DFB-Chef Grindel wird am Donnerstag als Mitglied des FIFA-Councils bestätigt werden. Daran gibt es vor dem UEFA-Kongress keine Zweifel. Eine Herausforderung ist aber der gemeinsame Kampf mit Europa-Boss Ceferin gegen die Milliarden-Pläne von FIFA-Chef Infantino.
Steht vor einer wichtigen Wahl in Rom: DFB-Präsident Reinhard Grindel. Foto: Boris Roessler
Steht vor einer wichtigen Wahl in Rom: DFB-Präsident Reinhard Grindel. Foto: Boris Roessler - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Für einen Blick auf die riesigen Marmorskulpturen im Foyer des Hotel Cavalieri oder die imposante Aussicht hinunter auf die Ewige Stadt hatten Reinhard Grindel und Aleksander Ceferin keine Zeit.

Um seine Wiederwahl als Europa-Gesandter im FIFA-Council am Donnerstag musste sich DFB-Chef Grindel (57) zwar ebenso wenig Sorgen machen wie Ceferin (51) um seine Bestätigung im Amt als UEFA-Präsident. Vor dem Kongress der Europäischen Fussball-Union in Rom galt es für die Funktionärs-Kollegen aber, eine grosse wie stabile Allianz zu schmieden gegen FIFA-Boss Gianni Infantino (48).

Mitten im Super-Wahljahr 2019 spitzt sich der Dauerkonflikt zwischen dem reichen Europa und dem Rest der Fussball-Welt zu. Infantino ködert seine Unterstützer weiter mit einer dubiosen Milliarden-Offerte. In wenigen Wochen will der Weltverbandschef seine Expansions- und Investitionspläne um eine reformierte Club-WM und eine neue globale Nations League in Miami entscheidend vorantreiben - womöglich auch gegen den Widerstand der Europa-Fraktion. Kurz vor seiner Wiederwahl in den FIFA-Rat durch die 55 UEFA-Mitgliedsländer forderte Grindel von Infantino ein Zugehen auf die europäischen Fussballverbände.

«Ich würde mich freuen, wenn wir in der Zusammenarbeit zwischen FIFA und UEFA zu einem konstruktiven Miteinander kommen. Das setzt natürlich auch voraus, dass mit Transparenz und mit Rücksicht auf die europäischen Interessen von Seiten der FIFA vorgegangen wird», sagte der DFB-Präsident der Deutschen Presse-Agentur.

Eine Gelegenheit dazu hat Infantino gleich am Donnerstag. Beim UEFA-Kongress hält er traditionell eine Grussrede an die Delegierten. Die Bestätigung von Grindel im FIFA-Amt hatte er schon vor einigen Monaten eher süffisant kommentiert: «Die, die ihn wählen, werden sich freuen.»

Infantino muss um seine Wiederwahl im Juni ebenso wenig bangen wie Grindel und Ceferin um ihre Posten - auch er wird dann keinen Gegenkandidaten haben. Ein Wahlversprechen gab Grindel dem FIFA-Boss aber ausdrücklich noch nicht. Zunächst müsse der seit fast einem Jahr schwelende Konflikt um das dubiose Milliarden-Angebot für die Vermarktung von FIFA-Wettbewerben geklärt werden: «Ich unterstelle ihm nichts Böses. Wir warten jetzt ab, was von der FIFA in den Task-Force-Gesprächen als endgültiges Format ausgearbeitet wird.»

Aus Fussball-Romantik handeln Ceferin und Grindel nicht. Ihnen geht es um den Schutz der eigenen Geldmaschinen Champions League und Nations League. Noch nicht vom Tisch ist dabei auch eine mögliche Verlegung von Europapokalspielen auf das Wochenende nach 2021. Zumindest steht dies in einem Unterpunkt eines Strategiepapiers, das die UEFA-Funktionäre in Rom debattierten.

Umgehend protestierte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert: Partien der Königsklasse am Samstag hätten für «alle nationalen europäischen Ligen massive Konsequenzen». Seifert hofft auf Ceferin als «klugen und verantwortungsbewussten» UEFA-Chef.

Grindel ist von seinem «Kumpel» Ceferin ohnehin überzeugt - gerade was das Zweck-Bündnis mit den immer mächtigeren Ligen und Clubs angeht. «Er hat die Reihen geschlossen. Sein Verdienst ist vor allem, dass Verbände, Ligen und Clubs im Kern auf einer Linie sind. Diese Linie heisst, dass wir alle gemeinsam die FIFA-Vorschläge vor allem danach beurteilen, dass unsere sehr erfolgreichen Wettbewerbe nicht benachteiligt werden», sagte der DFB-Chef.

Das Bemühen um Einheit der 55 UEFA-Länder, von denen gerade kleinere Verbände aus ökonomischen Gründen Infantinos Ideen durchaus aufgeschlossen gegenüber stehen, und den Clubs sorgt für schwer verständliche Entscheidungen. Der bevorstehende Einzug von Nasser al-Khelaifi als Vertreter der European Club Association ins UEFA-Exekutivkomitee ist eine Art personalpolitischer Kollateralschaden, den auch der DFB hinnimmt.

Der Katarer hat als Chef von Paris Saint-Germain das Financial Fairplay mehrfach verletzt, nun muss er es als UEFA-Topfunktionär weiterentwickeln und verteidigen. Als Chef der Mediengruppe BeIn Sports hält er die lukrativen TV-Rechte an der Champions League für den arabischen Raum. Derartige Interessenskonflikte bei der FIFA würden Grindel und Ceferin massiv kritisieren.

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