Auch wenn es mit dem Stimmrecht in der Schweiz allzu lange dauerte – beim Frauenkampftag waren wir von Anfang an dabei. Nau erzählt die Geschichte zum 8. März.
Weltfrauentag
Vergangenes Jahr wurde am Weltfrauentag auch kräftig demonstriert. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 8. März ist der Weltfrauentag. Weltweit demonstrieren Frauen und Männer für gleiche Rechte.
  • Seine Wurzeln hat der internationale Frauenkampftag tief in der sozialistischen Arbeiterbewegung.
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Egal ob in Bern, Basel, Berlin, Budapest oder Boston: Morgen füllen sich die Strassen der westlichen Welt mit Frauen. Sie alle haben einen Traum: Gleiche Rechte und Chancen für beide Geschlechter. In der Schweiz wird besonders für Lohngleichheit und gegen den Ständeratsentscheid von letzter Woche demonstriert (Nau berichtete).

Das Engagement dafür braucht es an 365 Tagen im Jahr. Warum wird gerade der 8. März hervorgehoben? Nau erzählt die Geschichte zum internationalen Frauentag.
Der Weltfrauentag – wer die verbalen Ellenbogen ausfahren will, spricht auch vom Frauenkampftag – ist eng mit der Frauenstimmrechtsbewegung verbunden und hat seine Wurzeln im Emanzipationskampf der amerikanischen Arbeiterinnen.

Seine sozialistischen Wurzeln machten den Weltfrauentag im Deutschen Reich ebenso unbeliebt, wie in den ersten heissen Jahren des Kalten Krieges.

Erst mit den neuen Frauenbewegungen der Sechziger, erinnerte man sich im Westen wieder an den 8. März. Seither protestieren Frauen und zunehmend auch Männer Jahr für Jahr gegen sexuelle Belästigung, einseitige Machtverhältnisse und für mehr Gleichberechtigung.

Ein Wunder auf der Strasse

Zertrampelte Rechte

Zwar ist der Frauentag international. Ausnahmen gibt es dennoch: Besonders muslimische Länder wie der Iran akzeptieren den Frauenkampftag nicht. Hier gilt der Geburtstag der Prophententocher Fatima als wahrer Frauentag. Versammlungen am 8. März wurden in der Vergangenheit von Polizisten gestürmt, Aktivistinnen festgenommen.

Trotzdem treffen sich Gruppen mutiger Frauen immer wieder, um gegen die Diskriminierung der Frauen anzukämpfen.

Die Frauen der Sozialistischen Partei Amerikas (SPA) gründeten 1908 ein Frauenkomitee. Dieses beschloss einen nationalen Kampftag für das Frauenstimmrecht. Am 28. Februar 1909 war es soweit: Die Arbeiterinnen Amerikas marschierten laut skandierend durch ihre Städte.

Dabei geschah etwas Unerwartetes: Die bürgerlichen Frauenrechtlerinnen, selten einer Meinung mit den Sozialistinnen, schlossen sich den demonstrierenden Arbeiterinnen an. Arbeiterinnen und Bürgerliche, Links und Rechts, forderten gemeinsam das Frauenstimmrecht.

Wir waren die Ersten

Beflügelt vom amerikanischen Schulterschluss, schlug unter anderem die deutsche Sozialistin Clara Zetkin an der zweiten internationalen sozialistischen Frauenkonferenz einen Frauentag vor.

Mit Erfolg: Am 19. März 1911 marschierten Frauen aus Dänemark, Deutschland, Österreich-Ungarn (ja, wir befinden uns in Zeiten vor dem Ersten Weltkrieg, als in Deutschland der letzte Kaiser auf dem Thron sass und an der Donau die Kaiserlich-Königliche Doppelmonarchie herrschte) und der Schweiz für das Frauenstimmrecht.

Frauen treten die Februarrevolution los

Der Erste Weltkrieg fegte über Europa, entthronte König, Zar und Kaiser, konnte dem Frauentag aber nichts anhaben. Im Gegenteil: Am 8. März 1917 streikten in Russland die Bewohnerinnen von Petrograds Armenviertel. Arbeiterinnen, Soldaten-Gattinnen und Bäuerinnen protestierten gemeinsam gegen Hunger, Krieg und die Zarenherrschaft – und lösten die Februarrevolution aus. Damit war der 8. März als Datum, und der Frauentag als sozialistisch zementiert.

Nazi-Deutschland feierte stattdessen Muttertag

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