Die Wahlplakate von Michèle Courant sorgen in Freiburg für Diskussionen. Mit dem Slogan «Die Impfung nummeriert uns, 5G ortet uns» möchte sie in den Staatsrat.
Freiburg Schwurbler
Mit diesem Wahlplakat möchte Michèle Courant in den Freiburger Staatsrat. - keystone / Nau.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • 5G, Chemtrails, Chips in der Impfung: Daran glaubt eine Freiburger Staatsratskandidatin.
  • Michèle Courant macht mit Verschwörungstheorien auf einem Wahlplakat auf sich aufmerksam.
  • Der Einzug in die siebenköpfigen Exekutive des Kantons, könnte aber schwierig werden.

«Die Impfung nummeriert uns, 5G ortet uns». Was nach dem Inhalt einer Facebook- oder Telegram-Gruppe von Verschwörungstheoretikern klingt, ist in Wahrheit ein Wahlplakat. Mit diesem will Michèle Courant am 7. November in den Freiburger Staatsrat gewählt werden.

Ihre Partei mit der Liste «DDSN-Fribourg» war eine überraschende Addition in letzter Minute. Doch was ist das Ziel der Gruppe «démocratie directe», die quasi aus dem Nichts in der Freiburger Politik auftauchte?

Nähe zu Verschwörergruppe «QAnon»

Ein Blick auf die angegebene Webseite zeigt: Was genau die Gruppierung erreichen will, ist tief unter einer Ansammlung aller erdenklicher Verschwörungstheorien begraben. Es finden sich Beiträge zu 5G als Ortungsmethode, Chemtrails, Chips in den Impfungen und Verbindungen zu der US-Verschwörergruppe «QAnon».

QAnon
Der Buchstabe «Q» steht auch für die Verschwörungserzählung der QAnons. Foto: Christoph Soeder/dpa - dpa-infocom GmbH

Zu ihrer Kandidatur für den Staatsrat schreibt Michèle Courant auf der Seite: «Wir befinden uns in einer politischen Krise.» Mit dem Engagement auf kantonaler Ebene will sie die Bürger vor einer Machtübernahme durch Banken und Pharmaindustrie beschützen. Die Theorie einer geheimen globalen Elite, die alles kontrolliert, ist nicht nur in «QAnon»-Kreisen weit verbreitet.

«Das sind Tatsachen», so Courant

Gegenüber der französischsprachigen Version von «watson» hielt Courant, die ehemals im Informatikdepartement der Universität Freiburg unterrichtete, an diesen Theorien fest. «Das sind Tatsachen», sagte sie kurz nach der Ankündigung ihrer Kandidatur.

Michèle Courant
Michèle Courant will in die Freiburger Kantonsregierung gewählt werden – dank Verschwörungstheorien. - ddirecte.ch

Die klare Stellungnahme auf dem Wahlplakat gegen die Covid-Impfung könnte bei Gegnern des Covid-Gesetzes wohl gut ankommen. Die anderen Verschwörungstheorien könnten aber auch den Zertifikatsgegnern zu weit gehen. Fest steht: Eine Position in der siebenköpfigen Exekutive des Kantons zu ergattern, ist selbst für etablierte Politiker schwierig.

Kein grosses Budget für Wahlkampf

Über ein grosses Budget, um ihre Argumente unter das Volk zu bringen, scheint die Partei jedoch nicht zu verfügen. Der Kanton Freiburg führt bei der Offenlegung der Wahlkampfbudgets nur Beträge über 10'000 Franken auf. «Démocratie directe» ist nirgends aufgeführt, hat also wohl deutlich weniger ausgegeben.

Dennoch ist das Plakat an prominenter Stelle mitten in Freiburgs belebtester Fussgängerzone aufgehängt. Bis am 7. November werden also noch hunderte Menschen täglich daran vorbeilaufen.

Freiburg
Die Rue de Lausanne und Rue de Romont sind die belebteste Fussgängerzone in Freiburg. - keystone

Courant ist aber bei weitem kein Einzelfall. Erst kürzlich machten Neuenburger Mitte-Politiker mit Falschinformationen zur Impfung auf Facebook auf sich aufmerksam. Somit hat der Glaube an Verschwörungstheorien wohl auch in der Schweizer Politik Fuss gefasst.

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