Dunkelhäutige Spieler begehen in der Serie A mehr Fouls und erhalten mehr Karten. In leeren Stadien gibt es keinen Unterschied.
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In der Serie A sind rechtsextreme Fans keine Seltenheit in den Kurven. Laut einer Studie beeinflussen sie auch die Schiedsrichter. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Schiedsrichter der Serie A pfeifen mehr Fouls und geben mehr Karten gegen Dunkelhäutige.
  • Sie werden aber von Fans beeinflusst, während Corona spielte die Hautfarbe keine Rolle.
  • Die Studienautoren warnen, dass rassistische Gesänge den Spielausgang beeinflussen können.
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Werden dunkelhäutige Fussballer auf dem Fussballplatz benachteiligt? Dieser Frage gingen Beatrice Magistro von der Universität Toronto und Morgan Wack von der Universität Washington in Seattle nach. Ihre Studie mit «verstörenden» Resultaten wurde kürzlich im Paper «Sociology» publiziert.

Die beiden Forschenden analysierten, wie Schiedsrichter Spieler unterschiedlicher Hautfarbe beurteilen. Dafür untersuchten sie die Foul- und Karten-Daten aller Serie-A-Spiele von 2009 bis 2021. Die Daten zur Hautfarbe entnahmen sie dem auch von Scouts genutzten Spiel «Football Manager». Dort erhält jeder Spieler je nach Hautfarbe einen Wert zwischen 1 (am hellsten) und 20 (am dunkelsten).

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Ein Schiedsrichter der Serie A schickt Luis Muriel mit Rot vom Feld. - Keystone

So kamen sie zum Schluss, dass zwischen 2009 und 2019 Schiedsrichter mehr Fouls gegen dunkelhäutige Spieler pfiffen. Gegen hellhäutige Akteure wurden pro Saison 20 Fouls gepfiffen, je dunkelhäutiger ein Spieler, desto mehr waren es. Akteure, die bei «Football Manager» einen Hautfarbe-Wert von 20 haben, begingen rund 25 Fouls pro Saison.

Auch bei den Karten gibt es einen deutlichen Unterschied: Der durchschnittliche Hellhäutige sah 3,5 Gelbe und 0,19 Rote, der durchschnittliche Dunkelhäutige 3,9 Gelbe und 0,22 Rote. Die Daten wurden für andere mögliche Einflussfaktoren wie Einsatzzeit und Position bereinigt. Es wurde eine deutliche rassistische Voreingenommenheit der Schiedsrichter aufgezeigt.

Schiedsrichter in leeren Stadien ohne Voreingenommenheit

Magistro und Wack nehmen die Unparteiischen aber in Schutz. Sie hätten gedacht, dass die Unterschiede auch auf die Fans zurückzuführen sein könnten. In der Serie A sind rechtsextreme Ultras keine Seltenheit, immer wieder kommt es zu rassistischen Vorfällen. Deswegen schauten sie auch Daten der Saison 2020/2021 an, in der wegen Corona keine Zuschauer in den Stadien waren.

Und in dieser Saison fanden die Forschenden keine rassistische Voreingenommenheit. Dunkelhäutige Spieler begingen nicht statistisch signifikant mehr Fouls und erhielten nicht mehr Karten. Wack sagt aber auch: «Weil es nur ein Jahr ist, können wir nicht mit Sicherheit sagen, dass der ganze Rassismus von den Fans kommt.» Es müssten weitere Studien mit mehr Daten gemacht werden.

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Kevin-Prince Boateng verliess wegen rassistischer Gesänge 2013 das Feld, das Freundschaftsspiel wurde deswegen abgebrochen. - Keystone

Die beiden Forschenden untersuchten auch das Vorurteil, dass dunkelhäutige Akteure aggressiver spielen würden. Sie fanden aber, dass genau das Gegenteil der Fall ist, dass sie weniger aggressiv spielen. «Möglicherweise, weil sie wissen, dass sie eher sanktioniert werden», mutmasst Magistro.

Wegen ihrer Resultate raten Magistro und Wack der Uefa und den Ligen, härter gegen rassistische Fans vorzugehen. Denn, so sagen sie, die Zuschauer können mit rassistischen Gesängen und Aktionen möglicherweise Spiele beeinflussen.

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