Flugplatz St. Stephan: Zivile Nutzung – und trotzdem Kampfjets?
In der gleichen Woche entscheidet der Bund, der Flugplatz St. Stephan könne nun zivil genutzt werden – und die Luftwaffe werde ihn nutzen. Ein Widerspruch?

Das Wichtigste in Kürze
- Der Bund bewilligt die zivile Umnutzung des Flugplatzes Sankt Stephan.
- Gleichzeitig kündigt die Luftwaffe an, wieder in Sankt Stephan landen zu wollen.
- Gemeindepräsident Patrick Aegerter freut beides.
«Mir war sofort klar: Das wird Fragen aufwerfen», sagt Patrick Aegerter am Telefon.
Der Gemeindepräsident von Sankt Stephan im Simmental vermutet, es sei wohl Zufall gewesen: Innerhalb von 24 Stunden wurde von Bundesstellen gleich zweimal über den Flugplatz Sankt Stephan kommuniziert.
Er habe gewusst, dass letzten Freitag die Kommunikation des Bundes bezüglich der Umnutzung erfolgen werde.
25 Jahre nachdem die Schweizer Luftwaffe ihren Flugbetrieb auf dem Militärflugplatz einstellte, ist es nun offiziell: Der Flugplatz darf für zivile Zwecke genutzt werden.

In Sankt Stephan wird der Entscheid begrüsst. «Das Gelände liegt seit dem Rückzug der Armee brach – und jetzt erhalten wir Planungssicherheit», so Gemeindepräsident Aegerter.
«Dann habe ich am Tag davor gesehen, dass die Luftwaffe ihre Dezentralisierungs-Strategie kommuniziert», erzählt Aegerter weiter. Stillgelegte Militärflugplätze sollen wieder genutzt werden, nämlich diejenigen in Buochs NW, Mollis GL – und Sankt Stephan BE.
Endlich zivil und zurück zum Militär: Ein Widerspruch?
Also endlich zivil und doch auch wieder militärisch: Geht das überhaupt? Das geht, sagt Christian Schubert, Mediensprecher des Bundesamts für Zivilluftfahrt (Bazl): «Das abgeschlossene Umnutzungsverfahren steht nicht im Widerspruch zu den Dezentralisierungsabsichten der Luftwaffe.»
Einerseits würden Aktivitäten der Luftwaffe auf zivilen Flugplatzinfrastrukturen jeweils im Voraus mit dem BAZL abgesprochen.
«Das geht nicht von der einen Minute auf die andere», erklärt Schubert. Ausser in Notfällen, wo immer der Schutz von Menschenleben über allen anderen Vorschriften stehe.

Andererseits verweist Schubert auf den Militärflugplatz Payerne: «Dort koexistieren die zivile und militärische Luftfahrt einwandfrei.»
Luftwaffe in Sankt Stephan: Nicht neu – und sehr willkommen
Auch für den Flugplatz Sankt Stephan sei dies nicht neu, betont Gemeindepräsident Patrick Aegerter: «Die Luftwaffe war schon ab 2019 sporadisch wieder hier und es haben seither einige Übungen zu Trainingszwecken stattgefunden.»
In der Phase der Umnutzungsplanung habe man die gelegentliche Mitbenutzung der Armee bereits berücksichtigt und offen kommuniziert.

Die Gemeinde begrüsse die Rückkehr der Luftwaffe und man habe sich darauf verständigt, dass Übungen nicht während der Ferienzeit stattfinden.
«Damit die Belastung für die Bevölkerung und den Tourismus minimal bleibt», so Aegerter.
Umgekehrt erhofft man sich, dass das Militär die Hotellerie und deren lokale Lieferbetriebe auch ab und zu nutzt.
Das bringe Wertschöpfung in die Region, betont Aegerter: «So ist das ein willkommener Beitrag zur regionalen Wirtschaft, indem es die Saisonalität etwas bricht.»
Kaum Kampfjets erwartet
So glaubt denn Patrick Aegerter nicht, dass die Luftwaffe gross stören würde. Obwohl in den letzten Jahrzehnten sehr viele Nutzungen auf dem Gelände entstanden seien: Fahrkurse für Junglenker, Kiestransporte, die Modellfluggruppe, das Areal soll auch weiterhin eine Plattform für Events sein. «Wir reden beim Flugplatz von einer modernen Allmend.»

Im Rahmen der Umnutzung könne man nun aber auch eine Gewerbezone ausscheiden. «Da haben wir bereits erste Interessenten und erhoffen uns dadurch zusätzliche Arbeitsplätze in die Region zu holen.»
Und all das kommt problemlos an Kampfjet-Starts und -Landungen vorbei? «Es geht ja nicht primär darum, dass Flugbetrieb stattfindet», erklärt Gemeindepräsident Aegerter. «Sondern dass die Truppen üben, ein stillgelegtes Areal in kurzer Zeit wieder aufzubereiten. So wird nur an einzelnen Tagen im Jahr überhaupt ein Kampfjet hier landen.»








