Als höchste Bernerin will Edith Siegenthaler ein Ohr für alle haben

Keystone-SDA Regional
Keystone-SDA Regional

Bern,

Die SP-Grossrätin Edith Siegenthaler steht vor der Wahl zur Grossratspräsidentin und verspricht Neutralität.

Edith Siegenthaler
Edith Siegenthaler sitzt für die SP im Grossen Rat in Bern. - zvg

Die SP-Grossrätin Edith Siegenthaler wird nächste Woche aller Voraussicht nach zur Grossratspräsidentin gewählt. Sie wird sich aus den Debatten raushalten müssen – und will ein offenes Ohr für alle haben.

Den Ratsbetrieb mitgestalten, Klarheit in die Debatten bringen und dafür sorgen, dass die Session reibungslos verläuft: Spricht Edith Siegenthaler über ihre bevorstehende Aufgabe als Grossratspräsidentin, gerät sie ins Schwärmen. «Es ist eine sehr schöne Aufgabe», sagt sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Wenn alles nach Plan läuft, wird die 42-Jährige am nächsten Montag vom Kantonsparlament zur «höchsten Bernerin» gewählt. Diese Wahl ist in der Regel eine reine Formsache. Als Grossratspräsidentin wird Siegenthaler das Berner Kantonsparlament ein Jahr lang leiten.

Von politischen Debatten zurückziehen

Das Amt der Ratspräsidentin zu bekleiden bedeutet aber auch, sich aus den politischen Debatten rauszuhalten. Sie werde sich neutral verhalten, sagt Siegenthaler. «Ich werde für alle Fraktionen ein offenes Ohr haben». Als höchste Bernerin warten zusätzliche Verpflichtungen auf Siegenthaler.

Sie wird zahlreiche Empfänge und Anlässe mit Repräsentationscharakter besuchen. «Ich werde Orte besuchen und Menschen begegnen, die ich sonst kaum kennengelernt hätte». Darauf freue sie sich sehr.

edith siegenthaler
Edith Siegenthaler ist Berner SP-Grossrätin und kandidiert für den Nationalrat. - zVg

Um den Mehraufwand zu bewältigen, hat die promovierte Historikerin ihr Arbeitspensum bei Travail Suisse von 80 auf 60 Prozent reduziert. Beim Dachverband der Arbeitnehmenden arbeitet sie als Geschäftsleiterin und Leiterin Sozialpolitik. Nebenbei ist sie Präsidentin des Mieterinnen- und Mieterverbands Kanton Bern.

Politische Karriere durch Zufall

Politisiert wurde Siegenthaler im Jahr 2003, als in Bern Zehntausende gegen den bevorstehenden Irak-Krieg demonstrierten. «Ich fühlte mich machtlos und wollte mich engagieren».

Wenige Jahre später trat sie der SP bei und machte bei der Partei ein Praktikum. Während der UBS-Rettung war sie deshalb «am Puls des Geschehens». Da habe sie gesehen, «wie historische Ereignisse von der Politik mitgeprägt werden».

Bereits 2013 wurde Siegenthaler, die aus dem bernischen Rapperswil stammt, Co-Präsidentin der SP Stadt Bern. 2016 kam sie in den Stadtrat, 2021 rückte sie für Béatrice Stucki in den Grossen Rat nach.

Zur höchsten Bernerin gewählt

Sie habe ihre politische Karriere aber nicht geplant, winkt sie ab. «Das ist gar nicht möglich». Es sei vor allem Glückssache, man müsse zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein. Siegenthaler ist das bislang gelungen.

Ab nächstem Montag also wird sie das Kantonsparlament präsidieren. Auf die Frage, wie man für dieses Amt in Frage kommt, entgegnet sie: «Die eigene Fraktion und der Grosse Rat müssen einen tragen».

Sicher ist: Es braucht auch ein gewisses Durchsetzungsvermögen. Siegenthaler verfügt offenbar darüber. Es hat ihr vorerst zum Amt als höchste Bernerin verholfen.

Mehr zum Thema:

Kommentare

User #1431 (nicht angemeldet)

Auch wenn ich nicht SP wähle: Frau Siegenthaler wird dem Grossen Rat als Präsidentin sehr gut tun. Sie geht sehr gut auf unterschiedliche Menschen ein, versteht es ausgewogene Kompromisse zu schmieden und dafür das eigene Ego hinten anzustellen. Einziger Wermutstropfen: Sie wird nun ihre Rolle als Präsidentin unseres Mieterverbands im so wichtigen Abstimmungskampf um die Mietinitiative nur im Hintergrund wahrnehmen können. Ich wünsche ihr jedenfalls viel Erfolg und hoffentlich auch etwas Vergnügen.

User #4746 (nicht angemeldet)

Was die Politiker so alles versprechen, obwohl sie genau wissen, dass sie ihre Versprechen NIE einlösen werden; warum auch? Die meisten Wähler merken ja gar nicht, dass sie von der Politik ständig hinters Licht geführt werden. Darum ist die Schweiz - u.s. - auch Hochpreisland.

Weiterlesen

Blatten VS
Noch diese Nacht
Entsorgungsstelle
184 Interaktionen
Autofahrer verärgert

MEHR AUS STADT BERN

YB
12 Interaktionen
«Sehr verdient»
Zahnmedizin
3 Interaktionen
An die Uni
Vorsicht vor Phishing.
4 Interaktionen
Über 70 Fälle
FC Bosporus Aufstieg SFV
2 Interaktionen
Anwalt genommen