Gemeindeammann darf bleiben – obwohl er nicht im Dorf wohnt
Der Gemeindeammann von Villnachern wohnt eigentlich 30 km entfernt. Aber der Kanton lässt das gelten.

Das Wichtigste in Kürze
- Der Kanton hat entschieden: Roland König bleibt Gemeindeammann von Villnachern.
- Eigentlich hat er sein Haus verkauft und ist nach Magden gezogen.
- Doch dann hat er in Villnachern eine kleine Wohnung gemietet.
Roland König darf Gemeindeammann von Villnachern AG bleiben – obwohl Zweifel bestehen, ob er überhaupt in Villnachern seinen Wohnsitz hat. Sein Haus hatte König jedenfalls verkauft und zog ins Elternhaus im über 30 Kilometer entfernten Magden AG. Weil er in Villnachern eine Einliegerwohnung mietete, gilt er nun aber dennoch als Dorfbewohner.
Das haben Abklärungen der Gemeinde ergeben, nachdem eine Klage beim Kanton eingereicht worden war. Das Antwortschreiben der Gemeindeabteilung liegt nun «CH Media» vor. Darin heisst es, man könne die Argumentation der Gemeinde «grundsätzlich nachvollziehen».
Erinnerungen an Fall Stocker
Demnach habe König seinen Hauptwohnsitz in Villnachern und die Gemeinde stellte ihm einen Heimatausweis für den Nebenwohnsitz in Magden aus. Königs Frau hat dagegen Magden als Lebensmittelpunkt. Gleichzeitig hat das Paar auch noch ein Ferienchalet in Rougemont VD.

Der Fall erinnert an den ehemaligen Schaffhauser Ständerat Simon Stocker. Dieser musste sein Amt abgeben: Das Bundesgericht hatte entschieden, dass er bei seiner Wahl den Hauptwohnsitz im Kanton Zürich hatte.
Roland König: Spezieller Fall für Villnachern
Die Umstände rund um den Fall König in Villnachern sind in vielerlei Hinsicht speziell. Gemäss eigenen Angaben verbringt Roland König nicht einmal die Hälfte des Jahres im Dorf selbst. Aber den grössten Teil, nämlich etwa 150 Tage. Der Rest verteilt sich auf Magden (140) und Rougemont (100), mit einigen Tagen an mehr als einem Ort.
Für seine Wohnung am Deckerhübel 3 in Villnachern hat König nicht einmal einen eigenen Briefkasten. Seinen Strom- und Wasserverbrauch konnte man nicht verifizieren, weil er lediglich eine Nebenkostenpauschale bezahlt.

Pikanterweise war der Kläger vor seinem Zuzug nach Villnachern selbst im Gemeinderat einer anderen Gemeinde im Bezirk Brugg. Ohne Kontroverse verlief es dagegen ausgerechnet in Magden: Gemeindeammann André Schreyer gab per Ende 2024 sein Amt ab, weil er samt Familie nach Arbon TG zog.
Der Kläger ärgert sich dem Vernehmen nach noch immer. Tröstlich dürfte sein, dass es in Villnachern ab 2026 so oder so keinen Gemeindeammann mehr geben wird. Roland König tritt ab: Aus Altersgründen – und weil die Gemeinde mit Brugg AG fusioniert.