Reicht die Frauenförderung in der Wirtschaft noch nicht aus?
Noch nie waren so viele junge Mütter erwerbstätig, wie heute. Die Frauenförderung scheint Früchte zu tragen. Oder trügt der Schein?

Das Wichtigste in Kürze
- Europaweit ist die Erwerbsquote nur in Island höher, als in der Schweiz.
- Zudem arbeiten nur die Holländer öfter Teilzeit, als wir.
- Mütter passen ihre Arbeit dem Familienleben doppelt so oft an, wie Väter.
Heiratet eine Frau, ziemt es sich für sie nicht mehr, erwerbstätig zu sein. Will sie ihren Job behalten? Das geht nur «mit ausdrücklicher oder stillschweigender Bewilligung des Ehemannes». So stand es bis 1988 in der Bundesverfassung.
Schweizer sind die Arbeitstiere Europas
In unseren aufgeklärten Zeiten nun, darf frau auch nach der Hochzeit arbeiten. Ganz ohne Unterschrift des Herrn Gemahl. Emanzipiert und selbstständig.
Bloss – tun die Frauen das auch? Hat die Frauenförderung Früchte getragen? Oder folgen Frauen traditionellen Rollenbildern und bleiben daheim?

Nun hat das Bundesamt für Statistik (BfS) seine Arbeitskräfteerhebung publiziert. Die aktuellen Zahlen zeigen neuen Wind in der Arbeitswelt. 80 Prozent der Frauen und knapp 89 Prozent der Männer im Alter von 15 bis 64 Jahren sind erwerbstätig.
Damit sind wir Schweizer die Arbeitstiere Europas. Nur Island hat eine noch höhere Erwerbsquote.
Wegen Frauenförderung?
Den grössten Einfluss auf den Anstieg der Erwerbstätigkeit haben junge Mütter. «Bei den 25- bis 54-jährigen Müttern mit Kindern unter 4 Jahren ist die Erwerbsquote stark angestiegen», schreibt das BfS. Während 2010 nur gut 67 Prozent der Frauen mit Kindern im Arbeitsleben verblieben, sind es nun 76 Prozent.

Sobald die Sprösslinge ins Kindergartenalter kommen, nimmt die Zahl der erwerbstätigen Mütter nochmals zu. Zählt der Nachwuchs dann 13 oder mehr Lenze, sind viele Frauen wieder voll berufstätig.
Frauen passen sich öfter an
Das klingt gut. Sehr gut, sogar. Allerdings sind wir Schweizer in Sachen Erwerbsquote vor allem aus einem Grund top. Weil wir sehr viel Teilzeit arbeiten.
Nach den Holländern europaweit gar am meisten. Wir alle? Nun ja – in erster Linie die Frauen.

Mütter wechseln die Stelle oder ändern das Pensum, um Familie und Beruf vereinbaren zu können. Väter tun das nur halb so oft. Doch wer in einem kleineren Pensum arbeitet, hat weniger Lohn, Arbeitserfahrung, Aufstiegschancen, Mitspracherecht und im Alter eine geringere Rente.
Frauenförderung, sagen die Zahlen, ist kein Thema von gestern.