Yves Betschart (JGLP) hofft auf ein Umdenken beim Kantonsrat, damit Tempo 30 auf der Ost-West Achse in St. Gallen eingeführt werden kann.
Tempo 30
Ein Angestellter der Stadt Lausanne stellt 2021 in einer Strasse in Lausanne Tempo-30-Schilder auf. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Stadt- und Kantonsrat streiten wegen Tempo 30 in der Stadt St. Gallen.
  • Yves Betschart sieht im Konflikt einen Stadt-Land-Graben.
  • Im Interview erklärt der Fraktionspräsident, weshalb Tempo 30 für ihn alternativlos ist.
Ad

Der Stadtrat von St. Gallen hatte die Absicht, flächendeckend Tempo 30 einzuführen, um den Lärm im Stadtgebiet zu verringern. Allerdings wurde dieses Vorhaben vom Kantonsrat gestoppt. Letzterer entschied, dass auf den Kantonsstrassen, über die er die Hoheit hat, weiterhin Tempo 50 gelten soll. Somit bleibt die Situation an den lauten Hauptverkehrsachsen der Stadt weiterhin ein Streitpunkt.

Für die Fraktion der GLP und Jung-GLP ist und bleibt eine Temporeduktion die beste Massnahme, wie deren Präsident Yves Betschart im Interview erklärt.

Nau.ch: Braucht es an der Ost-West-Achse Lärmschutzmassnahmen?

Yves Betschart: Die GLP/JGLP-Fraktion setzte sich für kostengünstige und nachhaltig Lärmschutzmassnahmen ein. Die Einführung von kostengünstigen Tieftempozonen wirkt sich auch positiv auf Gesundheit und Sicherheit aus. Deshalb ist Tempo 30 auch auf der Ost-West-Achse die bestmögliche Lärmschutzmassnahme. Menschen in Quartieren rund um diese viel befahrenen Achsen verdienen ebenfalls ruhigere Tage und Nächte und mehr Sicherheit entlang dieser Strassen.

Yves Betschart Tempo 30
Yves Betschart, Präsident der Fraktion der GLP/JGLP der Stadt St. Gallen. - zVg

Wir sind an die Umsetzung der nationalen Lärmschutzverordnung gebunden. Die Einführung von Tempo 30 auf diesen Verkehrsachsen ist das effizienteste Mittel gegen den Lärm. Für die GLP/JGLP ist es wichtig, dass der Lärm kostengünstig an der Lärmquelle bekämpft werden kann. Dies ist im Gegensatz zu Lärmschutzwänden oder teuren Gebäudemassnahmen mit minimalen Eingriffen möglich.

Nau.ch: Welche Auswirkungen hätte dies auf den Verkehr der Stadt, auch neben der betroffenen Ost-West-Achse?

Betschart: Studien zeigen, dass die Einführung von Tempo 30 Zonen in Innenstädten zu einem flüssigeren Verkehrsfluss und somit zu einer Beruhigung führen. Neben einer Erhöhung der Sicherheit bietet die mit Einführung einer Tempo 30 Zone möglichen Fahrbahnverengung die Möglichkeit, die Aufenthaltszonen aufzuwerten, was die Lebensqualität in stark belasteten Quartieren insgesamt erhöht.

«Es zeigt sich einmal mehr, dass sich städtische und ländliche Bedürfnisse nicht über einen Kamm scheren lassen»

Nau.ch: Welche alternativen Massnahmen entlang dieser Strassen würden Sie unterstützen?

Betschart: Aus den bereits genannten Gründen sind Tempo 30 Zonen in Innenstädten alternativlos die günstigsten und effizientesten Massnahmen. Allfällige weitere bauliche Massnahmen, die zur Lärmberuhigung beitragen, sind ebenfalls sorgfältig bezüglich ihres Kosten-Nutzenverhältnisses abzuwägen.

Tempo 30 St. Gallen
St. Gallen muss den Lärm entlang der Hauptverkehrsachse reduzieren, Stadt und Kanton sind sich jedoch nicht einig darüber, ob eine Temporeduktion die richtige Massnahme ist. - Keystone

Nau.ch: Der Stadtrat will Tempo 30, der Kantonsrat lehnt dies ab. Wie lässt sich dieser Streit nun beilegen?

Betschart: Es zeigt sich einmal mehr, dass sich städtische und ländliche Bedürfnisse nicht über einen Kamm scheren lassen. Die Bedürfnisse der Stadt sind klar. Man wünscht sich kostengünstige und effiziente Lärmschutzmassnahmen. Für uns ist der Entscheid des Kantonsrats deshalb nicht nachvollziehbar.

Würden Sie die Einführung von Tempo 30 auf der Ost-West-Achse in St. Gallen begrüssen?

Wir hoffen, dass der Kantonsrat zur Vernunft kommt und sich auf zukunftsgerichtete Lösungen konzentriert, statt sich weiter im Stadt-Landgraben zu verschanzen. Der konservativ zusammengesetzte Regierungsrat hat diese auch eingesehen und wir unterstützen den Stadtrat auf seinem Weg für ruhigere und sichere Quartiere, auch an Hauptverkehrsachsen.

Zur Person: Yves Betschart (25) vertritt seit dieser Legislatur die JGLP im Stadtparlament St. Gallen und präsidiert seit diesem Jahr die Fraktion der GLP/JGLP. Hauptberuflich ist er Sozialpädagoge und arbeitet in einer Tagesbetreuung für Kinder in der Stadt St. Gallen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

GLP