Patrick Lange holt sich bei der Ironman-WM-Premiere in Nizza Silber. Für den als Favoriten gehandelten Jan Frodeno wurde sein Karriere-Finale zum Debakel.
Jan Frodeno Ironman Nizza
Kein Happy End für Jan Frodeno beim Ironman Nizza. (Archivbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jan Frodeno verpasst die Chance auf seinen vierten WM-Titekl.
  • Patrick Lange schafft es auf den Vizerang.
  • Der Franzosen Sam Laidlow holt sich Gold.

Was für ein bitteres und emotionales Finale für Jan Frodeno. Er leidet und hat keine Chance auf seinen vierten WM-Titel. Die Familie tröstet ihn. Dafür schafft es Patrick Lange auf den Vizerang.

Jan Frodeno verabschiedet sich von der grossen Bühne

Jan Frodeno schlich noch vor der grossen Patrick-Lange-Aufholjagd mit verzerrtem Gesicht aus dem Wechselzelt und ging vor seinem letzten Marathon als Triathlon-Profi hinter die Absperrung. Er drückte seine Frau, seine Mama, klatschte mit dem Vater ab und holte sich mit einem Lächeln Küsschen von den Kindern.

Der Traum von der finalen Krönung einer grossen Triathlon-Karriere wurde zum sportlichen Albtraum für den 42 Jahre alten Superstar beim Silbercoup von Landsmann Patrick Lange. In seinem letzten Profi-Rennen hatte Jan Frodeno bei der Ironman-WM-Premiere in Nizza mit der Titelvergabe nichts zu tun.

Ironman Nizza: Für Patrick Lange «sau hart»

Dafür Lange. «Es war sau hart. Ich wusste, dass das heute der härteste Ironman wird, den ich je gemacht habe», sagte er dem Hessischen Rundfunk. Mit knapp 13 Minuten war er nach den 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren auf die abschliessenden 42,2 Kilometer gestartet.

Ironman Nizza Jan Frodeno
Patrick Lange konnte sich den Vizetitel beim Ironman Nizza sichern. (Archivbild) - keystone

Wie schon so oft zeigte Lange seine aussergewöhnlichen Laufqualitäten und schaffte es auf den Vizerang hinter dem Franzosen Sam Laidlow (24). Dritter wurde der Däne Magnus Ditlev (25). Zu dem Zeitpunkt quälte sich Jan Frodeno noch über die Strecke. «Der Gladiator stirbt in seiner Arena», sagte Frodeno schon auf dem Rad zu einem Kameramann des Hessischen Rundfunks.

Familie leidet mit Frodeno

Nach einem ungewöhnlich langen Wechsel in die Laufschuhe kam er dann aus dem Zelt und hatte erstmal nur ein Ziel: Die Familie, der er nun nach dem Ende seiner Laufbahn mehr Zeit schenken will. «Das ist Jan. Das zeichnet ihn aus», sagte seine Mutter bei sportschau.de, nachdem der berühmte Sohn vor seinem letzten Marathon als Triathlon-Profi erstmal zu seinen Liebsten gegangen war. «Emotional ist es ein sehr schwerer Tag», sagte der Vater.

Und Kumpel sowie Ex-Rivale Sebastian Kienle stockte als TV-Experte die Stimme: «Mir kommen da echt die Tränen.» Frodeno bleibe für ihn trotzdem «der Grösste, der den Sport jemals gemacht hat». Hawaii-Legende Mark Allen (sechs Siege) kommentierte via Instagram: «Raus aus der Jagd, aber ein Athlet und ein Champion höchster Güte.»

Es sollte sein Tag werden, der krönende Abschluss einer grossen Karriere mit dem Olympiasieg in Peking vor 15 Jahren und den Hawaii-Triumphen 2015, 2016 und 2019. Es wurde aber der grosse Tag von Sam Laidlow. Der französische Hawaii-Zweite von 2022 gewann in beeindruckender Manier.

Für Jan Frodeno ging es mit goldener Kappe in seinen letzten Arbeitstag als Triathlon-Profi, als um 06.50 Uhr der Startschuss fiel. 25 Grad warmes Wasser, praktisch keine Wellen, einen Sonnenaufgang an der Côte d'Azur wie aus dem Postkarten-Laden.

Jan Frodeno nach Schwimmen vor Patrick Lange

Nur wurde es nicht zum Bilderbuch-Rennen für Jan Frodeno. Beim Schwimmen lief noch alles nach Plan, er kam als Dritter aus dem Mittelmeer. Lange hatte über eine Minute Rückstand, war 13. nach den ersten knapp vier Kilometern.

Um den engen Aero-Anzug über die nasse Haut zu bekommen, hatte Jan Frodeno eigens zwei kleine Plastiktüten eingesteckt, dennoch büsste er ein bisschen Zeit beim Umziehen ein und riss sich sogar ein Loch in den Hightech-Stoff. Lange ging eine Minute nach seinem Landsmann auf den ausgesprochen schweren Radkurs.

Triathlon Schwimmen Jan Frodeno
Beim Schwimmen gab es noch Hoffnung für Jan Frodeno. (Symbolbild) - keystone

2400 Höhenmeter, lange Anstiege, rasante und gefährliche Abfahrten – für die wunderschönen Aussichten im Tour-de-France-Stil blieb den Profis und auch über 2000 Altersklassenathleten keine Zeit. Massive Kritik hatte es nach der Entscheidung gegeben, den WM-Titel der Männer nicht in Hawaii, sondern in Nizza zu vergeben und damit erstmalig seit der Premiere 1978 die USA zu verlassen, während die Frauen am 14. Oktober in Kailua-Kona dran sind. Im kommenden Jahr wird getauscht.

Kein Happy End für Frodeno

Mit dem eigentlich geplanten Karriere-Finale in Hawaii im vergangenen Jahr war es für Frodeno nach einem Teilriss der Achillessehne zu Saisonbeginn, einer Blutvergiftung und schweren Hüftproblemen nichts geworden. Umso intensiver, umso grösser, umso ersehnter war die erneute Kür zum Ironman-Champion in seinem letzten Profi-Rennen.

Jan Frodeno Ironman 2016
Unter anderem 2016 gewann Jan Frodeno den Ironman von Kailua-Kona, Hawaii. (Archivbild) - keystone

Ein Happy End wurde es nicht. An die Spitze setzte sich Laidlow recht schnell und drückte aufs Tempo. Der Hawaii-Zweite von 2022 zog allen davon und kam mit deutlichem Vorsprung auf seine Verfolger in die zweite Wechselzone. Da hatte Jan Frodeno noch ein paar Kilometer auf seinem speziell lackierten Rad vor sich. Zunächst noch vorn dabei, fiel er stetig zurück. Bei Kilometer 53 auf dem Rad waren es 4:40 Minuten, bei Kilometer 94,5 knapp zehn Minuten.

Würdevoller Abschied von Jan Frodeno

Lange hatte längst auch zum grossen nationalen Konkurrenten aufgeschlossen und nutzte einen weiteren Anstieg, um Frodeno hinter sich zu lassen. «Es ist sicherlich nicht der Jan-Frodeno-Tag, wie wir ihn kennen. Das tut mir in der Seele weh», sagte sogar Langes Coach Björn Geesmann, der sich einen Showdown der beiden Deutschen auf dem letzten Laufkilometer gewünscht hatte.

Doch während Lange seine famosen Laufqualitäten ausspielen konnte, verabschiedete sich Frodeno zwar chancenlos, aber mit Würde. «Ich freue mich, mit ihm heute Abend ein Bier trinken zu können», sagte Lange. Da schleppte sich Frodeno noch immer über die Laufstrecke, aufgeben kam beim Karriere-Finale erst recht nicht infrage.

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