Für einen Promo-Job verlangt ein Stellenvermittler ein Ganzkörperfoto. Das kommt bei der Gewerkschaft Unia nicht gut an. Die Branche aber findet es ganz normal.
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Die Stadt Zürich will einen Pilotversuch mit anonymisierten Bewerbungen starten. - Pixabay
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei einigen Promo-Jobs müssen Bewerber ein Ganzkörperfoto einschicken.
  • Die Branche findet das normal, die Gewerkschaft Unia nicht.

Gerade bei Studenten sind Promo-Jobs beliebt. Kurze Einsätze, flexible Arbeitszeiten. Unkompliziert eben. Genau so unkompliziert gibt sich Stellenvermittler Boost Group. Über ein Bewerbungsformular können Interessierte gleich ihre Dossiers hochladen.

Name, Vorname, Adresse. Wie gewohnt. Eher ungewöhnlich: Wer sich bei Boost bewerben will, muss neben einem Portrait auch ein Ganzkörperfoto hochladen. «Das scheint eine ungewöhnliche Praxis zu sein», sagt Philipp Zimmermann, Sprecher der Gewerkschaft Unia.

Gewerkschaft findet es problematisch

Bei der Gewerkschaft findet man so ein Vorgehen problematisch. Die Bewerbung müsse möglichst diskriminierungsfrei ablaufen. «Das heisst, dass Bewerber aufgrund ihrer fachlichen Qualifikationen beurteilt werden, nicht aufgrund äusserlicher Merkmale oder sonstigen Kriterien», so Zimmermann. «Es ist nicht ersichtlich, wozu ein Ganzkörperfoto dienen soll, wenn nicht zur Selektion nach solchen Merkmalen.»

Die Boost Group verlangt für Promo-Jobs ein Ganzkörperfoto.
Die Boost Group verlangt für Promo-Jobs ein Ganzkörperfoto. - Screenshot

Die Boost Group ist kein Einzelfall. Bei Konkurrent Jim&Jim werden Bewerber gleich nach Oberteil- und Hosengrösse gefragt. Will man damit frühstmöglich Bewerber aussortieren? «Da die Promotoren immer auch Kleidung tragen müssen, ist es für uns auch immer nötig, ihre Kleidergrösse zu kennen», sagt Fabio Emch von Jim&Jim.

Er findet nicht, dass man jemanden diskriminiere. «Es gibt ja bei uns keine Vorgaben oder Kriterien, welche Grössen sie haben sollen. Für uns ist wichtig, dass wir echte, authentische Personen im Einsatz haben, nicht Menschen mit Modelmassen.»

Jim Jim will gleich die Körpergrösse wissen.
Jim Jim will gleich die Körpergrösse wissen. - Screenshot

Keine Diskriminierung

Auch das Ganzkörperfoto sei nicht diskriminierend, findet Boost-Group-Unternehmenssprecherin Brenda van der Boom. «Hauptgrund dafür ist, dass wir viele Leute nur anhand von Telefoninterviews anstellen. Und nur so einen Gesamteindruck erhalten.» Sie stellt aber klar, dass das Unternehmen für Büro-Jobs keine Ganzkörperfotos verlangt.

Und sowieso: «Diese Art der Rekrutierung ist bei Hostessen- und Promo-Jobs gängig. Wir hatte noch nie negatives Feedback dafür erhalten.»

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