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FC Köniz dümpelt in 2. Liga Interregional – was lief schief?

Sébastian Lavoyer
Sébastian Lavoyer

Köniz,

Der FC Köniz war einst eine Promotion-League-Grösse, dümpelt heute in der 2. Liga Interregional. Was lief schief – und wie kann der Absturz gestoppt werden?

Ilir Bekaj FC Köniz
Ilir Bekaj, Präsident des FC Köniz, blickt nach den Seuchenjahren wieder etwas optimistischer in die Zukunft. - Daniel Zaugg

Der FC Köniz scheint im freien Fall. Noch vor wenigen Jahren war der Vorort-Verein Stammgast im Schweizer Cup. 2015 schaffte er es bis in den Viertelfinal, eliminierte auf dem Weg dorthin GC.

In der Promotion League spielte er jahrelang vorne mit. Ex-Super-League-Stars wie Carlos Varela, Gabriel Urdaneta, Miguel Portillo oder Jean-Michel Tchouga trugen das Trikot der Schwarz-Weissen.

Im Hessgut liebäugelte man gar mit der Challenge League. Heute aber dümpelt die 1. Mannschaft im Mittelfeld der 2. Liga Interregional.

Carlos Varela
Auch Carlos Varela trug einst das Trikot von Köniz. - keystone

Ende 2018 ist ein Wendepunkt für den Verein. Präsident und Trainer Bernard Pulver tritt Ende der Vorrunde der Saison 2018/19 zurück.

Mit dem Abgang des Ex-YB-Goalies endet eine Ära. Durch ein gutes Netzwerk im und um den Verein – insbesondere durch Immobilien-Unternehmer René Lanz – hatte Köniz über die Jahre einen Sponsorenclub aufgebaut.

Gross und finanziell schlagkräftig. Jährlich sollen die Sponsoren rund 500'000 Franken in den Verein gepumpt haben.

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Silvan Rudolf, damals Trainer der 2. Mannschaft, übernimmt in der Winterpause 2018/19 die 1. Mannschaft. Zu diesem Zeitpunkt hatten einige Spieler noch teure Verträge.

Diese seien nach dem Abgang von Lanz kaum finanzierbar gewesen, so Rudolf: «Meine erste Aufgabe war es, mit allen Spielern zu sprechen und herauszufinden, wer bereit ist, auf Geld zu verzichten – oder den Vertrag aufzulösen.»

Ein 100'000-Franken-Darlehen von der Gemeinde

Trotz des Einschnitts gelingt Köniz in dieser Saison der Liga-Erhalt. Doch der Klub braucht Hilfe: Die Gemeinde gewährt 2019 ein Darlehen von 100'000 Franken. Bis 2029 muss es abbezahlt sein, jedes Jahr 10'000 Franken.

Noch sind 40'000 Franken ausstehend, wie die Gemeinde auf Anfrage mitteilt, alles wie vereinbart. Und: «Die Rückzahlung für dieses Jahr ist bereits eingetroffen.»

Rudolf selbst pendelt damals noch zwischen Verein und Nationalmannschaft. Als Materialwart reist er Ende März 2019 mit Granit Xhaka & Co. nach Georgien und ist auch dabei, als wenig später Dänemark im St.-Jakob-Park zu Gast ist.

«Nicht nur Trainer, sondern auch sportlicher Leiter»

Im Sommer 2019 kündigt er beim SFV und unterschreibt in Köniz einen Dreijahresvertrag als Profi-Trainer – ein Novum beim FC Köniz und selten gesehen, ausser bei den U21-Mannschaften der Super-League-Klubs.

Kritiker sehen darin den Beginn der Talfahrt. Der Vertrag sei äusserst grosszügig gewesen, munkelt man in Fussball-Bern.

Rudolf schweigt zu den Zahlen, betont aber: «Ich war nicht nur Trainer, sondern auch sportlicher Leiter.» Und er betont: «Das Budget der 1. Mannschaft wurde durch meine Anstellung nicht tangiert.»

Sponsor finanziert Profi-Trainer

Ein Sponsor habe ihn finanziert, vermittelt vom damaligen Präsidenten Pascal Ruprecht. Die Vorgabe: Nachwuchs fördern, eigene Talente einbauen. «Ich hätte meinen Job beim SFV nicht aufgegeben, hätte mir der FC Köniz keine Sicherheit gegeben», sagt Rudolf.

Im ersten Jahr als Profi-Trainer gelingt noch der Ligaerhalt. Doch die Mannschaft bröckelt, die Abgänge häufen sich.

Im Corona-Jahr 2020/21 wird die Liga geteilt, es gibt weniger Spiele. Trotz prominenter Verstärkungen mit den Ex-Super-League-Profis Stephan Andrist und Stefan Glarner reicht es nicht. Köniz steigt in die 1. Liga Classic ab.

FC Köniz
Stefan Glarner (l.) und Stephan Andrist beim FC Köniz. - FC Köniz

Im Sommer 2021 gibt Ruprecht sein Amt ab – aus beruflichen Gründen, nicht wegen des Abstiegs.

Rudolf bleibt noch eine halbe Saison; in der Winterpause 2021/22 trennen sich die Wege vorzeitig. Der Verein steht anderthalb Jahre ohne Präsident da, bis im Dezember 2022 Ilir Bekaj übernimmt.

Neue Führung, alte Sorgen

Trotz Talfahrt – Team Köniz gesichert

«Die Partnerschaft im Nachwuchsbereich mit dem FC Köniz ist trotz des Abstiegs der 1. Mannschaft nicht gefährdet», teilt YB mit. Das Team Köniz stellt vier Mannschaften (FE12, FE13, FE14 und U15). Die besten Talente wechseln später in die U16 von YB. Die Finanzierung des Team Köniz sichern SFV, SFL, YB und der FC Köniz.

Bekaj kennt den Klub gut, begann als Juniorentrainer. «Mir war bewusst, dass es weiter nach unten gehen würde. Ich wollte die Fallhöhe steuern», sagt er.

Denn im Sommer 2022 laufen die letzten unter Lanz abgeschlossenen Sponsorenverträge aus – auch jener mit der Migros Aare. Doch diese bleibt dem Verein treu und stärkt Köniz noch immer den Rücken, wie Bekaj hervorhebt.

Von der Förderung des eigenen Nachwuchses, den Rudolf vorantreiben wollte, hat Bekaj wenig mitbekommen.

Seit Sommer 2018 war er als Junioren-Trainer im Verein tätig. Und sagt: «In den Monaten bevor ich Präsident wurde, habe ich Bälle, Überziehleibchen und weiteres Material für meine Mannschaft aus dem eigenen Sack berappt.»

Jean-Michel Tchouga Köniz
Jean-Michel Tchouga war ebenfalls einer der Ex-Super-League-Stars bei Köniz. - keystone

Eine der ersten Amtshandlungen als Präsident: Der Vorstand spricht fast 20'000 Franken für neues Material für die Junioren. Gleichzeitig streicht er die Mittel der 1. Mannschaft zusammen.

«Ich bin nicht nur Präsident der 1. Mannschaft, sondern des ganzen Vereins. Ich trage Verantwortung gegenüber Gemeinde, Eltern und Kindern.»

Das Sparen kostet spielerische Substanz. Leistungsträger gehen, nur vier, fünf Teamstützen bleiben.

Im Sommer 2024 testet der Klub 40 neue Spieler. Trainingswochen gleichen Castingshows: Spieler kommen, verschwinden wieder, Unsicherheit herrscht. Nach fünf Punkten in der Vorrunde ist klar: Der Klub steckt am Tiefpunkt.

Hoffnungsschimmer und Absturz

Im Winter 2025 tritt der «clubONE» in Erscheinung. Laut Homepage ist das ein unabhängiger Netzwerk- und Sponsoringverein mit dem Fokus, gezielt die 1. Mannschaft des FC Köniz zu unterstützen.

Ein Netzwerk von Unternehmern, Privaten und Sportbegeisterten geleitet von Präsident Christoph Gwerder, Arzt an der Hirslanden-Klinik, Vize Thomas Iten, Unternehmer.

Mit den neuen finanziellen Mitteln verpflichtet Köniz neue Spieler – und holt in der Rückrunde 14 Punkte.

Gehört für dich der FC Köniz in die Promotion League?

Fast hätte es zum Ligaerhalt gereicht. Doch in der entscheidenden Phase fehlen Konstanz und Ruhe. Der Abstieg lässt sich nicht verhindern.

Heute ist der Verein zurück in der 2. Liga Interregional – genau dort, wo er vor der Ära Lanz und Pulver war. «Dafür gilt es den beiden zu danken, denn das kommt bei all den Diskussionen zu kurz», sagt Bekaj.

Nach den Seuchenjahren ist er optimistisch. Die Talsohle sei durchschritten. Das Ziel? Der direkte Wiederaufstieg.

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