«Es gibt nur ein Rudi Völler!» Fussball-Deutschland feiert endlich wieder einen Sieg – und das Stadion ist in Rudi-Euphorie. Viele fordern, dass er bleibt.
DFB Rudi Völler
Rudi Völler klatscht mit dem Torschützen zum 1:0, Thomas Müller, ab. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die DFB-Elf gewinnt überraschend gegen Frankreich.
  • Deutschland befand sich zuvor in der Krise – und nun kam Rudi Völler.
  • Medien und Fans würden den Trainer gerne behalten.

Rudi Völler atmete erleichtert aus, er umarmte seine Spieler und genoss still den anerkennenden Applaus von den Rängen. Auch die erschöpften Spieler lächelten bei ihrer Ehrenrunde und winkten freudig ins Publikum.

Nach dem Siechtum der Fussball-Nationalmannschaft unter Hansi Flick hat Völler als Interims-Teamchef den EM-Gastgeber mit einem 2:1 (1:0) gegen Vize-Weltmeister Frankreich aus dem Stimmungstief geführt. Statt Pfiffen gab es in Dortmund donnernden Applaus.

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Die Fans sind ob der Leistung der DFB-Elf begeistert. - Keystone

«In der ersten halben Stunde war es schon eine Topleistung, in der zweiten Halbzeit haben wir wunderbar gefightet», sagte Völler hinterher in der ARD: «Das 2:0 war eine Befreiung für uns alle.»

Torschütze Thomas Müller meinte: «Wir waren fleissig und haben uns in den richtigen Momenten belohnt. So macht es Spass.» Der starke Torwart Marc-André ter Stegen bezeichnete den Sieg als «Balsam für die Seele».

«Es gibt nur ein Rudi Völler»

Neun Monate vor dem Heimturnier sorgte Rio-Weltmeister Müller (4. Minute) mit seinem 45. Länderspieltor für einen Traumstart. Danach verteidigte das DFB-Team leidenschaftlich und als Kollektiv, Leroy Sané (87.) machte den ersten Erfolg nach fünf sieglosen Testspielen perfekt.

Soll Rudi Völler als deutscher Bundestrainer weitermachen?

Und nun? Der 63-jährige Völler hatte sein Teamchef-Comeback nach 19 Jahren als «einmalige Sache» deklariert. Aber im Paket mit dem neuen Nachwuchs-Sportdirektor Hannes Wolf und Ex-Nationalspieler Sandro Wagner erledigte er nach der Freistellung von Flick nach dem desaströsen 1:4 gegen Japan in kürzester Zeit einen Topjob.

Das Erscheinungsbild der DFB-Elf war vor 60.486 Zuschauern ein komplett anderes. Die Bundestrainerfrage wird auch die kommenden Tage bestimmen – mit dem von den Fans gefeierten Völler mittendrin. «Es gibt nur ein Rudi Völler», rief das Publikum.

Für Völler bleibt jedoch klar, dass er wieder Platz machen wird an der Seitenlinie: «Es geht nicht nur um das eine Spiel, das ist kein Problem, das kriege ich schon hin», sagte Völler beinahe werbend um Verständnis: «Das Gesamtpaket ist sehr anstrengend gewesen.»

Rudi Völler
Die Bild-Zeitung fordert Rudi Völler zum Bleiben auf. - Bild.de

Das Votum der über 60.000 glücklichen Zuschauer auf den Tribünen wäre am Dienstagabend aber wohl ziemlich deutlich ausgefallen. Wenn sie über den Trainer entscheiden dürften, der die DFB-Auswahl zur Heim-Europameisterschaft 2024 führen sollte.

Kann Völler wirklich so einfach ablehnen? Denn: Auch in den Medien ist die Euphorie heute riesig – und es werden Forderungen laut. Die Bild-Zeitung etwa: «Rudi, gib dir einen Ruck!»

Nagelsmann nun Top-Kandidat?

Kommt wirklich einer wie Julian Nagelsmann? Im Oktober geht das Nationalteam auf USA-Tour, bis dahin soll eine Lösung gefunden sein.

7020 Tage nach seinem letzten Spiel als Teamchef spielte sich Völler nicht als grosser Zampano auf. Meistens blieb der 63-Jährige auf der Bank sitzen, nur bei wichtigen Aktionen sprang er in die Coaching Zone. Er kommunizierte viel mit dem U20-Trainergespann Hannes Wolf und Sandro Wagner, das ihn unterstützte, und sprach den Einwechselspielern gut zu.

Henrichs, Tah und Müller neu dabei

Die Sofortmassnahmen griffen. Völler nahm drei Veränderungen in der Startelf vor: Für den angeschlagenen Joshua Kimmich sowie für Kai Havertz und Nico Schlotterbeck rückten Benjamin Henrichs, Müller und Jonathan Tah in die Startelf. Die Massnahmen wirkten.

Der starke Henrichs legte nach einem Doppelpass auf der linken Seite mit Serge Gnabry den Ball im Strafraum zurück zu Müller – und der auch für die Aufbruchstimmung zurückgeholte Münchner erzielte aus kurzer Distanz sein erstes Länderspieltor seit 15 Monaten. Für Frankreich war es der erste Gegentreffer seit dem verlorenen WM-Finale Ende 2022 gegen Argentinien. Sofort hallten «Rudi Völler»-Sprechchöre von den Rängen.

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