Als Foto-Motive sind Synchronschwimmerinnen immer gefragt, aber der Blick hinter die Kulissen ist auch sehenswert. Zwei Münchner Sportlerinnen wollen eine lange olympische Durststrecke beenden.
Für das Olympia-Ticket müssen sich Marlene Bojer und Daniela Reinhardt noch steigern. Foto: Mark Schiefelbein/AP
Für das Olympia-Ticket müssen sich Marlene Bojer und Daniela Reinhardt noch steigern. Foto: Mark Schiefelbein/AP - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das grosse Ziel ist die erste deutsche Olympia-Teilnahme im Synchronschwimmen seit 1992.

Marlene Bojer und Daniela Reinhardt beendeten bei der WM in Gwangju die Freie Kür als 19. Für das Ticket für Tokio, das im nächsten Jahr bei einem Wettkampf im Olympia-Ort vergeben wird, müssen sich die beiden steigern. «Eine Olympia-Teilnahme wäre wichtig, damit das dem Sport in Deutschland Aufwind gibt», sagt Bojer. Reinhardt stufte den WM-Auftritt als «wichtige Standortbestimmung» für den Sport ein, der mehr als nur einen grazilen Auftritt und ein hübsches Erscheinungsbild im Becken verlangt.

S - wie SCHMINKE: Diese soll dem Ausdruck der Darbietung gerecht werden. Die Wertungsrichter sollen die Schminke auf einige Meter Distanz gut sehen können. Dazu wirkt im Wasser die Farbe blasser, auch deshalb wird kräftig aufgetragen. «Die mega bunten Augen gibt es aber nicht mehr so. Es ist ein bisschen dezenter geworden», sagt Bojer. «S» könnte aber auch für Swarovski-Steinchen stehen, die sich die Sportlerinnen auf die Anzüge kleben. Oder für Schwimmbadproblem. In München müssen die beiden von «Pfütze zu Pfütze» hüpfen, wie es Bojer sagt. Training in Lehrschwimmbecken.

Y - Y-CHROMOSOM: Keine Männer bei Olympia, dort ist Synchronschwimmen den Frauen vorbehalten. Die künstlerisch sehr anspruchsvolle Sportart wirkt bei den Schwimmerinnen einfach graziler, lautet ein altes Argument. Seit 1984 gehört es zum olympischen Programm.

N - NICHT ATMEN: Im entspannten Zustand können Synchronschwimmerinnen lange die Luft anhalten. «Wenn man nur unter Wasser sitzt, kann man das bestimmt zweieinhalb Minuten», sagte Bundestrainerin Doris Ramadan, Olympia-Teilnehmerin von 1988. Verschlucken ist dagegen «echt uncool», sagte Bojer. «Man versucht dann, dass Wasser an der Stelle zu halten, ohne dass es kitzelt und einem die Luft ausgeht. Und oben hustet man sich dann aus.»

C - CHOREOGRAPHIE: Die Choreographie ist von herausragender Bedeutung. Trainer, Sportler und Choreographen arbeiten sie zusammen aus. Bei den Darbietungen zählen die Sportlerinnen im Takt mit, haben die Partnerin im Blickwinkel. «Wir geben Laute unter Wasser, um den Takt vorzugeben», sagte Bojer. Der künstlerische Aspekt ist der eine, hartes Training ein anderer: Neben täglichem Wassertraining muss viel für Ausdauer, Kraft und Beweglichkeit getan werden.

H - HAARE: Die Frisuren der Schwimmerinnen halten eigentlich nur mit einem richtig: mit handelsüblicher Gelatine. Nach den Wettkämpfen kann es lange dauern, bis die Haare wieder frei von Gelatine sind. Im Training tragen die Sportlerinnen Badekappen.

R - RUSSLAND: Russland dominiert. Bei WM, EM und Olympia räumen die Russinnen regelmässig ab. Die Sportlerinnen sind Profis. Von deren Disziplin könne man lernen, sagte Bojer. «Aber es ist auch deren Job, so diszipliniert zu sein.» Bojer und Reinhardt sind Studentinnen.

O - OFFENE AUGEN: An das Chlor im Wasser sind die Schwimmerinnen gewöhnt. Der Blick zu den Wertungsrichtern ist unerlässlich und soll den Ausdruck unterstreichen. Trainiert wird aber mit Schwimmbrille. Manchmal sei es «voll easy» mit dem Chlor, bei zu viel Chlor im Wasser sehe man nach dem Wettkampf erstmal nichts mehr, sagte Bojer.

N - NEULAND: Bei WM und EM gibt es den Mixed-Wettbewerb. Ein Mann und eine Frau schwimmen dabei zusammen. Den Deutschen fehlt ein Mann. «Das ist schade, denn jetzt könnte man noch einsteigen, bevor Gott und die Welt ein Mixed-Duett hat», sagte Bojer.

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