Wertli über Kita-Politik: «Wenn Ideologie über Effizienz siegt»
Die Berner Mitte-Stadträtin Béatrice Wertli äussert sich im Gastbeitrag zur Kita-Politik der Stadt. Sie erkennt fehlende Transparenz und ein hohes Kostenrisiko.

Das Wichtigste in Kürze
- Berns städtische Kitas sollen in Zukunft aus dem allgemeinen Haushalt finanziert werden.
- Béatrice Wertli sieht die aktuelle Entwicklung in der Berner Kita-Politik kritisch.
- «Gute Kinderbetreuung braucht faire Wettbewerbsbedingungen», schreibt Wertli.
Am 19. September hat der Berner Stadtrat mit knapper Mehrheit (36 zu 32 Stimmen) beschlossen, die städtischen Kitas in die Kernverwaltung einzugliedern.
Das bedeutet, dass sie nicht mehr über eine Spezialfinanzierung, sondern direkt aus dem allgemeinen Haushalt finanziert werden.

Damit wird die Motion umgesetzt, obwohl sie gegen zwei klare Volksentscheide von 2011 und 2013 steht, die eine Förderung über Betreuungsgutscheine und gegen Subventionen an Kitas beschlossen haben.
Ineffiziente Strukturen bleiben erhalten
Selbst der Gemeinderat wollte die Motion nur als Prüfungsbericht annehmen – nicht als verpflichtenden Auftrag.
Die Folge: Ineffiziente Strukturen bleiben erhalten, bezahlt von allen Steuerzahlenden. Und während echte Verbesserungen ausbleiben, werden Defizite einfach mit Steuergeldern gedeckt.

Wie ich bereits im April ausgeführt habe, bringt eine teure IT-Infrastruktur nichts für die Kinder, sondern bremst die Flexibilität und Innovationskraft privater Kitas aus (vergleiche dazu mein Blog vom April: Faire Chancen für alle Kitas: Warum die Stadt Bern ihre Betriebe auslagern sollte).
Teurer bürokratischer Sonderweg
Es ist, als würde man ein altes Fahrrad mit goldenen Schrauben reparieren: teuer, sinnlos, und am Ende fährt es schlechter.
Service Public darf kein Freipass für Ineffizienz sein! Gute Kinderbetreuung braucht faire Wettbewerbsbedingungen und gezielte öffentliche Mittel nur bei echtem Marktversagen.
Ich werde mich weiterhin entschieden gegen diese Entwicklung wehren, die weder effizient noch gerecht ist.
Die Familien in Bern verdienen Transparenz, Wahlfreiheit und Qualität. Und nicht einen teuren, bürokratischen Sonderweg.
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Zur Autorin: Béatrice Wertli (*1976) ist Berner Politikerin (Die Mitte), ehemalige Direktorin des Schweizerischen Turnverbands (STV) und engagiert sich seit Jahren für den Schweizer Sport und die Jugendförderung.