Gianni Infantino nutzt seinen zweiten grossen WM-Auftritt für grosse Versprechen. Ein Weltturnier für Vereine soll es geben, dazu viel, viel mehr Geld. Und der FIFA-Präsident darf länger bleiben.
FIFA-Präsident Gianni Infantino bei der Pressekonferenz in Doha.
FIFA-Präsident Gianni Infantino bei der Pressekonferenz in Doha. - Tom Weller/dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Gianni Infantino schritt mit einiger Verspätung auf seine Bühne - und verlor dann keine Zeit bei der Verkündung grosser Versprechen.

Ab 2025 richtet die FIFA die Club-WM als Weltturnier mit 32 Mannschaften aus, im selben Jahr beginnt eine World Series für Testspiele, und bis 2026 erwartet der Fussball-Dachverband Umsatzerlöse im Bereich von elf Milliarden US-Dollar. Fast nebenbei berichtete der FIFA-Präsident bei seinem einstündigen Auftritt im Theatersaal des WM-Medienzentrums in Katar zudem, statutengemäss mit zwei Wiederwahlen bis 2031 im Amt bleiben zu können. Der ewige Infantino?

«Zehn Milliarden fliessen direkt zurück in den Fussball», sagte der Schweizer während seiner Abschlusspressekonferenz und erklärte damit indirekt das Grundsatzprinzip bei FIFA-Wahlen. Der Weltverband schüttet enorme Summe aus und sichert damit die Zufriedenheit des Grossteils der 211 Mitgliedsverbände, der ohnehin treu hinter Infantino steht. Er befinde sich in seiner «ersten Amtszeit», sagte Infantino nach einer einstimmigen Klarstellung im FIFA-Council, was skurril wie korrekt ist.

Kein Gegenkandidaten für Infantino

Seine ersten drei Jahre an der FIFA-Spitze von 2016 bis 2019 hatte der Schweizer als Restamtszeit von seinem im Mai 2015 gewählten und kurz darauf zurückgetretenen Vorgänger Joseph Blatter übernommen. Die Bestätigung im Amt folgte vor dreieinhalb Jahren in Paris, im März tritt der in Deutschland stark kritisierte Infantino ohne Gegenkandidat zur Wiederwahl in Kigali an. Ein FIFA-Präsident darf maximal drei Amtszeiten absolvieren. Der Deutsche Fussball-Bund hat bislang die Unterstützung verweigert, aber das kann sich a) noch ändern und hat b) ohnehin keine nennenswerten Auswirkungen auf das Ergebnis.

«Mit Geld geht alles», hatte zuletzt ein einst eng mit der FIFA verwobener Funktionär der dpa gesagt. Schon im Vierjahreszyklus bis Ende dieses Jahres liegt das Umsatzergebnis bei 7,5 Milliarden US-Dollar und damit eine Milliarde US-Dollar höher als erwartet. «In einer Zeit, die durch eine Pandemie hart getroffen war», sagte Infantino. «Das ist ausserordentlich.» In die Prognose bis Ende 2026 sei die neue Mega-WM für Vereinsmannschaften noch gar nicht eingerechnet. Die Vermarktungsergebnisse dürften sich signifikant auswirken. Noch mehr Geld «zurück in den Fussball», sagte Infantino.

Das neue, im Vierjahresrhythmus geplante Turnier löst die bisherige Mini-WM ab, die für 2022 im kommenden Februar in Marokko mit weiterhin noch sieben Mannschaften angepfiffen wird. Gesetzt sind die sechs Kontinentalmeister (für Europa Real Madrid) sowie der Gastgeber. Das neue Format verspreche, «wirklich wie eine Weltmeisterschaft» zu werden, sagte Infantino. Über die Details werde noch gesprochen, dazu zählen Gastgeber und teilnehmende Teams. Grundsätzlich dürften die deutschen Spitzenclubs um den FC Bayern gesteigerte Chancen auf eine Einladung haben. Die Einführung einer Club-WM für Frauenteam ist noch in der Planungsphase.

Beschlossen wurde das alles im Grundsatz vom Council mit dem ehemaligen DFL-Aufsichtsratschef Peter Peters. In den geraden Jahren mit WM- oder EM-Ausrichtung sollen im Länderspielfenster im März Viererturniere von Nationalmannschaften verschiedener Kontinente veranstaltet werden, die «World Series»-Spiele. Bekannt ist der Begriff aus dem nordamerikanischen Baseball. Die WM in Katar habe gezeigt, wie grossartig Spiele von Teams verschiedener Konföderationen gegeneinander sein können, wie Infantino sagte.

Das World Leagues Forum (WLF), ein weltweiter Verband von mehr als 40 Fussball-Profiligen, kritisierte die FIFA für die Kalenderreformen scharf. «Diese Entscheidungen wurden einseitig getroffen, ohne Rücksprache, geschweige denn Zustimmung, von denen, die direkt davon betroffen sind: den Ligen, ihren Mitgliedsvereinen, den Spielern und Fans», hiess es in einer Mitteilung des WLF am Freitag. Die Änderungen könnten «schädliche Folgen für den Fussball und das Wohlbefinden der Spieler» haben, hiess es weiter.

Auch die internationale Vereinigung der Profispieler (FIFPRO) reagierte «mit Überraschung» auf die Ankündigungen des Weltverbandes FIFA. Diese könnten «schwerwiegende Folgen» im Bezug auf die Belastung der Spieler haben.

«Viele Menschen sind nach Katar gekommen und haben die arabische Welt entdeckt, die sie nicht oder nur aus den Medien kannten», sagte Infantino. «Gleichzeiten haben die Menschen in Katar viele Menschen aus der ganzen Welt in Empfang genommen.» Die Welt habe gesehen, dass «Menschen im Grunde positiv sind und nicht negativ. Sie sind gut und nicht schlecht», sagte Infantino. Er verwies darauf, dass die bis Freitag 62 WM-Spiele bislang ohne Zwischenfälle gespielt worden seien.

Infantino: Regeln müssen eingehalten werden

Auf die hitzige Debatte um die «One Love»-Kapitänsbinde, in der er selbst bislang nicht zitiert worden war, ging der Schweizer am Rande ein. «Es geht nicht darum, etwas zu verbieten, sondern darum, dass man die Regeln einhält», antwortete der 52-Jährige auf eine Frage zur Binde. «Auf dem Fussballplatz wird Fussball gespielt. Jeder kann seine Meinung ausdrücken, aber wenn man den Platz betritt, müssen wir den Fussball respektieren. Das ist nichts Neues.» Es gehe darum, den Fussball zu schützen.

Die deutsche Nationalmannschaft und weitere europäische Top-Teams wollten in Katar mit der «One Love»-Binde als Zeichen für Toleranz und Vielfalt auflaufen. Die FIFA untersagte das sehr kurzfristig und drohte sportliche Sanktionen an. Angesprochen auf die auch daraus resultierende Kritik und verweigerte Unterstützung aus Ländern wie Dänemark oder Deutschland für seine Wiederwahl sagte Infantino: «In der FIFA sind 211 Länder weltweit vertreten. Ich bin sehr dankbar und stolz auf diese über 200 Verbände, die mich unterstützen. Ich danke auch den anderen.»

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