Nach 13 Monaten im Amt tritt René Weiler als Trainer von Al Ahly zurück. Im Interview mit Nau.ch spricht der 47-Jährige über seine Beweggründe.
René Weiler
René Weiler war über ein Jahr Trainer beim ägyptischen Top-Klub Al Ahly. - zVg
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Das Wichtigste in Kürze

  • Anfang Oktober tritt René Weiler als Trainer von Al Ahly zurück.
  • Der gebürtige Winterthurer blickt auf eine erfolgreiche Zeit in Kairo zurück.
  • Im grossen Nau.ch-Interview spricht der 47-Jährige Klartext.

Nach einer gut einjährigen Zusammenarbeit schmeisst René Weiler (47) bei Al Ahly den Bettel hin. Dies obwohl er noch einen bis 2021 gültigen Vertrag besitzt. Jetzt erklärt der 47-Jährige, was ihn zu diesem Entschluss bewogen hat.

Nau.ch: René Weiler, Sie hätten die Champions League in Afrika gewinnen können, wie kann man darauf verzichten?

René Weiler: Die Corona-Zeit ist für niemand einfach. Meine Familie habe ich in den letzten acht Monaten nur einmal gesehen und dafür musste ich sogar einen Privatflieger nehmen.

Nun hatte ich eine Ausstiegsklausel im Oktober und musste die ganze Situation neu beurteilen. Für mich hat die Familie Priorität. Deshalb haben wir gemeinsam entschieden, dass dieses Abenteuer leider früher als geplant zu Ende geht

Nau.ch: Hätte diese Entscheidung nicht noch ein paar Wochen warten können?

René Weiler: Ich habe einen sechsjährigen Sohn zuhause und auch dort eine Verantwortung, welche über allen anderen steht. Hinzu kommen die ganze Unsicherheit und die wieder verschärften Corona-Massnahmen.

René Weiler
René Weiler genoss bei Al Ahly und seinen Fans einen hohe Stellenwert. - zVg

Nau.ch: Es wird gemunkelt, dass Ihnen allein der CL-Titel eine halbe Millionen Franken eingebracht hätte.

René Weiler: Über Geld spreche ich nie öffentlich und das spielt ohnehin eine untergeordnete Rolle. Wir haben nur ein Leben und da ist die familiäre und private Situation viel wichtiger.

Nau.ch: Ihr Weg sieht immer ähnlich aus. Sie werden mit offenen Armen empfangen und ohne Blumen verabschiedet. Einverstanden?

René Weiler: Das kann ich nicht bestätigen. Ich habe viele Momente erlebt, in denen man sehr respektvoll miteinander umgegangen ist. Fussball ist wie eine Beziehung, es gibt immer zwei Seiten. Und wenn eine nicht mehr zufrieden ist, kann das zu Unstimmigkeiten und Trennungen führen.

Im Endeffekt muss man einen guten Job machen. Für mich ist wichtig, dass ich zu meinen ehemaligen Mitarbeitern weiterhin ein gutes Verhältnis habe.

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Weiler zieht eine positive Bilanz aus seiner Zeit in Kairo. - Keystone

Nau.ch: In Ägypten sind Sie wie ein Pharao empfangen und wohl auch behandelt worden. Ist die Stimmung zuletzt gekippt?

René Weiler: Ich habe viele Danksagungen für mein geleistete Arbeit erhalten – auch von meinem Verein. Da waren die meisten sehr zufrieden mit dem, was geleistet wurde. Die Zusammenarbeit hat positiv angefangen und ist auch so beendet worden. Ich habe es geschätzt, in diesem grossen Klub arbeiten zu dürfen.

Nau.ch: Die Schweiz als Wohlfühloase und Kairo in Afrika – das sind wohl sehr unterschiedliche Mentalitäten. Wie sind sie damit zurechtgekommen?

René Weiler: Es war eine sehr lehrreiche Zeit für mich. Es ist ein komplett anderes Leben, eine andere Kultur, eine andere Mentalität. Auch klimatisch unterscheidet es sich stark von der Schweiz. Ich wurde jeden Tag aufs Neue gefordert – und kehre mit vielen Erfahrungen und als kompletterer Mensch zurück.

René Weiler
Wann und wo Weiler seine Trainer-Karriere fortsetzen wird, ist noch unklar. - zVg

Nau.ch: Können Sie sich ein solches Engagement noch einmal vorstellen?

René Weiler: Nein, im Moment ist das überhaupt kein Thema. Wenn man erfolgreich den grössten afrikanischen Verein trainiert hat, dann öffnet dies Türen. Jetzt möchte ich zuerst nach Hause kommen, etwas runterfahren und dann kommt es sowieso immer so, wie es kommen muss.

Nau.ch: Letzte Frage: Hat der FC Zürich schon angerufen?

René Weiler: Nein, da gab es keinen Kontakt.

René Weiler an seiner letzten Medienkonferenz für Al Ahly. Weil mehr Fragen über seine Zukunft als über das Spiel gestellt werden, lässt er die Journalisten stehen. - YouTube/ONTime Sports
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