In Grossbritannien hat inmitten der schwersten Krise seit Jahrzehnten wegen massiv gestiegener Lebenshaltungskosten die Bereitschaft konservativer Abgeordneter zu lukrativen Nebenjobs eine Kontroverse ausgelöst.
Ex-Finanzminister Kwasi Kwarteng
Ex-Finanzminister Kwasi Kwarteng - AFP
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Aktivisten geben sich als Beraterfirma aus - Ex-Minister fordern 10.000 Pfund pro Tag.

Laut von Aktivisten veröffentlichten Videos verlangten der frühere Finanzminister Kwasi Kwarteng und der ehemalige Gesundheitsminister Matt Hancock Tageshonorare von über 10.000 Pfund (rund 11.400 Euro) für ihre Beratungstätigkeit. Die Aktivisten hatten sich als Vertreter der angeblichen südkoreanischen Beratungsfirma Hanseong Consulting ausgegeben – hinter der aber in Wahrheit die Anti-Brexit-Gruppe Led by Donkeys steckte.

In einem von Led by Donkeys veröffentlichten Videoclip sagte Kwarteng, dass er «nichts unter 10.000 Dollar im Monat machen würde». Im Gespräch mit dem fiktiven Hanseong-Vertreter ging er dann auf britische Pfund über – die mehr wert sind als Dollar – und forderte sogar 10.000 pro Tag. Kwarteng war von Ex-Premierministerin Liz Truss wegen seiner umstrittenen Steuersenkungspolitik im Oktober entlassen worden.

Das von der vorherigen Regierung unter Ex-Premierministerin Liz Truss geschnürte Entlastungs- und Steuersenkungspaket, das mit zusätzlichen Krediten finanziert werden sollte, hatte damals für Panik an den Finanzmärkten und Kurseinbrüche gesorgt. Angesichts der Turbulenzen sah sich Truss zum Rücktritt gezwungen.

Ähnliche Honorarvorstellungen äusserte den Aktivisten zufolge Ex-Gesundheitsminister Hancock. Der konservative Politiker hatte zuvor bereits für Schlagzeilen gesorgt, weil er seine Arbeit als Abgeordneter unerlaubt unterbrochen hatte, um an einer Reality-TV-Show teilzunehmen.

Hancock habe sich bezüglich des offensichtlichen Jobangebots aus Südkorea «völlig korrekt und regelkonform» verhalten, sagte einer seiner Sprecher. Kwarteng äusserte sich zunächst nicht zu der Aktion.

Es sei «ziemlich klar», dass sich das verhandelte Angebot «innerhalb der Regeln» bewegt habe, sagte Kabinettsmitglied Michael Gove dem Nachrichtensender Sky News. «Wirklich wichtig» sei schliesslich, «ob ein Abgeordneter für seine Wähler etwas leistet, ob er alles tut, was er kann, um den Dienst an der Allgemeinheit an die erste Stelle zu setzen».

Die führende Abgeordnete der oppositionellen Labour-Partei, Lucy Powell, hingegen sagte Sky News, sie sei «ziemlich entsetzt und angewidert». Sie forderte, Abgeordneten die Ausübung von Nebenjobs zu verbieten.

Die Angelegenheit könnte auch Premierminister Rishi Sunak in Verlegenheit bringen. Schliesslich hatte er seine Vorgängerin Truss im Oktober mit dem Versprechen abgelöst, «Integrität, Professionalität und Zuverlässigkeit» wiederherzustellen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

RegierungBrexitDollar