Das EU-Parlament hat den in China inhaftierten uigurischen Regierungskritiker Ilham Tohti mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit ausgezeichnet.
Auszeichnung mit dem Sacharow-Preis
Auszeichnung mit dem Sacharow-Preis - AFP
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Regierungskritiker Ilham Tohti wurde mit dem Sacharow-Preis ausgezeichnet.
  • Der 50-Jährige wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.
  • Die Tochter des Inhaftierten nimmt den Preis im EU-Parlament entgegen.

Tohtis Tochter Jewher Ilham nahm die Auszeichnung am Mittwoch in Strassburg stellvertretend für ihren Vater entgegen. Der 50-Jährige gehört zur mehrheitlich muslimischen Minderheit der Uiguren, die Menschenrechtsaktivisten zufolge in der Volksrepublik massiv unterdrückt wird.

Stimme der Mässigung

Tohti gilt im Konflikt der chinesischen Zentralregierung mit der muslimischen Minderheit der Uiguren als Stimme der Mässigung. Dennoch wurde er 2014 zu lebenslanger Haft verurteilt. «Die chinesischen Behörden nannten ihn 'Separatist' und sperrten ihn weg», sagte seine Tochter Jewher Ilham bei der Preisübergabe. Dabei habe er den Dialog gesucht, um die Probleme der uigurischen Minderheit in China anzusprechen.

Thoti wurde beschuldigt, sich gegenüber seinen Studenten positiv zu gewaltbereiten uigurischen Aktivisten geäussert zu haben. Der Prozess zog scharfe Kritik ausländischer Regierungen und Menschenrechtler auf sich: Peking habe so einen Kritiker seiner Politik gegenüber den Uiguren zum Schweigen bringen wollen.

Umerziehungslager mit Uiguren und Muslimen

Experten werfen Peking massive Menschenrechtsverletzungen in der mehrheitlich uigurischen Provinz Xinjiang im Nordwesten Chinas vor. Mehr als eine Million Uiguren und andere Muslime befinden sich dort in Umerziehungslagern. Dort werden sie demnach willkürlich festgehalten und teils misshandelt. Nachdem die Regierung in Peking die Existenz der Lager zunächst bestritten hatte, spricht sie heute von «Berufsbildungszentren» zur Deradikalisierung.

Jewher Ilham schloss in ihrer Ansprache im EU-Parlament an den mässigenden Kurs ihres Vaters an: «Es geht nicht darum, China zu bekämpfen, sondern darum, Menschenrechte zu schützen», sagte die 25-Jährige.

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