23 Jahre ist es her. Am 26. April 1997 boxte Stefan Angehrn in Zürich um den WM-Titel. Im Interview mit Nau.ch spricht er über die umstrittene Niederlage.
Stefan Angehrn
Titelverteidiger Ralf Rocchigiani (l.) versetzt seinem Herausforderer Stefan Angehrn (r.) einen linken Haken in die Magengrube. - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Stefan Angehrn ist einer der erfolgreichsten Schweizer Boxer der Geschichte.
  • Heute vor 23 Jahren kämpfte der gebürtige Thurgauer im Hallenstadion um den WM-Titel.
  • Im Interview mit Nau.ch erinnert er sich an den denkwürdigen Tag.

An diesem Tag im Jahr 1997 wurde ein Stück Schweizer Box-Geschichte geschrieben. Der damals 33-jährige Stefan Angehrn kämpft im Zürcher Hallenstadion gegen den deutschen Weltmeister Ralf Rocchigiani um den Titel im Cruisergewicht. Es ist erst der zweite WM-Kampf mit einheimischer Beteiligung in der Schweiz.

Angehrn verliert einen umstrittenen Kampf nach Punkten. Schon 1996 scheiterte der gebürtige Thurgauer in Hannover an Rocchigiani. Bis heute gilt Angehrn als einer der besten Schweizer Boxer der Geschichte.

Stefan Angehrn
Der Deutsche Ralf Rocchigiani (l.) und Stefan Angehrn (r.) nach ihrem WM-Kampf 1997 im Hallenstadion in Zürich. - keystone

Angehrn erinnert sich gerne an den WM-Kampf von 1997 zurück. Im Interview mit Nau.ch spricht die Box-Legende über seinen Gegner, Kopfschmerzen und seine ungewöhnliche Art.

Nau.ch: 23 Jahre ist es her – kannst du dich noch an den Kampf erinnern?

Stefan Angehrn: «Ja, natürlich. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, das war eines der Highlights meines Lebens. Auch für die Schweiz war es sehr speziell. Es war erst die zweite Weltmeisterschaft überhaupt, die es im Hallenstadion mit einem Schweizer gegeben hat.»

Nau.ch: Wie stark waren die Kopfschmerzen nach der Niederlage?

Stefan Angehrn: «Die waren nicht so schlimm. Es ist mehr ‹Anschiss›, welcher dir in diesem Moment mehr Mühe macht, als der Kopf. Das ist man sich allerdings vom Training gewöhnt, weil das Training im Normalfall viel anstrengender ist, als der Kampf selber. Ich hätte damals einfach gerne mindestens ein Unentschieden geholt.»

Stefan Angehrn
Angehrn (r.) und Rocchigiani (l.) posieren vor ihrem Kampf für die Medien. - keystone

Nau.ch: Warst du der bessere Boxer im WM-Kampf 1997?

Stefan Angehrn: «Ja, das habe ich das Gefühl. Im ersten Kampf ein Jahr vorher hatte ich klar verloren. Dann habe ich protestiert, um einen Rückkampf zu bekommen.»

«Und in diesem habe ich wirklich gedacht, dass es knapp war. Da der Kampf in der Schweiz war, dachte ich, es gäbe vielleicht einen Heimvorteil für mich. Dieser blieb aber leider aus.»

Nau.ch: Trauerst du deiner vergebenen Chance nach?

Stefan Angehrn: «Nein, null, gar nicht. Ralf und ich wurden danach sehr gute Freunde, das ist doch völlig okay. Es ist wie es ist und entweder machst du das Beste aus deinem Leben oder nicht. Ich war damals auch einer der immer viel gejammert hat, aber das ist längst vorbei.»

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Stefan Angehrn (l.) im Duell mit dem Amerikaner Kenny Woods (r.) im Jahr 1995.
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Ein Bild vom WM-Kampf 1997 in Zürich: Stefan Angehrn muss gegen Ralf Rocchigiani einiges einstecken.
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1998 fordert der Thurgauer Dan Ward aus den USA heraus.
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Im März 2000 boxt der Schweizer gegen Christophe Girard (l.) aus Frankreich.
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19 Siege resultieren aus 25 Kämpfen in der Karriere von Stefan Angehrn.

Nau.ch: Ralfs Bruder Graciano war auch Profi – welcher Rocchigiani war der bessere Boxer?

Stefan Angehrn: «Das ist schwer zu sagen. Ich glaube Graciano war talentierter und besser. Ralf war allerdings einfach konstanter. Graciano war unberechenbar und konnte auch plötzlich austicken.»

Nau.ch: Das wäre dann das Gegenteil von dir – du bist ja weniger jemand, der einfach ausrastet?

Stefan Angehrn: «Nein, ich war wahrscheinlich sogar zu lieb für meinen Sport. Das war etwas, was mir wirklich gefehlt hatte. Für das Boxen selber hätte ich gerne etwas von Mike Tyson und seiner Bösartigkeit gehabt. Für das Leben selber ist es gut, so wie es ist.»

Heute hat Stefan Angehrn eine eigene Firma

Stefan Angehrn vertreibt heute mit seiner Frau Bettina Nahrungsergänzungsmittel. Gemeinsam haben sie «Swiss Shape» gegründet und helfen damit Menschen beim Abnehmen.

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Stefan Angehrn und seine Frau Bettina verkaufen heute Nahrungsergänzungsmittel. - zVg

Während seiner Profi-Karriere hat Angehrn 25 Kämpfe bestritten. Dabei resultierten 19 Siege, zehn davon nach K.O. Hinzu kommen fünf Niederlagen und ein Unentschieden.

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