"Mein Herz wird immer der BZE AG gehören"
Richard Kolly geht nach 36 Jahren im Dienst der Gemeinde Emmen in Pension
Das Wichtigste in Kürze
- Richard Kolly stand über 36 Jahre im Dienste der Gemeinde Emmen. Zuletzt als Geschäftsführer der Betagtenzentren Emmen AG.
- Dabei hat er zahlreiche Projekte umgesetzt und war oft Pionier.
- Nun geht er in Pension.
Hansruedi Salzmann, der damalige Heimleiter der Herdschwand, fragte ihn, ob er Interesse hätte, das Betagtenzentrum Alp zu leiten. Josef Zwyer, Sozialvorsteher der Gemeinde Emmen vermochte ihn am 31.12.1985 zu überzeugen. Kugelkopfschreibmaschine, Nasskopierer, ein Büro von 4 m² - so übernahm er die "Alp". Damals schnitt man den Frauen in der Alp noch die Haare ab, weil die Pflege dadurch einfacher war. Alle trugen zudem Überschürzen über den Kleidern. Die Alp war gegenüber der Herdschwand im Nachteil. "Das war eine harte Zeit." Aber, die Alp ist ihm ans Herz gewachsen.
Der Berufsmacher
Auf die Gemeinde Emmen kam dann eine schwere Aufgabe zu: Das Betagtenzentrum Herdschwand musste für über CHF 40 Mio. saniert werden. Das Geld fehlte. Diskutiert wurden ein Verkauf oder eine öffentlich-private Partnerschaft. Dagegen wehrte sich Richard Kolly, der nach der Pensionierung seines Kollegen Hansruedi Salzmann zusätzlich die Leitung der Herdschwand übernommen hatte. Kolly befürchtete einen Qualitätsverlust bei der Betreuung. Ihm schwebte eine andere, damals visionäre Lösung vor: Die Umwandlung von einer öffentlich-rechtlichen Organisation in eine gemeinnützige Aktiengesellschaft. Mit dem damaligen Sozialdirektion Rolf Born und Finanzchef Urs Dickerhof wurde die Idee geprüft und konkretisiert. Mit Erfolg, aus dem Betagtenzentrum Alp und Herdschwand entstand die Betagtenzentren Emmen AG. Für 68 Millionen Franken wurde schliessllich das Emmenfeld Betagtenzentrum erstellt. Das grösste und modernste seiner Art in der Zentralschweiz. Momentan wird in der "Alp" ein Anbau realisiert. Nach dessen Bezug umfasst die Betagtenzentren Emmen AG insgesamt 303 Pflegebetten, 400 Mitarbeitende sowie 60 Lernende.
Mehr als ein Beruf
"Mit Menschen für Menschen arbeiten, das ist das Schönste für mich", fasst Kolly zusammen. Dieser Tätigkeit konnte er in über 36 Jahren im Dienste der Gemeinde Emmen nachgehen. «Unterstützt von meiner Frau Vreny und von vielen kompetenten und engagierten Menschen in und um die BZE AG», betont der Geschäftsführer der Betagtenzentren Emmen AG. Man merkt schnell, dass es für ihn mehr als ein Beruf war. Eine Berufung. Man könnte annehmen, dass die Pensionierung unter diesen Umständen schwer fällt. Er entgegnet: "Jetzt, da bald auch die "Alp" fertig saniert ist, ist es an der Zeit die Häuser zu übergeben. Mein Herz wird aber immer der BZE AG gehören."
An den Berufsweltmeisterschaften in Abu Dhabi haben junge Berufsleute aus der Schweiz 20 Medaillen heimgebracht. Darunter eine Goldmedaille für den Beruf Fachperson Gesundheit. Kaum jemand weiss, dass dieser Beruf im Sitzungszimmer des Alp Betagtenzentrums entstand. Zuvor platzte aber einem Heimleiter der Kragen. Dazu später mehr.
Mit Leuten in Kontakt, die in Not geraten waren
Alles begann als Leiter des Arbeitsamts der Gemeinde Emmen: Damals war die Arbeitslosenversicherung noch nicht obligatorisch. Viele hatten keine Versicherung und kamen dadurch in finanzielle Schwierigkeiten. Richard Kolly kam mit Leuten in Kontakt, die in Not geraten waren. Dies veranlasste ihn ein Studium in sozialer Arbeit zu absolvieren. Seine Ausbildung führte ihn in ein neues Arbeitsfeld: Vom Leiter der Flüchtlingshilfe Zentralschweiz zum Leiter der Indochina- und Polenaktion der Caritas Schweiz. In dieser Funktion war er zuständig für die Unterbringung und Versorgung zahlreicher Flüchtlinge. Das war aber nicht seine endgültige Berufung.
Ende der 90er Jahre hatte er die Nase voll vom Bildungssystem in der Gesundheitsbranche. Damals beruhte es auf Schulen, die den Heimen und Spitälern Praktikanten zuwiesen. Richard Kolly analysierte dann, wie viele der Praktikanten am Ende ihrer Ausbildung angestellt wurden. Von 40 waren es lediglich drei. In der gesamten Branche war das Bild ähnlich. Nur ein Bruchteil blieb in der Langzeitpflege. Damals stand eine grosse Revision des Bildungswesens bevor. Das Timing schien perfekt, eine Berufsbildung im Gesundheitswesen einzuführen. Doch die Stimmung in seinem Umfeld war eine andere.
"Eines wurde mir in der Gesundheitsbranche klar. Man muss die Dinge selber ändern." hält Kolly fest. Wie es der Zufall wollte, gelang es ihm, die richtigen Leute an den Tisch zu holen. Auf dem Plan stand eine neue Berufsbildung zu schaffen: Fachmann/-frau Gesundheit. Das Rote Kreuz, vorher zuständig für diese Ausbildung, machte beim Bund Druck. Es befürchtete Einfluss einzubüssen. Der Bundesrat erwiderte aber: Kein Sonderfall der Gesundheitsbildung mehr. Mit dieser Rückendeckung wurden die Strukturen für die neue Berufsbildung hochgefahren. 2001 startete mit 80 Lernenden ein erster Jahrgang in der Zentralschweiz. Heute zählt die FAGE-Ausbildung zu den erfolgreichsten Berufsbildungen der Schweiz. Mit mehreren Tausend Lernenden.