Der Deutsche Olympische Sportbund hat auf der Mitgliederversammlung die Folgen der Pandemie düster ausgemalt. Ein Bild, das Kritiker für überzogen halten.
Sieht den organisierten Sport durch die Folgen der Corona-Pandemie existenziell bedroht: Alfons Hörmann. Foto: picture alliance / dpa
Sieht den organisierten Sport durch die Folgen der Corona-Pandemie existenziell bedroht: Alfons Hörmann. Foto: picture alliance / dpa - dpa-infocom GmbH
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Das Wichtigste in Kürze

  • Alfons Hörmann schlüpfte bei der digitalen Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes in die Rolle des standhaften Steuermannes in stürmischen Corona-Zeiten.

«Zur Orientierung hilft ein unbestechlicher, sich nicht im täglichen Wind drehender Kompass», sagte der DOSB-Präsident angesichts des Gegenwindes auf seine düsteren Schadenprognosen. Den Vorwurf der übertriebenen Schwarzmalerei wies der Mahner zurück.

«Es besteht die reale Gefahr, dass wir Sportdeutschland in seiner Struktur deutlich geschwächt vorfinden werden», sagte Hörmann. Umso verwunderlicher seien Unterstellungen, der DOSB reflektiere die Situation des Sports nicht sachgerecht und sehe zu schwarz. «Wer meint, dass dies zu negativ dargestellt ist, dem kann ich empfehlen: Gehen Sie an die Basis.» Experten-Umfragen und ständige Rückmeldungen aus Verbänden machten «belastbare Hochrechnungen» möglich, mit denen der «Ernst der Lage» untermauert werde, sagte Hörmann.

Abgesehen von ökonomischer Not drohten den Vereinen und Verbänden ein Mitgliederschwund im Millionenbereich und die Abkehr Ehrenamtlicher. «2020 war ein schwieriges Jahr. Wir stellen uns darauf ein, dass 2021 noch schwieriger werden dürfte», sagte Hörmann. «Die wirtschaftliche und emotionale Kraft lässt nach. Wir stellen uns auf grosse Herausforderungen ein.» Das Bundesinnenministerium erweist sich in der Krise als grosszügiger Unterstützer des Sport. «Wir tun alles dafür, dem Sport sehr engagiert unter die Arme zu greifen, wenn es darum geht, mit der Corona-Pandemie zurechtzukommen», sagte Stephan Mayer, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesinnenministerium.

Trotz immenser Pandemie-Last werden die staatlichen Fördermittel von 279 auf 291 Millionen Euro für 2021 erhöht. «Wir werden wieder einen Rekordhaushalt haben», sagte der CSU-Politiker. Nehme man sämtliche vorgesehene Corona-Hilfen hinzu, stelle der Bund dem Sport rund 600 Millionen Euro zur Verfügung. «Das kann sich sehen lassen», so Mayer.

Auch der «Goldene Plan» zur Sanierung und Modernisierung der Sportstätten wird durch das Corona-Virus nicht gestoppt. Für 2021 seien dafür 150 Millionen Euro bewilligt worden, bis 2024 sollen 490 Millionen hinzu kommen. «Wir sehen das als guten und wertvollen Einstieg», sagte Hörmann - mehr nicht. Denn die Gesamtsumme der Infrastrukturprobleme bewege sich bei 30 Milliarden Euro: «Da wird klar, welch grosser Kraftakt Bund und Länder zu absolvieren haben.»

Mitgewirkt hat das BMI auch an der Entwicklung einer «Strategie für Sportgrossveranstaltungen», mit der Deutschland den Ruf als Veranstaltungsweltmeister ausbauen will - mit dem Ziel Olympische Spiele ins Land zu holen? «Vielleicht steht am Ende der Strategie die erfolgreiche Bewerbung um die Paralympischen und Olympischen Spiele. Das ist kein Muss, sondern eine Möglichkeit», sagte Mayer, der überraschend auch Berlin neben der Initiative Rhein-Ruhr als Kandidat für 2032 ins Spiel brachte.

«Es hat sich aus unserer Sicht keine neue Situation ergeben», entgegnete Hörmann. Für den Zeitraum bis 2032 sei ein Olympia-Projekt für die Hauptstadt nicht umsetzbar. Dafür wolle man im kommenden Jahr mit der Initiative Rhein-Ruhr ausloten, ob eine Bewerbung Sinn ergebe oder nicht. «Alles andere ist nicht denkbar», sagte Hörmann und sprach von einer «faszinierenden Perspektive».

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