Kurz vor der Bundestagswahl geht die Klimaschutzbewegung Fridays for Future (FFF) am Freitag im Rahmen ihres internationalen Klimastreiks auch in mehr als 470 deutschen Städten auf die Strassen.
Proteste von Fridays for Future vor dem Bundeskanzleramt
Proteste von Fridays for Future vor dem Bundeskanzleramt - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Kritik an allen Parteien - Grüne noch «am ambitioniertesten».

Die Aktivistinnen und Aktivisten halten die Klimaziele aller Parteien für zu wenig ehrgeizig, um die Erderwärmung bis Ende des Jahrhunderts auf 1,5 Grad zu begrenzen.

Die TV-Debatte der Spitzenkandidatinnen und Kandidaten vom Donnerstagabend habe noch einmal gezeigt, "dass die Parteien von 1,5 Grad reden, aber keine von ihnen ein 1,5-Grad-Programm hat, schrieb Fridays for Future Germany auf Twitter in einem Protestaufruf. Bereits am Morgen sollten die ersten Aktionen beginnen, die je nach Ort zu unterschiedlichen Zeiten stattfinden.

An der Kundgebung ab 12.00 Uhr in Berlin will auch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg teilnehmen. Es ist der insgesamt achte weltweite Aktionstag von Fridays for Future.

Die FFF-Repräsentantin Luisa Neubauer hob trotz der Kritik an den Parteien die Bedeutung der Bundestagswahl für den Klimaschutz hervor. In der nächsten Jahren würden hierfür wichtige «Weichen» gestellt, sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Deswegen gehe es um «eine Jahrhundertwahl». Neubauer drängte vor allem auf die rasche Abschaltung von Kohlekraftwerken. Bislang sei die Krise nicht hinreichend ernst genommen worden, wobei das Programm der Grünen immerhin «zu den ambitioniertesten» gehöre.

FFF-Sprecherin Carla Reemtsma griff SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz an, der an einem Kohleausstieg erst 2038 festhalten will. "Der müsste vorgezogen werden auf allerspätestens 2030?, so die Klimaaktivistin. Mit seiner Politik in den vergangenen Jahren sei Scholz "definitiv kein Klima-Kanzler", kritisierte Reemtsma in RTL und ntv.

Auf ein Vorziehen des Kohleausstiegs auf 2030 drängten erneut auch die Grünen-Spitzenkandidaten Annalena Baerbock und Robert Habeck. Die Antwort auf die Herausforderungen beim Klimaschutz «kann nicht sein Kohleausstieg bis 2038», kritisierte Habeck im ZDF-«Morgenmagazin» Union und SPD. Neben den Grünen fordert auch die Linkspartei ein Ende der Kohleverstromung innerhalb von zehn Jahren.

«Die nächste Regierung muss eine Klimaregierung werden», forderte Kanzlerkandidatin Baerbock in der «Welt». «Das geht nur mit starken Grünen». «Die Klimakrise verträgt kein weiteres Trödeln», vor allem mit Blick auf die Generationen der Kinder und Enkel, erklärte auch die Berliner Grünen-Spitzenkandidatin Bettina Jarasch.

«Keine halbherzigen Kompromisse mehr ? Die Klimakrise erfordert eine Politikwende», verlangte der Umweltverband BUND. Zur Debatte über Kosten des Klimaschutzes erklärte der BUND-Vorsitzende Olaf Bandt: «Wenn wir jetzt nicht handeln, sind die Kosten viel höher.»

«Jeder Tag, den wir weiter Kohle verbrennen, ist ein Verbrechen», sagte der Arzt und Bestsellerautor Eckart von Hirschhausen dem Magazin «Stern». Die aktuelle grossen Koalition machte er für eine Blockade der Energiewende verantwortlich.

Der Chef des Versicherungskonzerns Allianz, Oliver Bäte, warf allen Parteien Unehrlichkeit beim Klimaschutz vor. «Die Politik muss endlich ehrlich sagen, dass Klimaschutz ohne höhere Kosten bei Mobilität, Energie und teilweise auch Lebensmitteln nicht möglich ist», sagte Bäte dem «Handelsblatt». Dass bedeute «natürlich auch Verzicht».

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