Schweden steht nicht mehr auf der Risiko-Liste des Bundes. Zu tief sind die täglichen Fallzahlen. Die Skandinavier wiederum lassen nicht so schnell locker.
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Chef-Epidemiologe Anders Tegnell berät die schwedische Regierung in der Corona-Krise massgeblich. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ab 23. Juli greift die aktualisierte Liste der Risiko-Länder mit neu 42 Gebieten.
  • Die Quarantänepflicht für Einreisende aus Schweden ist per sofort aufgehoben.
  • Schweden selber hält vorerst an der Reisewarnung für die Schweiz fest.

Es klingt schwer nach einer Retour-Kutsche Schwedens. Obwohl die Schweiz das Land von der Risiko-Liste streicht, hält Schweden an der Reisewarnung für die Schweiz fest.

Respektive – hält wieder daran fest. Denn als die Schweiz Mitte Juni die Grenzen für EU-Bürger öffnete, strich Schweden seine zuvor bestehenden Reisewarnungen, auch für die Schweiz. Als der Bund anfangs Juli die Quarantänepflicht für 29 Risiko-Gebiete eingeführte, sprach auch Schweden «angesichts dieser Entwicklungen» wieder eine Warnung aus.

Schweden durch Risiko-Bewertung verärgert

So jedenfalls erklärte es das schwedische Aussenministerium vor einigen Tagen gegenüber Nau.ch. Doch es war deutlich, dass der Risiko-Stempel die Schweden verärgerte.

«Wir hätten eine andere Lösung vorgezogen», kritisierte etwa die schwedische Vizebotschafterin in der Schweiz. Schliesslich gebe es in Schweden immer weniger und nur noch leichte Fälle mit dem Coronavirus.

Schweden Quarantäne
Jenny Egermark ist stellvertretende Botschafterin für Schweden in der Schweiz. - Nau.ch

Und prompt: Die Reisewarnung für die Schweiz wurde wieder eingeführt. Dies für den Zeitraum vom 15. bis 29. Juli. Nicht dringende Reisen sollen abgeblasen werden.

Auf der Webseite des schwedischen Justizministeriums steht klar: Für Bürger der EU- und EEA-Staaten bestehen keine Reisebeschränkungen. Ausgenommen Grossbritannien und die Schweiz.

Doch schon zum Zeitpunkt der Einführung der erneuten Reisewarnung war klar: Schweden wird bald von der Liste fliegen. Zu tief waren die täglichen Fallzahlen, die 14-Tage-Inzidenz sank unter den «Risikowert».

Prompt verkündete das BAG gestern: Schweden ist ab heute Donnerstag kein Risiko-Land mehr. Die Quarantänepflicht wird aufgehoben.

Stefan Kuster BAG Positivitätsrate
Stefan Kuster, Leiter der Abteilung für Infektionskrankheiten, an einer Pressekonferenz. - Keystone

Auf Nachfrage erklärt das schwedische Aussenministerium, die Anweisung, nicht dringende Reisen in die Schweiz zu unterlassen, bleibe bis vorerst 29. Juli bestehen. «Alle 14 Tage beurteilt das Aussenministerium die Reise-Empfehlungen neu», so ein Sprecher zu Nau.ch.

Verständlich – schliesslich passt der Bund die Risiko-Liste auch nicht gerade täglich an. Doch warum gilt die Schweiz für Schweden überhaupt als gefährdetes Land?

«Erschwerte» Reisebedingungen für Schweden ausschlaggebend

Schliesslich liegt die 14-Tage-Inzidenz seit Wochen unter zwei Ansteckungen pro 100'000 Einwohner. In der Schweiz gilt ein Land als Risiko-Gebiet, wenn es über zwei Wochen mindestens 60 Ansteckungen pro 100'000 Einwohner meldet.

Eine klare Antwort liefert Schweden hier nicht. Lediglich: «In die Bewertung können auch individuelle Massnahmen einzelner Länder einfliessen, die die Einreise erschweren oder die Freizügigkeit für schwedische Staatsbürger einschränken.»

Immerhin: Die «positive Information» aus der Schweiz werde in die nächsten Bewertung einfliessen. Dass die Reisewarnung für die Schweiz länger besteht, ist äusserst unwahrscheinlich.

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