Bei Angriffen auf die Volksgruppe der Hema in der Demokratischen Republik Kongo könnte es sich nach Einschätzung der UNO um Verbrechen gegen die Menschlichkeit oder sogar um Völkermord handeln.
Tausende Menschen flohen vor dem ethnischen Konflikt
Tausende Menschen flohen vor dem ethnischen Konflikt - AFP/Archiv
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Das Wichtigste in Kürze

  • Hunderte Menschen in ethnischem Konflikt seit Dezember 2017 getötet.

Bei mehreren dokumentierten Fällen von Gewalt in der ostkongolesischen Provinz Ituri «könnten zumindest einige der grundlegenden Elemente eines Völkermords» vorliegen, heisst es in einem am Freitag veröffentlichten Bericht der UN-Mission Monusco und des UN-Menschenrechtsbüros im Kongo (UNJHRO).

Mindestens 701 Menschen seien seit Dezember 2017 bei Kämpfen zwischen den Volksgruppen Hema und Lendu getötet worden, heisst es in dem Bericht. 142 Menschen seien zudem Opfer sexueller Gewalt geworden. Bei den meisten Opfern handele es sich um Angehörige der Hema-Volksgruppe.

Der UN-Bericht dokumentiert eine Reihe von Gräueltaten: Demnach vergewaltigten die Angreifer Frauen, ermordeten Schulkinder, plünderten ganze Dörfer und brannten sie im Anschluss nieder. Frauen und Kinder seien mit Macheten enthauptet und Körperteile der Opfer als Kriegstrophäen abgetrennt worden.

Die Grausamkeit dieser Angriffe spiegele den Wunsch der Angreifer wider, «der Hema-Volksgruppe ein dauerhaftes Trauma zuzufügen und sie zur Flucht ohne Wiederkehr zu zwingen», heisst es in dem Bericht.

Die Konflikte zwischen den nomadischen Viehhirten der Hema und den sesshaften Ackerbauern der Lendu reichen weit zurück. Ende der 1990er Jahre arteten Landstreitigkeiten erstmals in einen blutigen Konflikt aus. Zwischen 1999 und 2003 starben zehntausende Menschen.

Mit dem Einschreiten der EU-Eingreiftruppe Artemis im Juni 2003 endete das Blutvergiessen vorerst. Doch inzwischen ist der Konflikt wieder aufgeflammt. Nach UN-Angaben flüchteten seit Februar 2018 fast 57.000 Menschen nach Uganda, mehr als 556.000 flohen in benachbarte Regionen.

Der UN-Bericht übt auch Kritik an den kongolesischen Sicherheitskräften, die seit Februar 2019 in die Region entsandt wurden. Armee und Polizei seien nicht in der Lage gewesen, die Gewalt zu stoppen. Sie seien im Gegenteil selbst für Misshandlungen, aussergerichtliche Hinrichtungen, sexuelle Gewalt und willkürliche Verhaftungen verantwortlich.

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