den Cheftrainer bedingungslos unterstützt und im Training nicht schlechte Stimmung verbreitet, weil er seine eigenen Interessen verfolgt. Das ist nur ein Beispiel, welches aufzeigen soll, was in dieser Zeit falschgelaufen ist.
Nau.ch: Sie trauen Stephan Keller wohl nicht die ganze grosse Karriere als Fussballtrainer zu?
Markus Neumayr: Das sage ich nicht unbedingt. Ich konnte mit seinen menschlichen Werten als Co-Trainer wenig bis gar nichts anfangen. Das habe ich ihm auch in einem Gespräch gesagt. Ich glaube auch nicht, dass er sich als Trainer gross verändern wird – es würde mich aber freuen.
Manchmal ist man im Leben nicht füreinander bestimmt. Ich habe in meinem Alter schon viele Situationen in Klubs erlebt. Wenn ein Verein den Weg mit einem Trainer einschlägt, ist es mein Recht zu sagen, dass dies mir nicht passt.
Ich bin stolz auf meine Entscheidung und dass ich am Ende des Tages noch in den Spiegel schauen kann.

Nau.ch: Sind Sie traurig, dass ihre Profikarriere so endet oder schauen Sie nach vorne?
Markus Neumayr: Mittlerweile bin ich nicht mehr traurig. Es ist einfach schade, wie es zu Ende gegangen ist. Im ersten halben Jahr haben wir sensationell abgeliefert. Das zweite Jahr war dann ein Endprodukt von dem, wie die Menschen miteinander umgegangen sind.
Jeder wollte sein eigenes Ding durchziehen und wir sind nicht richtig vorwärtsgekommen. Fussball ist ein Teamsport und man hat gesehen, weshalb kein Fortschritt mehr erzielt werden konnte. Auch jetzt sorgt der FCA trotz eines starken Kaders nicht wirklich für Furore.

Ich schaue nach vorne und bin sehr glücklich mit Linth einen Klub gefunden zu haben, der mir das gibt, was ich gesucht habe. Der Verein hat ein familiäres Umfeld mit einer gesunden Struktur – ich bin sehr, sehr gespannt. Ich bin mir bewusst, dass dies ein Amateurklub ist. Ich bekomme auch mal neue Einblicke in die Fussballwelt und es wird ein spannendes Projekt.
Nau.ch: Sie sind damit einverstanden, dass Sie nicht wirklich das Maximum aus ihrem Potenzial rausgeholt haben? Haben Sie ihre Karriere etwas verschlammt?
Markus Neumayr: Da ist was Wahres dran. Aber ich stand mit 23 Jahren kurz vor meinem Karriere-Ende und überlegte mir, aufzuhören. Bis dahin war mein Fokus nicht richtig ausgelegt. Aber danach kann ich mir nicht viel vorwerfen.
Ich bin mit meiner Art oft angeeckt. Aber ich bin halt ein Mensch, der von gewissen Dingen überzeugt ist. Ich begegne auch dem Fussballgeschäft manchmal etwas kritisch. Für mich ist und war Menschlichkeit ein sehr wichtiger Punkt – was im Profifussball nicht immer an erster Stelle kommt.
Dennoch bin ich zufrieden mit meiner Karriere, ich durfte die letzten Jahre mein Geld mit Fussballspielen verdienen und habe viele tolle Menschen kennengelernt. Am Ende des Tages kann man aber sagen, dass ich mehr hätte rausholen können.

Nau.ch: Jetzt beteiligen Sie sich an einer grossartigen Spendenaktion, worum geht es da genau?
Markus Neumayr: Es ist eine sehr coole Aktion. Es handelt sich dabei um das «Samichlaus-Drive-in» für Kinder mit Beeinträchtigungen. Dabei sammeln wir Geld für Familien, die es nicht so leicht haben. Ich will diesen Menschen etwas zurückgeben.
Mir geht es sehr gut, ich bin gesund und ich habe genug zu essen. Bei dieser Spendenaktion kann jeder in Rahmen seiner Möglichkeiten etwas dazu beitragen, den Kindern, die sonst nicht so viel haben, am Samichlaus-Tag eine tolle Erinnerung zu sammeln.
Ich werde am 6. Dezember mit meiner Familie auch vor Ort sein und meinen Kindern zeigen, dass nicht alle so Glück im Leben haben. Ich finde es gibt keinen Grund, solche tolle Aktionen nicht zu unterstützen.