Marathonlauf: Maja Neuenschwander in der Krise
Für die Rubiger Sportlerin Maja Neuenschwander ist der Marathonlauf wie eine Beziehung, sagt sie. Momentan befindet sich diese allerdings in einer Krise.

Das Wichtigste in Kürze
- Vor einer Woche gab die Läuferin Maja Neuenschwander den Vienna City Marathon auf.
- Dies ist der dritte Lauf in Serie, den sie frühzeitig beenden musste.
- Nun muss die Rubigerin über die Zukunft ihrer Karriere nachdenken.
Vor rund einer Woche musste die Marathonläuferin Maja Neuenschwander den Vienna City Marathon aufgeben. Dies ist das dritte Rennen in Serie, das die Rubigerin frühzeitig beendete.
2017 beendete sie in London wegen muskulären Problemen den Marathon nicht. Ein halbes Jahr später zog sie sich in Berlin einen Muskelfaserriss zu. Im folgenden Jahr erhielt sie im Training in Kenya die Diagnose Ermüdungsbruch.
Darauf verordneten ihre Trainer Sandra Gasser und Beat Aeschbacher der Sportlerin drei Monate Laufverbot.
Marathonlauf als Sucht?
Während ihrer Pause suchte die 39-Jährige nach Dingen, die ihr das gleiche Gefühl wie das Laufen geben konnten. «Es geht nicht in erster Linie um die Endorphine, sondern um das, was du von einem Lauf am Morgen mitnimmst.»
Sind das die Symptome einer Sucht? Diese Frage hat sich Neuenschwander auch schon gestellt, sagt sie im Interview mit der «NZZ am Sonntag».
Beachtliche Karriere
Die Läuferin kann insgesamt auf eine äusserst beachtliche Karriere zurückblicken. Sie begann als Mittelstrecklerin, allerdings fehlte es ihr an Grundschnelligkeit.
Dann wechselte sie zum Marathon und lief ihr Debüt in 2:43. Heute liegt ihre Bestzeit bei 2:26:49 – Schweizer Rekord.
Ihre Karriere ist beachtlich und hätte sie vor einem Jahr einen Schlussstrich gezogen, hätte sie niemand kritisiert. Doch sie sei nicht eine, die Beziehungen so einfach aufgibt, meint sie. Und der Marathonlauf sei für sie wie eine Beziehung.

Beziehungsarbeit leisten
Um den Marathonlauf wieder gut durchführen zu können, musste Maja Neuenschwander quasi Beziehungsarbeit leisten.
In den letzten Jahren lief sie nicht mehr so aktiv wie früher und funktionierte nur noch nach dem Prinzip: Augen zu und durch. Sie musste Monate investieren, bis sie wieder zu dem fand, was ihr so viel bedeutet: Lust, Freude, Gelassenheit. Doch dann kam die Schlappe in Wien.
Gefühl für Wettkampf zurückholen
Neuenschwander muss sich jetzt mit ihren Betreuern zusammensetzen und ihre Optionen diskutieren. Eine davon wäre es, sich momentan auf kürzere Distanzen zu beschränken und dann im Herbst wieder voll durchzustarten.
An ein Ende will sie noch nicht denken. Sie sagt, es sei für Sportler wichtig, die Karriere selbst zu bestimmen. «Wer fremdbestimmt aufhören muss, fühlt sich machtlos.»